Wer war William H. Taft?
Das Scheitern eines Schwergewichts im Amt des Präsidenten
Mütter sind in aller Regel stolz, wenn ihre Söhne höchste Positionen anstreben. Nicht so Louisa Maria Torrey Taft, die Mutter des späteren amerikanischen Präsidenten William Howard Taft. Die Tochter eines Kaufmanns aus Boston riet ihrem Sprössling ab, sich irgendwann um das höchste Amt der Vereinigten Staaten zu bewerben. Ihre Biographen schildern sie als neugierig und energiegeladen und als eine Frau, die ihre Familie häufiger auf Pfade führte, die recht abenteuerlich waren. Aber auch William H. Taft neigte während seiner vierjährigen Amtszeit zwischen 1909 und 1913 zu ungewöhnlichen Aktionen. So ist überliefert, dass er sich wegen seiner Körperfülle eine riesige Badewanne im Weißen Haus installieren ließ und dass er der einzige amerikanische Präsident war, der einen Billard-Profi zu einem Schaukampf einlud. Und so ganz neben ließ er im Garten des Weißen Hauses eine Kuh namens „Pauline Wayne“ zur eigenen Milcherzeugung grasen.
Steckbrief: William H. Taft
- Name: William H. Taft
- Geburtsdatum: 15. September 1857
- Geburtsort: Cincinnati, Ohio, Vereinigte Staaten
- Ehepartnerin: Helen Herron Taft (verh. 1886–1930)
- Kinder: Robert A. Taft, Helen Taft Manning, Charles Phelps Taft II
- Eltern: Alphonso Taft, Louise Taft
- Geschwister: Horace Dutton Taft, Henry Waters Taft, Charles Phelps Taft, Peter Rawson Taft II, Mary Taft, Frances Louise Taft
- Sternzeichen: Jungfrau
- Sterbedatum: 8. März 1930
- Sterbeort: Washington, D.C., Vereinigte Staaten
Kindheit und Jugend
Der Vater war Kriegsminister im Kabinett des Präsidenten Grant
William Taft wuchs mit fünf Geschwistern in dem kleinen Ort Mount Auburn, einem Vorort von Cincinnati /Ohio, auf. Einer hügeligen Landschaft, von der der Schriftsteller Charles Dickens schwärmte, sie sei von „bemerkenswerter Schönheit“. Aus einer ersten Ehe hatte sein Vater Alphonso zwei Brüder in die Ehe mit seiner Frau Louisa Maria gebracht. Alphonso Taft hatte irische Wurzeln und seine Vorfahren stammten aus der Grafschaft Louth. Er führte ein bewegtes Leben, war Jurist, Diplomat und als Politiker während der Präsidentschaft des Ulysses S. Grant Kriegsminister. Während seiner Zeit als Generalstaatsanwalt der Vereinigten Staaten vertrat er die Ansicht, dass man den Afroamerikanern und ehemaligen Sklaven seines Landes nicht durch Einschüchterung oder Gewalt das Wahlrecht verweigern könne. Als Gesandter arbeitete Taft in Russland und Österreich/Ungarn.
Das Bekenntnis zur Unitarischen Kirche und Sympathien für den Tanz
Alphonso Tafts erste Frau Fanny starb im Juni 1852. Am 2. Weihnachtstag des Jahres 1853 ging er mit Louisa Maria, Williams Mutter, eine zweite Ehe ein. Diese war eine entfernte Cousine ihres Mannes. Die Familie Taft bekannte sich zur Unitarischen Kirche, die die Göttlichkeit des Jesus von Nazareth ablehnte und sich in Amerika vor allem in den Neuengland-Staaten ausbreitete. William, der das Licht der Welt erblickte als sein Vater bereits 47 Jahre alt war, betrachtete diesen Mann als ein großes Vorbild.
Er sah im Familienoberhaupt einen Menschen mit vielen Tugenden. Später schildete er ihn als „vernünftig, freundlich, sanft und viktorianisch“. Der Senior hatte im Stadtrat von Cincinnati gearbeitet, bekannte sich zu den Grundsätzen der Republikaner und hielt seine Gefühle fast immer unter strenger Kontrolle. William hatte zwar schon als Kind mit seiner Fettleibigkeit zu kämpfen, was ihn aber nicht davon abhielt, mit großer Begeisterung Basketball zu spielen und Sympathien für das Tanzen zu entwickeln.
Ausbildung und Studium
Bereits in jungen Jahren große Probleme mit dem Gewicht
Da sein Vater vermögend war, konnte es sich die Familie Taft leisten, ihren Sohn in einer privaten Schule in Cincinnati anzumelden. Seine Zeit an der Woodward High School schloss William im Jahr 1874 als Zweitbester seiner Klasse mit einem Notendurchschnitt von 91,5 von 100 möglichen Punkten ab. Der Sport war für ihn weiterhin die große Leidenschaft, obwohl er mit seiner Größe und seiner stattlichen Figur einige Mühe hatte, beim Baseball oder bei der Leichtathletik mitzuhalten. Das enorme Übergewicht sollte ihn ein Leben lang begleiten, doch in seiner Umgebung waren die meisten davon überzeugt, dass William Howard Taft dies nicht sonderlich störte. Er verschlang schon in jungen Jahren große Mengen Fleisch mit Begeisterung. Auf Anraten seines Vaters begann er sein Studium der Rechtswissenschaften an der Yale University und an der University of Cincinnati Law School. Nebenbei arbeitete er als Gerichtsreporter. Seine Anwaltsprüfung bestand William Howard Taft im Mai 1880.
Die permanente Angst, den Erwartungen nicht gerecht zu werden
William Taft lebte während seiner schulischen Ausbildung und seines Studiums mit der permanenten Angst, den hohen Erwartungen seiner Eltern nicht gerecht werden zu können. Als er bei einer Abschlussfeier seiner Schule ausgewählt wurde, eine Rede zu halten, beschäftigte er sich mit dem Wahlrecht für Frauen und lobte dabei seine Eltern. Nach Zulassung als Rechtsanwalt arbeitete William Taft zunächst als Assistent in einem Büro im Hamilton County und dann als Anwalt in seiner eigenen Kanzlei in Cincinnati. In seiner Heimatstadt wurde er zum Richter am Superior Court berufen. Inzwischen war bei ihm das Interesse an der Politik geweckt worden. Wohl auch deshalb, weil er sich bewusst war, aus einer angesehenen Familie von Politikern zu stammen. Der Jurist bekannte sich, wie sein Vater, zur Partei der Republikaner.
„Nellie“ und die Erinnerung an den Besuch im Weißen Haus
Im Jahr 1886 trat die 28-jährige Helen „Nellie“ Herron in das Leben des William Taft. Sie war in Cincinnati aufgewachsen, hatte ebenfalls eine Privatschule besucht und dann Musik studiert. Bei einer gemeinsamen Rodelparty stellten die beiden jungen Leute fest, dass sie einige gemeinsame intellektuelle Interessen hatten. „Nellie“ nannte ihren späteren Mann „Will“. Mit Begeisterung erzählte sie ihm von einem Besuch im Weißen Haus. Dorthin hatte sie als Siebzehnjährige ihren Vater, einen ehemaligen Partner des amtierenden Präsidenten Rutherford B. Hayes, nach Washington begleitet und war fasziniert vom Flair der Residenz und von der Aura der Macht. Im Überschwang der Gefühle soll der Teenager danach gesagt haben, sie werde einen künftigen Präsidenten heiraten und dann Amerikas First Lady sein. Sie sollte an der Seite von William Taft ihr Ziel erreichen.
Ehe und Kinder
Dank der Vita des Vaters Karrieresprünge als Staatsanwalt
Am 19. Juni 1886 heirateten William und „Nellie“ im Hause ihrer Eltern in Cincinnati. 25 Jahre später feierte das Paar mit viertausend Gästen im Garten des Weißen Hauses die Silberne Hochzeit. Die junge Braut begleitete mit Wohlwollen den beruflichen Aufstieg ihres Ehemannes und schenkte drei Kindern das Leben. Ihre Tochter Helen widmete sich eines Geschichts-Studiums und ihre beiden Söhne Robert und Charles folgten den Spuren des Vaters und wurden Politiker. Robert brachte es zum Senator und wurde ein innerparteilicher Rivale des späteren Präsidenten Dwight D. Eisenhower.
Nicht zuletzt dank der politischen Vita seines Vaters wurde William Taft im Jahr 1881 beruflich als Jurist aufgewertet. Er erhielt die Position des stellvertretenden Staatsanwalts in Hamilton County/Ohio. Eine weitere Stufe auf der Karriereleiter war die Berufung zum Richter am Cincinnati Superior Court, doch insgeheim träumte Taft von einem Sitz am Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten. Ab 1890 stand er als Generalstaatsanwalt in Washington dem späteren Präsidenten Theodore Roosevelt nahe und hatte sich im öffentlichen Dienst einen guten Namen gemacht.
Politischer Aufstieg
Die Türen der Politik öffneten sich für Taft auf den Philippinen
Tafts Frau „Nellie“ war nicht unbedingt begeistert, als ihr Mann im Jahr 1892 den ehrenhaften Job eines Richters am amerikanischen Berufungsgericht annahm und auch zum Professor für Recht an der University of Cincinnati ernannt wurde. Insgeheim hatte sie gehofft, dass William Taft weitere Türen in der Politik geöffnet würden. Die juristischen Ambitionen ihres Mannes genügten ihr offensichtlich nicht, denn sie hatte weiterhin das Weiße Haus als Endstation Sehnsucht im Blick. Als dann eines Tages ein Telegramm von Präsident McKinley eintraf, bekamen ihre Hoffnungen neue Nahrung. Doch Taft wurde lediglich zum Vorsitzenden einer Kommission berufen und dann zum Zivilgouverneur der Philippinen berufen. Aus dem Spanischen-Amerikanischen Krieg war das ostasiatische Inselreich zum US-Protektorat geworden. Präsident McKinley erhoffte sich durch die Arbeit und Intervention des gewieften Juristen und Politikers Taft dort die Bildung einer Zivilregierung.
Die Berufung zum Schlichter im Konflikt auf den Philippinen
William Taft zögerte eine Weile, ehe er seine Bereitschaft für diesen heiklen Job in Manila signalisierte. Einige Politiker der Republikanischen Partei hatten ihm zu verstehen gegeben, dass mit dieser Aufgabe auf den Philippinen der Aufstieg in höchste amerikanische Ämter verbunden sein könnten. Als Taft dann in Manila eintraf, tobte dort eine Rebellion philippinischer Nationalisten unter der Führung ihres Helden Emilio Aguinaldo. In diesem blutigen Konflikt versuchte William Taft zu vermitteln.
Er machte sich auf den Philippinen um den Aufbau eines funktionierenden Schulsystems verdient und genoss im Laufe der Zeit mehr und mehr das Leben in diesem tropischen Land. Er lebte mit Frau und drei Kindern hier wie ein König. Als sich die Lage auf den Inseln einigermaßen beruhigt hatte, machte er sich daran, für die Philippinen eine Verfassung auf den Weg zu bringen. Die sogenannten „Bill of Rights“ ähnelten der amerikanischen Verfassung. Allerdings fehlte dabei das Recht auf ein Gerichtsverfahren durch eine Jury.
Ein Vertrag mit dem Vatikan zugunsten philippinischer Bauern
Während seiner Zeit in Manila verhandelte William Taft unter anderem mit dem Vatikan in Rom. Dabei ging es um den Besitz der kulturell und materiell wertvollen Klöster auf den Philippinen. Der Gouverneur war wohl ein geschickter Verhandlungspartner, denn er überzeugte den Vatikan, den Amerikanern Liegenschaften in der Größenordnung von 390.000 Morgen für 7,2 Millionen Dollar abzutreten. Dieses Geschäft kam insbesondere philippinischen Bauern zugute, die das Land über ausgesprochen günstige Hypotheken erwerben konnten. Außerdem organisierte Taft ein System des öffentlichen Dienstes und sorgte dafür, dass auf vielen Schulen in der englischen Sprache unterrichtet wurde.
Während seiner Zeit in diesem fernen Land erhielt Taft durch den amtierenden Präsidenten Theodore Roosevelt das Angebot, zum Obersten Gerichtshof der USA zu wechseln. Doch diesen Aufstieg lehnte er ab und reiste im Jahr 1907 noch einmal nach Asien, um bei der konstituierenden Sitzung der Philippinischen Versammlung eine Rede zu halten. Die Unabhängigkeit erreichte das Land erst nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs.
Erfolge als Diplomat und der Vertraute des Präsidenten Roosevelt
Mittlerweile hatte William Taft das amerikanische Amt eines Kriegsministers übernommen und damit jene Position, die bereits sein Vater während der Präsidentschaft des Ulysses S. Grant ausfüllte. Das zunächst eher eisige Verhältnis des schwergewichtigen Mannes mit Theodore Roosevelt hatte sich im Laufe der Jahre völlig verändert. Beide fühlten sich in einer Art Freundschaft miteinander verbunden. William Taft war nun so etwas wie ein Chefagent des Präsidenten. Ein Vertrauter, der immer dann zur Stelle war, wenn es galt, Probleme in den Griff zu bekommen. In dieser Aufgabe war er ständig unterwegs. Er bewährte sich als Diplomat in Japan und auf Kuba und inspizierte den Start der Bauarbeiten des für die USA so wichtigen Panamakanals. Im Jahr 1905 machte er sich als Friedensstifter zwischen Russland und Japan beim Kongress von Portsmouth verdient. Als auf Kuba eine Revolution drohte, ernannte der Präsident den Diplomaten auf der Insel vorübergehend zum Gouverneur.
Die hohen Reisekosten sorgten für kritische Fragen durch die Presse
In den Vereinigten Staaten gab es Stimmen, die sich nach den enormen Reisekosten des William Taft erkundigten. Immerhin war der während seiner diversen Missionen in vier Jahren an mehr als 255 Tagen im Einsatz. Die kritischen Fragen der amerikanischen Presse waren nicht so ganz unberechtigt, denn Taft nahm in dieser Zeit stets seine Frau „Nellie“ mit auf Reisen und wurde hin und wieder auch von seinen Kindern begleitet. Um diese Stimmen verstummen zu lassen, bat Präsident Roosevelt seinen Parteifreund, einen Teil der Kosten durch dessen vermögenden Bruder Charles finanzieren zu lassen. Der hatte eine reiche Erbin aus Ohio geheiratet und fand eine Lösung, indem er seinem Bruder William tausend Aktien der Cleveland Gas Company zur Verfügung stellte. Aus den Dividenden schöpfte dieser dann jährlich rund achttausend Dollar, was zu diesen Zeiten eine erhebliche Summe darstellte.
Der „dickste amerikanische Politiker aller Zeiten. . .“
William Taft scharte nun einen kosmopolitischen Freundeskreis um sich. Er war erfahren und weltgewandt. Aber er galt auch als „dickster amerikanischer Politiker aller Zeiten“. Die Karikaturisten seiner Zeit demütigten ihn mit ihren Zeichnungen und sein Appetit war unerbittlich. Spätestens nach der Jahrhundertwende sorgte er sich um seine Gesundheit und verzichtete nunmehr darauf, sich bereits zum Frühstück ein 12-Unzen-Steak servieren zu lassen. Seine Haushälterin Elizabeth Jaffray sagte später: „Er mochte jede Art von Essen mit Ausnahme von Eiern.“ Eines Tages folgte William Taft der Empfehlung seines Hausarztes und entschied sich für die an Kohlenhydrate arme Atkins-Diät. Doch dies war nur eine vorübergehende Maßnahme, und als Taft das Amt des Präsidenten annahm, soll er um die 350 Pfund auf die Waage gebracht haben. Immerhin führte er ein Tagebuch über das, was er aß und wieviel er wog.
Ein Walzer für den Kandidaten: „Unser guter und ehrlicher Taft“
Der Mann, der seinem Arzt in einem Brief mitteilte, er sei „ständig hungrig“, hatte aber noch immer Appetit auf einen weiteren Schritt auf der politischen Karriere-Leiter. Theodore Roosevelt war amtsmüde und hatte seinen Verzicht auf eine weitere Kandidatur öffentlich gemacht. In William Taft sah er seinen Nachfolger. Bei einem Dinner im Weißen Haus scherzte er im Vorfeld der Wahlen des Jahres 1909, er habe die Gabe, in die Zukunft sehen zu können. Und er sehe über William Tafts kräftigem Haupt etwas baumeln. Allerdings sei er sich nicht sicher, ob es sich dabei um einen Sitz im Obersten Bundesgericht oder gar um die Präsidentschaft handele.
Er fügte dann an: „Lassen Sie es den Supreme Court sein.“ Worauf Tafts Frau „Nellie“ rief: „Es soll die Präsidentschaft sein…“ Und so kam es, denn ihr Mann wurde 1908 zum Kandidaten für das höchste Amt der Amerikaner nominiert. Roosevelt hatte seine Freunde der Republikanischen Partei motiviert, sich für Taft ins Zeug zu legen. Dessen Wahlkampf-Slogan lautete: „Our good and honest Taft“. Eine gewisse Annie R. Walln Bassett hatte ihn mit der Komposition eines Walzers begleitet, der den Titel trug: „Unser guter und ehrlicher Taft.“
Präsidentschaft
„Ohne seine Frau hätte er niemals für das Amt kandidiert. . .“
Am 4. März 1909 wurde William Howard Taft als 27. Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt. Er hatte sich gegen den zum dritten Mal gescheiterten Demokraten William Jennings Bryan mit dem klaren Vorsprung von 1,2 Millionen Stimmen durchgesetzt. Nachdem der neue Amtsinhaber das Weiße Haus erreichte, ließ er sich in einen Sessel fallen und murmelte – nach Aussage von zwei Bediensteten: „Jetzt bin ich Präsident und ich habe es satt, immer nur herumgestoßen zu werden.“
In einer Zeitung war später zu lesen: „Ohne seine Frau hätte Mister Taft niemals für das Präsidentenamt kandidiert.“ „Nellie“ Taft war nun „First Lady“ und am Ziel ihrer Teenager-Träume. Aber lediglich acht Wochen nach der Amtseinführung erlitt sie einen Schlaganfall, dessen Folgen sie mit großem Ehrgeiz und einem eisernen Willen bekämpfte. Beim Neujahrsempfang erschien sie in einem wallenden weißen Kleid und war gemeinsam mit ihrer Tochter Mittelpunkt der Washingtoner Gesellschaft. Ihr war es auch zu verdanken, dass in der Hauptstadt am Gezeitenbecken japanische Kirschenbäume gepflanzt wurden.
Wenig Gespür für die Gegensätze in seiner Republikanischen Partei
Für William Taft war es keine leichte Aufgabe, in die Fußstapfen des beliebten Theodore Roosevelt zu treten. Auch deshalb war dies schwierig, weil seine Demokratische Partei gespalten war zwischen den Vertretern einer progressiven Linie der westlichen Politiker und denen, die im Osten des Landes eine konservative Ausrichtung befürworteten. Schon bald spürten es viele Beobachter, dass dieser neue Präsident kaum in der Lage war, diese Fraktion zu vereinen. Ihm fehlte offenbar das Gespür für derlei Gegensätze und es mangelte ihm an einem administrativen Talent. Auch die freundschaftlichen Bande zu Theodore Roosevelt waren gerissen, weil beide Seiten erkannten, dass sich diese Verbundenheit in guten Zeiten lediglich auf politische Themen bezog.
William Taft verstrickte sich während seiner vierjährigen Präsidentschaft immer wieder in Grabenkämpfe und in der Partei der Republikaner mehrten sich die Stimmen, die davon sprachen, dass er keine gute Wahl war. Auch William Taft wurde mehr und mehr amtsmüde. „Die Politik macht mich krank“, war von ihm häufiger zu vernehmen. Und als sein Vorgänger Roosevelt von einer ausgedehnten Safari durch Afrika heimkehrte, wurde der Ex-Präsident gedrängt, sich gegen Taft zu stellen. Roosevelt ließ dann durchblicken, dass er doch noch einmal für eine Amtszeit kandidieren werde.
Amtsende und Nachleben
Eine vernichtende Niederlage beim Konvent der Republikaner
Diese Ankündigung führte zum endgültigen Bruch zwischen Taft und Roosevelt. Der schaffte es beim Konvent der Republikaner zwar nicht, für eine weitere Amtszeit nach 1913 nominiert zu werden, doch auch die Bewerbung von William Taft scheiterte. Kein amtierender Präsident vor und nach ihm wurde im Stimmenverhältnis beim Nominierungs-Kongress so sehr abgestraft, wie dieser schwergewichtige Mann. Er gewann lediglich acht Wahlstimmen, verglichen mit 88 für Roosevelt und 435 für den späteren Präsidenten Woodrow Wilson. Für Taft war diese Aufgabe eine Nummer zu groß und zu den wenigen Höhepunkten seiner Amtszeit zählte der Eintritt von New Mexico und Arizona in den Bund der Vereinigten Staaten. Als seine Demission als amerikanischer Präsident unumstößlich war, wirkte William Taft wie befreit, zog sich ins Privatleben zurück und war bis 1921 als Professor für Verwaltungsrecht an der Yale University tätig.
Ein erfüllter Lebenstraum: Oberster Richter der Vereinigten Staaten
Tafts eigentlicher Lebenstraum erfüllte sich erst im Jahr 1921. William Taft wurde zum Obersten Richter der Vereinigten Staaten ernannt. Von der Position des Vorsitzenden im Supreme Court hatte er geträumt – nicht aber vom Aufstieg zum amerikanischen Präsidenten. Neun Jahre lang wirkte er in diesem Amt, und er war der einzige, der es in den USA zum Präsidenten und zum Obersten Richter brachte. Kraft seiner Position vereidigte Taft die Präsidenten Calvin Coolidge im Jahr 1925 und Herbert Hoover vier Jahre später. Seine Zeit im höchsten Staatsamt hatte er offensichtlich verdrängt, und eines Tages soll er gesagt haben: „Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals Präsident gewesen zu sein.“ Immerhin war er als Chef im Weißen Haus der erste amerikanische Staatschef, der auf einem Golfplatz zu finden war.
Im Übrigen meldete er sich, wie seine beiden Brüder und sein Vater, als Freimaurer in der Kilwinning Lodge in Cincinnati an. Er starb am 8. März 1930 in seinem Haus in Washington wohl auch an den Folgen seines Übergewichts. Er litt in den letzten Jahren unter Erkrankungen des Herzens, unter Bluthochdruck und an Blasenentzündungen. William Taft fand seine letzte Ruhestätte auf dem Nationalfriedhof Arlington. Seine Frau „Nellie“ bewahrte sich ihre Liebe zum Reisen und zur klassischen Musik und starb am 22. Mai 1943. In Cincinatti erinnert heute die William Howard Taft National Historic Site mit einem Museum an das Leben dieses Mannes und seiner Familie.
Häufige Fragen und Antworten
Wann ist William H. Taft gestorben?
Am 8. März 1930.
Wo wurde William H. Taft geboren?
In Cincinnati/Ohio.
Wann war William Howard Taft Präsident der USA?
Zwischen 1909 und 1913.