Wer war John Tyler?
Der erste nicht vom Volk gewählte Präsident der USA
Ein Tag im Frühjahr des Jahres 1841 veränderte das Leben des John Tyler. Als er in den Morgenstunden des 5. April auf seinem Familiensitz in Williamsburg, der Hauptstadt der Kolonie Virginia, einen ersten Kaffee zu sich nahm, überbrachte ihm ein Bote die Nachricht vom plötzlichen Tod des amerikanischen Präsidenten William Henry Harrison. Der war genau einen Monat im Amt und hatte sich bei seiner Vereidigung geweigert, weder einen Mantel, noch einen Hut oder gar Handschuhe zu tragen. Und dies, obwohl das Thermometer an diesem 4. März 1841 gerade einmal acht Grad anzeigte und ein heftiger Wind in Washington wehte. Und als dann auch noch ein Eisregen einsetzte, verbot der soeben gewählte Präsident der Vereinigten Staaten seiner Umgebung, einen Schirm aufzuspannen. Drei Wochen später stellte sich bei Harrison eine Lungenentzündung ein, der er kurz darauf erlag. Und so musste sich sein Vizepräsident John Tyler darauf vorbereiten, das höchste Amt im Staate zu übernehmen.
Diese Aufgabe traf John Tyler wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Laut der amerikanischen Verfassung gab es eigentlich keinen Zweifel daran, dass der Vizepräsident die Rolle des Präsidenten übernahm, sofern dieser durch Tod oder Krankheit nicht in der Lage war, sein Amt ausführen. Und so kam es, dass Tyler ins Weiße Haus wechselte, obwohl er nicht das Votum seiner Wähler erhalten hatte. Er war der erste nicht vom Volk gewählte Präsident der Vereinigten Staaten, und Historiker hegen noch immer Zweifel daran, ob dieser John Tyler, der zehnte Präsident in der Geschichte der Vereinigten Staaten, dieser Aufgabe gewachsen war. Vielmehr gab es bereits während seiner knapp vierjährigen Amtszeit etliche Kritiker. Viele Amerikaner konnten sich des Gefühls nicht erwehren, dass diesem Mann die politischen Fähigkeiten fehlten, um ein starker Führer der Nation zu sein. Außerdem mangelte es ihm offensichtlich an Temperament.
Steckbrief: John Tyler
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Name: John Tyler
- Geburtsdatum: 29. März 1790
- Geburtsort: Charles City County, Virginia, Vereinigte Staaten
- Eltern: John Tyler Senior, Mary Armistead
- Ehefrau: Julia Tyler, Letitia Tyler
- Kinder: Mary, Robert, John, Letitia, Elizabeth, Anne, Alice, Tazewell, David, John Alexander, Julia, Lachlan, Lyon, Robert Fitzwalter und Pearl Tyler
- Todesdatum: 18. Januar 1862
- Sterbeort: Richmond, Virginia, Vereinigte Staaten
- Grabstätte: Hollywood Cemetery, Richmond, Virginia, USA
- Sternzeichen: Widder
Kindheit und Jugend
Der Sohn einer wohlhabenden und kinderreichen Pflanzerfamilie
John Tyler wurde am 29. März des Jahres 1790 im Charles City County im Bundesstaat Virginia geboren. Und zwar als sechstes von insgesamt acht Kindern einer wohlhabenden Pflanzerfamilie. Er wuchs in einer Region auf, die im Amerika des ausklingenden 18. Jahrhunderts ein britisches Gepräge hatte. Die kleine Stadt in der Grafschaft wurde von der Virginia Company, einem Zusammenschluss zweier Aktiengesellschaften, gegründet und benannte sie nach Prinz Charles, dem späteren König Karl I. von England. John Tylers Vater war ein Jugendfreund des Präsidenten Thomas Jefferson und ein Sympathisant der Amerikanischen Revolution. Bis zum Jahr 1786 hatte er einen Sitz im Repräsentantenhaus von Virginia und wurde dann Richter am Obersten Strafgerichtshof dieses Bundesstaates. Tylers Mutter Mary kam ursprünglich ebenfalls aus einer Familie von Pflanzern. Ihr Sohn John war bereits in jungen Jahren davon überzeugt, dass die Verfassung seiner Heimat ein hohes Gut war. Während seiner gesamten politischen Karriere trat er für eine strenge Auslegung der Verfassung ein.
Ausbildung und Studium
Mit 19 Jahren arbeitete John Tyler bereits als Rechtsanwalt
Zwischen 1802 und 1807 besuchte John Tyler in seiner Heimatstadt das College of William & Mary. In der Rechtswissenschaft sah er seine Berufung und wurde durch seinen Vater und einem Cousin mit den juristischen Gepflogenheiten vertraut gemacht. Sein Vater John Senior besaß eine Tabakplantage von über tausend Morgen und ein paar Dutzend Sklaven, die auf den Feldern arbeiteten. Im Alter von sieben Jahren verlor John Junior seine Mutter, die einen Schlaganfall nicht überstand. Schon mit neunzehn Jahren arbeitete der spätere amerikanische Präsident als Rechtsanwalt in der Hauptstadt Richmond. Fast gleichzeitig trat sein Vater das Amt des Gouverneurs von Virginia an. So kam dessen Sohn fast zwangsläufig mit der Politik in Berührung, und der nutzte seine Kontakte, um sich erfolgreich um einen Sitz im Virginia House of Delegates zu bewerben. Dies war sein erster Schritt auf der politischen Karriereleiter. Wenig später starb John Tylers Vater, und sein Sprössling erbte ein beträchtliches Vermögen.
Ehen und Nachkommen
Letitia war die erste First Lady, die im Weißen Haus starb
In dieser Zeit lernte John Tyler eine junge Frau aus einer Familie kennen, die stolz darauf war, zum alles beherrschenden Clan von Virginia zu gehören. Letitia wurde auf einer Plantage in Tidewater/Virginia geboren. Sie wurde von Zeitzeugen als zurückhaltend und ruhig beschrieben und gebar im Laufe ihrer Ehe mit John Tyler acht Kinder, von denen sieben die frühen Jahre überlebten. Doch nach ihrer letzten Schwangerschaft erlitt Letitia einen paralytischen Schlaganfall, der sie zeitweilig an einen Rollstuhl fesselte. Als ihr Mann als Präsident der Vereinigten Staaten ins Weiße Haus einzog, verließ die First Lady selten den Wohnbereich in der ersten Etage. Es heißt, dass sie nur einmal im Erdgeschoss anzutreffen war, als ihre Tochter Elisabeth im Jahr 1842 heiratete. Sie mied das Rampenlicht während des politischen Aufstiegs ihres Mannes und las häufig die Bibel. Am Abend des 10. September 1842 schloss Letitia Tyler nach einem neuerlichen Schlaganfall für immer die Augen. Sie war die erste First Lady, die im Weißen Haus starb.
An Bord der USS Princeton explodierte eine Kanone
Im Juni 1844 entschied sich John Tyler zum zweiten Mal für den Stand einer Ehe. Er trat mit Julia Gardiner, der Tochter eines angesehenen Senators, vor den Traualtar. Julia hatte in sehr jungen Jahren intensiv Europa bereist und war unter anderem in Rom Papst Leo vorgestellt worden. Unter anderem sagte man ihr kurze Romanzen mit einem deutschen Baron und einem belgischen Grafen nach. Gemeinsam mit ihrem Vater David und ihrer Schwester nahm sie am 28. Februar 1844 an einer Kreuzfahrt über dem Potomac River in Washington auf der USS Princeton der amerikanischen Marine teil. Auch Julias späterer Mann, der amtierende Präsident John Tyler, war an Bord. Während einige Salven abgefeuert wurden, kam es zur Katastrophe, denn eine Kanone, die man auf den Namen „Peacemaker“ getauft hatte, explodierte. Dabei fanden mehrere Menschen den Tod – einige Minister und auch Julia Gardiners Vater.
Ein schlichter Hochzeits-Empfang und sieben weitere Kinder
Nach der Trauerzeit um den Vater der Braut heirateten John Tyler und die dreißig Jahre jüngere Julia Gardiner. Der anschließende Empfang wurde betont schlicht gehalten – es waren nur zwölf Gäste eingeladen. Mit seiner zweiten Frau bekam John Tyler noch einmal sieben Kinder. Unter anderem den Sohn David, der zwischen 1893 und 1897 den Staat Virginia im amerikanischen Repräsentantenhaus vertrat. Während der Amtszeit ihres Mannes initiierte Julia im Weißen Haus den Brauch, den Präsidenten mit der Hymne „Hail to the Chief“ begrüßen zu lassen. Seinen Ursprung hat dieses Lied angeblich in der Seenlandschaft der schottischen Highlands, und die Hymne ist bis heute der offizielle Salut für den amerikanischen Präsidenten. Im Gegensatz zur ersten Frau des John Tyler interessierte sich Julia lebhaft für politische Themen. Allerdings wurden die Finanzen der Tylers durch die Vielzahl der Kinder und durch Julias Sympathien für extravagante Kleidung stark beansprucht. Auch John Tyler lebte über seine Verhältnisse.
Politischer Aufstieg
Der politische Aufstieg glich einer Bilderbuch-Karriere
Zwischen 1825 und 1827 war er Gouverneur von Virginia. Danach wurde er als Nachfolger des schon in jungen Jahren an Tuberkulose erkrankten John Randolph of Roanoke in den amerikanischen Senat gewählt. Im Jahr 1835 war Tyler für einige Monate Präsident pro tempore des Senats und damit dessen zweithöchstes Mitglied. Zu diesem Zeitpunkt war der amtierende amerikanische Vizepräsident Martin Van Buren laut Verfassung Senatspräsident. Während seiner gesamten politischen Laufbahn hing John Tyler den Ideen des Thomas Jefferson nach. Als sich die Demokratisch-Republikanische Partei auflöste, schloss sich Tyler sehr bald den Demokraten an. Ursprünglich hegte er Sympathien für den amerikanischen Präsidenten Andrew Jackson, doch als dieser in South Carolina den Zolltarif militärisch durchsetzen wollte, war Tyler als einziger Senator dagegen und entschied sich für die Mitgliedschaft in der neu gegründeten Whig Party.
Der Gewissens-Zwiespalt als Halter von siebzig Sklaven
Der spätere Präsident der Vereinigten Staaten war in diesen Jahren ein überzeugter Verfechter für die Rechte der Einzelstaaten Amerikas. Die Whigs Party war Mitte des 19. Jahrhunderts das Sammelbecken der Nationalen Republikanischen Partei, der Anti-Freimaurer-Partei und einiger unzufriedener Demokraten. Vereint waren sie in ihrer Ablehnung der politischen Ziele des Präsidenten Andrew Jackson. Die Mitglieder der Partei traten für Rechtsstaatlichkeit und Verfassungstreue ein. John Tyler geriet in einen Gewissens-Zwiespalt, als man ihm die Ehre einer Präsidentschaft der „Virginia African Colonization Society“ antrug. Deren Ziel war es, die in den Staaten lebendenden und freigelassenen Sklaven nach Afrika zu deportieren. Grundsätzlich war Tyler mit den Idealen dieser Organisation einverstanden, doch als Farmer war er selbst Halter von rund siebzig Sklaven. Allerdings hatte er seine Aufseher angewiesen, die schwarzen Arbeiter seiner Plantage nicht zu peitschen oder ihre Familien aufzuteilen.
Präsident Harrison und das „geographische Gleichgewicht“
Während der Präsidentschaft Martin van Burens hatte John Tyler keinerlei Aussichten auf höchste Staatsämter, doch diese Chance eröffnete sich im Vorfeld der Wahlen des Jahres 1840. William Henry Harrison hatte sich auf Tyler als seinen Vizepräsidenten festgelegt. Und dies aus gutem Grund. Harrison hatte viele Jahre seines Lebens damit zugebracht, an der Grenze zum Ohio River Valley zu kämpfen. Dort gewann er viele Anhänger. Doch Tyler erfreute sich der Sympathien im Süden. Darin erkannte Harrison auf seinem Weg ins Weiße Haus ein „geographisches Gleichgewicht“. Die Rechnung ging auf, denn Harrison erhielt viermal so viele Stimmen für das Wahlkollegium als der Amtsinhaber van Buren. Der konnte sich nicht einmal in seiner Heimatstadt New York behaupten. Die Vizepräsidentschaft des John Tyler war somit beschlossene Sache.
John Taylor schickte einige Briefe ungeöffnet zurück
Henry Harrison war nun der erste Mann im Staat, doch er war es nur für wenige Wochen. Der Sohn des Außenministers Daniel Webster reiste eine Nacht von Washington nach Virginia, um John Tyler die Nachricht vom plötzlichen Tod des Präsidenten auf dessen Landsitz zu überbringen. Tyler war nun 51 Jahre alt, und als er die Hauptstadt erreichte, traf er auf eine politische Landschaft in Aufruh. Zahlreiche Politiker stritten über die Frage, was nach dem Ableben von Harrison zu tun sei. Und die meisten hatten einen Passus in der amerikanischen Verfassung falsch gedeutet. Für sie war es offenbar unvorstellbar, dass John Tyler nach den Buchstaben des Gesetzes nun der neue Präsident war. Der ließ allerdings keinerlei Zweifel aufkommen und vertrat vehement den Standpunkt, dass nach dem Tod Harrisons das Amt vollständig in seinen Händen lag. Einige Briefe von Politikern, die ihn als „Geschäftsführenden Präsidenten“ bezeichneten, schickte Tylor ungeöffnet zurück.
Präsidentschaft (1841–1845)
Der 25. Zusatzartikel ließ ein Jahrhundert auf sich warten
Am 6. April 1841 legte John Tyler auf den Stufen des Weißen Hauses den Amtseid des Präsidenten ab. Doch mehr als ein Jahrhundert sollte vergehen, ehe die Amerikaner die Interpretation der Nachfolgeregelung beim Tod eines Präsidenten endgültig absegneten. Im Jahr 1967 wurde der 25. Zusatzartikel der Verfassung gesetzlich verankert. Ein Problem ließ sich für John Tyler nach seiner Amtsübernahme allerdings nicht lösen – er amtierte ohne einen neuen Vizepräsidenten. In seiner Antrittsrede bekannte sich Tyler zu den Prinzipien von Thomas Jefferson, dem alten Freund seines Vaters und früheren amerikanischen Präsidenten. Er trat für die strikte Einhaltung und Auslegung der amerikanischen Verfassung ein und gleichzeitig für eine Beschränkung der Macht durch die Bundesregierung.
„Wenn Sie anders denken, werde ich ihre Rücktrittsgesuche akzeptieren“
Dass mit diesem Präsidenten nicht zu spaßen sei, spürten seine Minister bereits bei einer der ersten Sitzungen. Als Außenminister Daniel Webster dabei Tyler zu verstehen gab, dass Entscheidungen des Kabinetts bisher stets ohne Gegenstimme getroffen wurden, entgegnete John Tyler: „Gentleman, ich bin froh, solche fähigen Staatsmänner wie Sie in meinem Kabinett haben zu dürfen. Doch ich kann nicht akzeptieren, dass mir diktiert wird, was ich zu tun und zu lassen habe. Wenn Sie damit übereinstimmen, bin ich froh, Sie weiterhin in meiner Regierung zu haben. Wenn Sie anders denken, werde ich Ihre Rücktrittsgesuche akzeptieren…“ Der neue Präsident war nicht unbedingt das Aushängeschild der Whig Party, denn er war in den Augen vieler seiner Partei-Mitglieder der Prototyp eines Aristokraten der amerikanischen Südstaaten. Doch die Whigs fühlten sich eher den Interessen und der industriellen Entwicklung des Nordens verpflichtet.
Als der Erfinder Morse mit seinem Mitarbeiter Vail telegraphierte
Während der Präsidentschafts-Periode des John Tyler veränderte sich Amerika. Das war allerdings nicht ein Verdienst des Mannes im Weißen Haus sondern die Fortsetzung dessen, was unter seinen Vorgängern eingeleitet wurde. Die Transportwege für die industriellen Güter des Landes wurden verbessert. Man baute Kanäle, und es gab nun die sogenannten „Turnpikes“ – also Highways, die nur gegen Zahlung einer Maut zu befahren waren. Während der Amtszeit Tylers entstand die erste Telegraphenverbindung zwischen Washington und Baltimore. Dies verdankten die Amerikaner dem Erfinder Samuel Finley Breese Morse, der einen Schreibtelegraphen entwickelte. Seine erste Nachricht sendete der geniale Tüftler aus einem Zimmer des Supreme Court im Kapitol. Sein Mitarbeiter Alfred Vail bestätigte den Empfang der Depesche auf dem Bahnhof in Baltimore. Wer künftig diese technische Neuheit nutzen wollte, musste an Morse eine Lizenzgebühr entrichten.
Eine Blockhütte und 160 Morgen Land für die neuen Siedler
Dies war aber auch die Zeit, in der zahlreiche Menschen in Europa in die Neue Welt übersiedelten. Während der Präsidentschaft Tylers erhöhte sich die Bevölkerungszahl seines Landes um 18 Prozent. Insbesondere in Deutschland und Irland erblickte so mancher in Amerika das „gelobte Land“. John Tyler konnte sich zu Beginn seiner Amtszeit die Unterzeichnung des „Log Cabin Bill“ an seine Fahnen heften. Darunter verstand man im Amerika des frühen 19. Jahrhunderts ein schlichtes Holzhaus. Sieben der ersten amerikanischen Präsidenten kamen in einer solchen Blockhütte zur Welt. Mit dem „Log Cabin Bill“ wurde es den neu angekommenen Siedlern ermöglicht, für zweihundert Dollar genau 160 Morgen Land in den Vereinigten Staaten zu erwerben. Tyler setzte sich außerdem für die Beibehaltung der kostenlosen Grundschulbildung für die Kinder der weißen Bevölkerung ein.
Ein großer Gegenspieler und ein Ausschluss aus der Partei
Eines aber änderte sich unter der knapp vierjährigen Präsidentschaft des John Tyler nicht: Die Sklaverei in den Südstaaten. Hier und da gab es unter den gepeinigten Menschen aus Afrika und aus der Karibik spontane Aufstände und Fluchtversuche. Es war auf den Baumwollfeldern des Südens an der Tagesordnung, dass Sklaven erschossen oder gehängt wurden. Dort hatte sich die Institution der Sklaverei tief in das Bewusstsein der Weißen eingegraben, und kaum jemand konnte sich auf den Plantagen vorstellen, dass sich daran in absehbarer Zeit etwas ändern werde. Der amerikanische Präsident war mit anderen Dingen beschäftigt. Vor allem mit seinem eigenen Kabinett. Im September 1841 kam es dort zu einer Art Revolution als die Minister sich gegen Tyler stellten und fast ausnahmslos zurücktraten. Senator Henry Clay war sein großer Gegenspieler, der seine Whig-Party davon überzeugte, Tyler auszuschließen. Das passierte am 13. September 1841. Fortan war der Präsident bis zu seinem Lebensende parteilos.
Heftige Diskussionen um ein mögliches Amtsenthebungsverfahren
Nachdem John Tyler in den nächsten Monaten einige Gesetzesvorlagen der Whigs mit seinem Veto versah – unter anderem die Gründung einer Nationalbank – wurde hinter den Kulissen sogar die Amtsenthebung des amerikanischen Präsidenten diskutiert. Diese Überlegungen wurden dann aber verworfen, da nach der US-Verfassung Präsidenten lediglich wegen rechtlicher Verfehlungen abgesetzt werden können. Eine Abwahl aus politischen Gründen war ausgeschlossen. Außerdem hatten die Whigs nach einer Wahl die Mehrheit im Repräsentantenhaus verloren und setzten somit das angedachte Amtsenthebungsverfahren von ihrer Tagesordnung ab. Da John Tyler aufgrund der Mehrheitsverhältnisse im Kongress selbst eingeschränkt war in seinem Handlungsspielraum, intensivierte er seine Bemühungen in der Außenpolitik. So wurde unter seiner Führung der Zweite Seminolenkrieg beigelegt. Außerdem warnte Tyler die Europäer davor, Hawaii unter ihre Kontrolle zu bringen. Mit dem Vertrag von Wanghia öffnete er dem amerikanischen Handel die Häfen Chinas.
Am Tag vor seinem Abschied überstimmten ihn beide Kammern
Vor dem Präsidentschaftswahlkampf des Jahres 1844 wurde Tyler von einigen Mitgliedern der Demokratischen Partei zu einer erneuten Kandidatur gedrängt. Doch der erkannte die Aussichtslosigkeit einer Bewerbung und verzichtete. Gewählt wurde der Kandidat der Demokraten und Sprecher des Repräsentantenhauses, James K. Polk. Noch vor seinem Ausscheiden aus dem Amt unterschrieb John Tyler eine Resolution über die Annexion von Texas, und am Tag vor seinem Auszug aus dem Weißen Haus bestätigte er die Aufnahme von Florida in die Vereinigten Staaten. Aber zur gleichen Stunde wurde ein von ihm abgelehnter Gesetzentwurf von beiden Kammern überstimmt. Das war ein Novum in der Geschichte des Landes, denn bis dahin wurde niemals ein präsidiales Veto zurückgewiesen. Historiker bezeichneten John Tyler später als einen Präsidenten, der sich damit schwertat, die Grenzen seiner Befugnisse zu akzeptieren. Selbst seine Freunde verzweifelten zuweilen an der Sturheit des ersten Mannes im Staat.
Nachleben und Wirkung
Die vergeblichen Bemühungen bei einer Friedenskonferenz
Im März 1845 zog sich John Tyler mit seiner Familie auf seinen riesigen Landsitz Sherwood Forest am Nordufer des James Rivers in Virginia zurück. Bis zum Jahr 1861 beschäftigte er sich fast ausschließlich mit der Ertragsmehrung auf seiner Plantage und nicht mit politischen Fragen. Das änderte sich wenige Wochen vor dem Beginn des Amerikanischen Bürgerkrieges. Auf Bitten des Gouverneurs von Virginia leitete John Tyler eine Friedenskonferenz in Washington D.C. Doch seine Bemühungen, zwischen den freien Bundesstaaten und jenen zu vermitteln, die die Sklavenhaltung beibehalten wollten, blieben vergeblich. Unmittelbar vor dem Bürgerkrieg wurde Tyler noch in den Kongress der Konföderation gewählt, doch vor der ersten Sitzung dieses Gremiums starb er am 18. Januar 1862 nach einem Schlaganfall. Bestattet wurde er auf dem Hollywood Cemetery von Richmond.
Roosevelts Kritik: „Ein Politiker monumentaler Unbedeutsamkeit“
Der Präsident, der ohne das Votum seiner Wähler für knapp vier Jahre das höchste amerikanische Amt bekleidete, verkörperte in der Historie der Vereinigten Staaten einen Präzedenzfall. Doch dieses Ereignis und der Übergang von der Vizepräsidentschaft zur Präsidentschaft hatte für die Geschichte der amerikanischen Verfassung eine prägende Bedeutung. Tylers Aufzeichnungen gingen während des Bürgerkriegs fast ausnahmslos verloren, nachdem seine Plantage von den Truppen der Union zerstört wurde. Im Jahr 1911 genehmigte der US-Kongress Mittel für die Errichtung eines gigantischen Grabmals auf Tylers letzter Ruhestätte in Richmond. Theodor Roosevelt, der sein Land als 26. Präsident ins 20. Jahrhundert führte, fand wenig ruhmvolle Worte, als er zur Lebensleistung seines Vorgängers befragt wurde: „Er war ein Politiker monumentaler Unbedeutsamkeit…“
Häufige Fragen und Antworten
Wann wurde John Tyler geboren?
Am 29. März 1790 in Virginia.
Wann war John Tyler Präsident der USA?
Vom 4. April 1841 bis zum 4. März 1845.
Wann ist John Tyler gestorben?
Am 18. Januar 1862 in Richmond.
Wann sind die Enkel von John Tyler geboren?
Tyler war zweimal verheiratet und Vater von 15 Kindern. Zwei seiner Enkel, Lyon Gardiner Tyler Junior (geboren 1924) und Harrison Ruffin Tyler (geboren 1928) leben heute noch.