Wer war John F. Kennedy?
Ein Schuss erschütterte die Welt
John F. Kennedy war nicht allein der Präsident der Vereinigten Staaten. Vielmehr war er in den Augen der meisten Menschen in der freien Welt eher so etwas wie ein politischer Popstar. John Fitzgerald Kennedy umgab sich mit einer ungewöhnlichen Aura, und er war so ganz anders als die meisten seiner Vorgänger im höchsten Amt, das die USA zu vergeben haben. Er hatte den Ruf, ein charismatischer Lenker dieser großen Nation zu sein, und er verbreitete – gemeinsam mit seiner Frau Jacqueline – Glanz und Glamour im Weißen Haus.
In den genau 1.036 Tagen seiner Präsidentschaft sonnte sich dieser Mann im Bewusstsein, dass in ihm viele Menschen – nicht nur in Amerika – einen politischen Erneuerer erblickten. Kennedy sorgte in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts für eine Aufbruchstimmung. Er war ein Mann der klaren Worte und als er in Dallas von tödlichen Schüssen getroffen wurde, waren die Menschen fassungslos und erschüttert.
Steckbrief: John F. Kennedy
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Name: John Fitzgerald Kennedy
- Geburtsdatum: 29. Mai 1917
- Geburtsort: Brookline, Massachusetts
- Ehepartnerin: Jacqueline Kennedy Onassis (verh. 1953–1963)
- Kinder: John F. Kennedy, Jr. (Sohn), Caroline Kennedy (Tochter), Patrick Bouvier Kennedy (Sohn)
- Eltern: Joseph P. Kennedy, Rose Fitzgerald Kennedy
- Geschwister: Robert F Kennedy (Bruder), Joseph P. Kennedy Jr. (Bruder), Edward Kennedy (Bruder), Rosemary Kennedy (Schwester), Jean Kennedy Smith (Schwester), Eunice Shriver (Schwester), Kathleen Cavendish (Schwester), Patricia Kennedy Lawford (Schwester)
- Sternzeichen: Stier
- Sterbedatum: 22. November 1963
- Sterbeort: Parkland Memorial Hospital, Dallas, Texas
Kindheit und Jugend
„Eine „Atmosphäre ländlicher Freiheit und Freude…“
Am 29. Mai 1917 wurde John Fitzgerald Kennedy im Bundesstaat Massachusetts geboren. In der Kleinstadt Brookline kam er zu Welt – und damit in einer Region, die bereits im 17. Jahrhundert von europäischen Einwanderern besiedelt wurde und mit dem größeren Nachbarn Boston durch eine Art historische Hassliebe verbunden war. Schon Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Brookline durch den amerikanischen Schriftsteller Andrew Jackson Downing wegen der dort anzutreffenden „arkadischer Atmosphäre ländlicher Freiheit und Freude“ gepriesen. Im Übrigen zählten die Einwohner der Stadt zu den ersten in Amerika, die das Wahlrecht für Frauen vorschlugen. John F. Kennedy war der zweitälteste Sohn des wohlhabenden Ehepaares Joseph P. Kennedy und Rose Fitzgerald Kennedy. Heute ist in Kennedys Geburtshaus ein Museum untergebracht, und man kann dort sein Taufkleid bewundern, das von den Nonnen eines Franziskanerklosters entworfen und hergestellt wurde. In diesem Kleid erhielten alle neun Kinder der Kennedy-Familie in der Kirche St. Aidan’s ihren kirchlichen Segen.
Der Kennedy-Clan öffnete die Tür zur großen Politik
Joseph Kennedy, der Patron dieser einzigartigen amerikanischen Familie, hatte sich schon früh nach seiner Heirat einen Slogan zurechtgelegt: „In unserer Familie haben nur Gewinner einen Platz“. Als er die Ehe mit seiner Frau aus der Familie der Fitzgeralds einging, war damit der Grundstein für Reichtum und Einfluss gelegt. Mit Josephs Vermögen und klugen Entscheidungen öffneten die Kennedys die Tür zur großen Politik mehr als nur einen Spalt. Die soziale Anerkennung ließ für das Familien-Oberhaupt spätestens in den dreißiger Jahren nicht auf sich warten – er betrat als Botschafter der Vereinigten Staaten in London das diplomatische Parkett. Bereits mit 25 Jahren hatte er es bei der Columbia Trust zum jüngsten Bankdirektor des Landes gebracht. Mit Geschick, aber auch mit einer gewissen Prise Skrupellosigkeit, ging der Vater von John F. Kennedy seinen Weg und verstand es, seine wirtschaftlichen und politischen Interessen zu verknüpfen.
Eine privilegierte Jugend und diverse schwere Erkrankungen
Zwischenzeitlich sicherte sich Joseph Kennedy einen Sitz im Repräsentantenhaus von Boston, doch diese Ehre wurde ihm später entzogen, weil er sich des Wahlbetrugs schuldig gemacht hatte. Seine weiteren Karriereschritte wurden dadurch allerdings kaum beeinflusst. In den Jahren der amerikanischen Prohibition wuchs sein Vermögen, und als sich Franklin D. Roosevelt im Jahr 1932 um das Amt des Präsidenten bewarb, war Kennedy dank einer Spende von hunderttausend Dollar ein wichtiger Wahlkämpfer. Aber neben seinem wirtschaftlichen und politischen Engagement
vernachlässigte er es nicht, seinen Söhnen Wege zu weisen und sie dank einer intensiven Ausbildung auf spätere politische Ämter vorzubereiten. John F. Kennedy durfte sich über eine privilegierte Jugend freuen und erhielt seinen Schliff in Privatschulen in Massachusetts, New York und Connecticut. Allerdings war er eine Art Sorgenkind der Familie, denn er litt jahrelang unter diversen schweren Krankheiten. Asthma, Allergien und Infektionen waren bei dem jungen „Jack“, wie ihn alle nannten, an der Tagesordnung. Die warmen Tage des Sommers genossen die Kennedys stets in ihrem Anwesen Hyannis Port auf der Halbinsel Cape Cod, die sich wie eine Mondsichel vor dem Bundesstaat Neuengland in den Atlantik schiebt.
…und nach dem Besuch des Museums zum Hummer bei McDonald‘s
Es waren unbeschwerte Tage, die die Kennedys auf Cape Cod verbrachten, und selbst als John F. Präsident der Vereinigten Staaten war, fühlte er sich nicht etwa im Weißen Haus besonders wohl sondern vor allem auf Cape Cod. Dies war der Rückzugsort des prominenten Politikers, dem die Menschen der Halbinsel später ein Denkmal setzten. Sein einstiges Urlaubs-Domizil ist heute ein Museum mit vielen Fotos aus dem Privatleben der Kennedys und damit jenem Ort, wo die Clan-Mitglieder segelten und zuweilen in kleinen Booten nach Walen Ausschau hielten. Hyannis Port ist heute eine Art Wallfahrtsort für jene Amerikaner, deren Erinnerung an diesen legendären Präsidenten nicht verblasst ist. Und nach dem Besuch des Kennedy-Museums begibt sich so mancher zum benachbarten McDonald‘s-Restaurant, wo auch der Hummer auf der Speisekarte zu finden ist.
Ausbildung und Studium
Kommandant eines Schnellbootes und ein japanischer Angriff
Ursprünglich hatte John F. Kennedy nach seinem Schulabschluss ein Studium der Volkswirtschaftslehre an der Londoner School of Economics geplant, doch im Jahr 1935 kamen ihm erneut Krankheiten in die Quere. So landete er später an der Havard University und begann dort sein Politik-Studium. Während dieser Zeit fand er Gelegenheit zu Reisen durch die wichtigsten Länder der Alten Welt. In Europa schaute er sich unter anderem in Spanien, Frankreich, Deutschland und Italien um. Außerdem nahm er einen Job an der amerikanischen Botschaft in London an, wo sein Vater Joseph tätig war.
1940 schloss John F. Kennedy sein Studium ab und meldete sich ein Jahr später freiwillig zum Dienst in der amerikanischen Armee. Dort war er wegen seiner anhaltenden Rückenbeschwerden zunächst abgelehnt worden, bekam aber dann dank der tatkräftigen Unterstützung seines prominenten Vaters doch einen Job bei der Marine. In Europa tobte inzwischen der Zweite Weltkrieg. Kennedy übernahm binnen kurzer Zeit bei der US- Marine die Kommandantur eines Schnellbootes. Am 2. August 1943 sank das Boot des späteren amerikanischen Präsidenten vor den Salomon-Inseln im Pazifik nach dem Angriff eines japanischen Zerstörers. Mit einigen Kameraden rettete er sich auf eine Insel, die danach den Namen Kennedy Island erhielt. Bei seiner Rückkehr in die USA wurde Kennedy als Kriegsheld gefeiert und mit militärischen Orden dekoriert.
Politischer Aufstieg
Als die Familie Trauer trug begann der politische Weg des John F.
Es war die Zeit, in der die Kennedy-Familie Trauer trug, denn Joseph, der ältere Bruder von John F., kam bei einem Flugeinsatz über dem Ärmelkanal ums Leben. Ursprünglich sollte Joseph das politische Erbe der Kennedys weitertragen, doch nun wurde John F. vom Familienoberhaupt aufgefordert, sich auf politische Ämter vorzubereiten. Bereits unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs sprachen die Kennedys von ihrem Anspruch, in fernerer Zukunft den Präsidenten der Vereinigten Staaten zu stellen. John F. Kennedy nahm die ersten politischen Hürden mit Bravour, bewarb sich 1946 um einen Sitz im amerikanischen Repräsentantenhaus und gehörte dem Kongress bis 1952 an. Anschließend wurde er – nicht zuletzt durch Millionen-Investitionen seiner Familie – als Senator für Massachusetts gewählt. Das war die erste bedeutende Stufe auf dem Weg ins Weiße Haus.
Das fragwürdige Geschäftsgebaren des Kennedy-Patrons
Dass der Erfolg des Kennedy-Clans auch auf Intrigen und Affären aufgebaut war, interessierte die amerikanische Öffentlichkeit kaum. Joseph Kennedy war in all‘ diesen Jahren seinem Leitspruch treu geblieben und strebte nach dem Erfolg um jeden Preis. Obwohl etliche Intimkenner Informationen besaßen von dem oft rücksichtslosen Geschäftsbaren des Kennedy-Patrons blieb bei seinen Söhnen John Fitzgerald, Robert und Edward kaum ein Makel hängen. In den Augen der alteingesessenen Einwohner von Boston war Joseph Kennedy ein neureicher Emporkömmling, dem manche auch Kontakte zur amerikanischen Mafia nachsagten. Und dann gab es da auch ein Gerücht, wonach Joseph Kennedy eine Affäre mit dem Stummspielstar Gloria Swanson hatte, nachdem er ins Filmgeschäft eingestiegen war. Doch seinen Söhnen impfte er ein: „Werdet nicht zweite oder dritte. Ihr müsst gewinnen…“
Anfällig für Infektionen und chronische Rückenschmerzen
Das beherzigte John F. Kennedy nach seiner Wahl zum Senator. Seine körperlichen Schwächen verheimlichte er in der Öffentlichkeit so gut es ging. Inzwischen war bei ihm die Addison-Krankheit diagnostiziert worden – eine Schwächung des Immunsystems. Zu deren Folgen zählte eine permanente Anfälligkeit für Infektionen. Außerdem litt der junge Politiker unter chronischen Rückenschmerzen und Darmbeschwerden. Immer wieder musste er starke Schmerzmittel schlucken und täglich auch eine Einheit Cortison. Bei seinen Wahlerfolgen zum Repräsentantenhaus und zum Senat wählte er eine Strategie, die darauf abzielte, vor allem die weiblichen Wähler für sich zu gewinnen. Sein Plan ging auf, doch er wusste, dass ein unverheirateter Kandidat in Amerika nicht zum Präsidenten gewählt werden konnte.
Die „Debütantin“ und der begehrteste Junggeselle der Hauptstadt
Im Jahr 1953 trat eine gewisse Jacqueline Bouvier in das Leben des John F. Kennedy. Sie stammte aus einer vermögenden Bankiersfamilie aus Southampton auf Long Island. Sie war also der Abkömmling einer amerikanischen Oberschicht, wurde jedoch nach ihrer Hochzeit mit John F. von dem Familien-Clan der Kennedys nicht sonderlich ernst genommen. Die Schwestern von John F. verliehen Jacky den Spitznamen „die Debütantin“. Zwei Jahre lang hatte Jacqueline Bouvier nach dem Zweiten Weltkrieg in Paris studiert – es waren wohl die glücklichsten Tage ihres Lebens. Am Vassar College hatte sie Sprachen, Geschichte und Kunst studiert, schrieb Berichte für die Uni-Zeitung und engagierte sich für eine Kulturgruppe. Senator Kennedy, von dem es hieß, er sei der begehrteste Junggeselle der Hauptstadt, hatte sie bei einer Dinnerparty kennengelernt und trat nach einer längeren Romanze mit Jacky in Newport vor den Traualtar.
Jacqueline Bouvier brachte Glamour ins Weiße Haus
Später sollten sich die Chronisten darüber streiten, ob dies eine echte Liebesheirat war. Tatsache ist, dass Jacky während der relativ kurzen Präsidentschaft ihres Mannes Glamour ins Weiße Haus brachte und es zu einem gesellschaftlichen Anziehungspunkt machte. John F. Kennedy sagte man zwar während der Ehe mit Jacky zahlreiche Affären nach, doch an ihrem Bündnis mit „Jack“, wie sie ihren Gatten nannte, rüttelte sie nie. Beide bekamen vier Kinder, doch nur zwei von ihnen überlebten die Stunden der Geburt. Die acht Jahre als Senator wurden bei John F. von schweren Rückenoperationen überschattet. Die Zeit im Hospital nutzte Kennedy, um ein Buch zu schreiben, das zum Bestseller wurde und ihn als Pulitzer-Preisträger auszeichnete. Im Jahr 2008 verriet sein damaliger Mitarbeiter Ted Sorensen, etliche Passagen des Buches seien aus seiner Feder.
Ein geschickter Schachzug und ein knapper Sieg gegen Nixon
Nach einer überstandenen Operation bereitete sich John F. Kennedy auf den wichtigsten Wahlkampf seines Lebens vor. Im Jahr 1956 war sein erster Versuch, sich als Präsidentschafts-Kandidat zu profilieren, gescheitert. Seine Hoffnungen, bei den Vorwahlen der Demokratischen Partei für das Amt des Vizepräsidenten nominiert zu werden, verpufften. Vier Jahre später wendete sich das Blatt zu seinen Gunsten, denn er galt als aussichtsreicher Bewerber für die Präsidentschaft. Auch deshalb, weil er seinen Rivalen Lyndon B. Johnson überredete, sich für das Amt des Vizepräsidenten bereit zu halten. Dabei hoffte Kennedy, den wichtigen Bundesstaat Texas für sich zu gewinnen. Seine Rechnung ging auf – auch wenn er am 8. November 1960, dem Wahltag, nur mit einem geringen Stimmenvorteil gegenüber Richard Nixon aufwarten konnte. Seinen Sieg verdankte er letztlich wohl einem gewonnenen Fernsehduell, denn im Gegensatz zu Nixon machte Kennedy dabei vor siebzig Millionen Zuschauern einen gepflegten Eindruck und hatte die besseren Argumente.
Präsidentschaft (1961 – 1963)
„Fragen Sie nicht, was Ihr Land für Sie tun kann…“
Am 20. Januar 1961 wurde John F. Kennedy als 35. Präsidenten der Vereinigten Staaten vereidigt. Bei seiner Antrittsrede forderte er seine Landsleute auf: „Fragen Sie nicht, was Ihr Land für Sie tun kann – fragen Sie, was Sie für Ihr Land tun können“. Dieser Spruch ging nicht nur in den USA in die Geschichtsbücher ein. „JFK“, wie ihn die Amerikaner inzwischen nannten, war sich bewusst, dass er in der Lage war, sich und seine Politik medienwirksam zu verkaufen. Im Wahlkampf war er einmal mehr von dem gesamten Kennedy-Clan unterstützt wurden. Sein Vater Joseph hielt sich zwar im Hintergrund, finanzierte aber die Reisen und Kampagnen seines Sohnes. Außerdem nutzte er – offenbar mit beträchtlichen Geldsummen – seine Kontakte zur Presse. Als Katholik unterstützte er sogar protestantische Geistliche, die sich daraufhin für den katholischen John F. Kennedy einsetzten. Wichtigster Berater war in dieser Zeit Bruder Robert, der dann als Justizminister einen Platz im Kabinett bekam.
Der Reformeifer des John F. Kennedy wurde im Kongress gestoppt
Die Welt bekam nun ein Bild von diesem Präsidenten der Vereinigten Staaten. Er wirkte auf Außenstehende jung, vital und idealistisch. John F. Kennedy war nun 43 Jahre alt, nannte sein Programm „New Frontier“ und war bemüht, wichtige innenpolitische Ziele durchzusetzen. Insbesondere wollte er das Bildungs-, Gesundheits- und Steuersystem seines Landes reformieren. Doch sehr bald spürte Kennedy den Gegenwind aus dem Kongress, der die meisten politischen Veränderungen des Landes blockierte, weil dort den Demokraten die Mehrheit fehlte. Kennedy scheiterte auch bei seinem Vorhaben, den Rassendiskriminierungen in den USA ein Ende zu bereiten. Das von ihm vorbereitete Bürgerrechtsgesetz wurde erst unter seinem Nachfolger Lyndon B. Johnson verwirklicht. Sein Kabinett verstand Kennedy als eine Art Machtzirkel, und er vertraute eigentlich nur jenen, die für ihn schon seit längerer Zeit gearbeitet hatten.
Die Menschheit stand in der „Kuba-Krise“ von einem dritten Weltkrieg
Bei der Besetzung wichtiger Positionen erinnerte sich John F. Kennedy nach seiner Amtseinführung augenscheinlich seiner familiären Wurzeln, denn die Kennedys stammten ursprünglich aus Irland. Und so wurden irischstämmige Mitarbeiter bevorzugt – unter anderem Robert McNamara als Verteidigungsminister. Zu den Erfolgen der Kennedy-Amtszeit zählen innenpolitisch die Erhöhung des Arbeitslosengeldes und die Verbesserung der Wohnungspolitik in den USA. Im Jahr 1962 löste der sowjetische Beschluss, auf der vor den Vereinigten Staaten vorgelagerten Insel Kuba atomare Waffen zu stationieren, zur sogenannten „Kuba-Krise“. Am 22. Oktober 1962 drohte Kennedy dem Ostblock in einer Fernsehansprache mit einem Atomkrieg, sofern die Raketen aus Kuba nicht unverzüglich abgezogen würden. In diesen Tagen stand die Menschheit am Rande eines Dritten Weltkrieges, doch da die Sowjets nachgaben, erhöhte sich das Vertrauen der Amerikaner in Kennedy. Es war der erste große außenpolitische Erfolg seiner Präsidentschaft.
Als in Berlin die Mauer errichtet wurde, hielt sich Kennedy zurück
Deutschland wurde durch den „Eisernen Vorhang“ geteilt, und durch Berlin zog sich eine Mauer. Immer mehr Menschen hatten sich zur Flucht aus der Deutschen Demokratischen Republik entschlossen, und der Trabantenstaat der Sowjetunion drohte auszubluten und wirtschaftlich zu erlahmen. Darauf schoss die DDR das Schlupfloch von Ost- nach Westberlin. Die Amerikaner pochten nun auf das Recht der Anwesenheit ihrer Truppen in Berlin und zeigten sich dabei wenig kompromissbereit. John F. Kennedy schickte den früheren Hohen Kommissar John Jay McCloy in die Sowjetunion und ließ dem Staats- und Parteichef Nikita Chruschtschow ausrichten, die USA würden gegen den Mauerbau lediglich protestieren, jedoch ansonsten dem nichts entgegensetzen. Gegenüber seinem Berater Walt Whitman Rostow sagte Kennedy: „Ich kann die Allianz zusammenhalten, um Westberlin zu verteidigen. Aber ich kann nicht Ostberlin offenhalten.“
Der Besuch in Deutschland und ein Brief auf seinem Schreibtisch
Im Juni 1963 kam John F. Kennedy zum Staatsbesuch nach Deutschland. Der amerikanische Präsident wurde auf dem Flughafen Köln-Bonn mit allen militärischen Ehren und durch Bundeskanzler Konrad Adenauer begrüßt. Bereits vor seinem Abstecher nach Berlin war er von dieser Reise in die Bundesrepublik Deutschland überwältigt. Bei einem Empfang im Kurhaus von Wiesbaden sagte er: „Wenn ich einmal das Weiße Haus verlasse, wird mein Nachfolger auf meinem Schreibtisch einen Brief finden mit der Aufschrift: Nur in Augenblicken tiefster Depression zu öffnen! In diesem Brief werden nur drei Worte stehen: Besuchen Sie Deutschland“. Am nächsten Tag landete Kennedy in Berlin. Offizieller Anlass war der 15. Jahrestag der amerikanischen Luftbrücke. Auf dem Weg zum Schöneberger Rathaus wurde der amerikanische Präsident von einer halben Million Menschen umjubelt.
Die historischen Worte auf dem Platz vor dem Schönberger Rathaus
Die Worte, die er am 26. Juni 1963 vor dem Schöneberger Rathaus fand, sind von historischem Wert und lösten in der Menge eine große Sympathie für den Gast aus den Vereinigten Staaten von Amerika aus. John F. Kennedy sagte: „Vor zweitausend Jahren war der stolzeste Satz: Ich bin ein Bürger Roms. Heute, in der Welt der Freiheit, ist der stolzeste Satz: Ich bin ein Berliner! Alle freien Menschen, wo immer sie leben mögen, sind Bürger Berlins, und deshalb bin ich als freier Mensch stolz darauf, sagen zu können: Ich bin ein Berliner…“ Es war eine der seltenen scharf formulierten antikommunistischen Reden in der Präsidentschaft des John F. Kennedy. In Gegenwart des amtierenden Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Willy Brandt, sicherte er Deutschland die Unterstützung der USA als alliierte Schutzmacht zu. 48 Stunden später traf Chruschtschow, offenbar als Reaktion auf Kennedys Besuch, in Ostberlin ein, um dem Staatsratsvorsitzenden der DDR, Walter Ulbricht, zu dessen 70. Geburtstag zu gratulieren.
Ein Abkommen mit der Sowjetunion zum Stopp aller Atomtests
Noch im gleichen Jahr einigte sich Kennedy mit der Sowjetunion und mit Großbritannien auf ein Abkommen zum Stopp aller Atomtests. Damit sollte vor allem die atomare Verseuchung der höheren Luftschichten der Erde vermieden werden. Die Haltung des amerikanischen Präsidenten zum Vietnamkrieg blieb zwiespältig. Zunächst hatte er die Ansicht vertreten, der Krieg in Südostasien sei allein ein Krieg der Vietnamesen. Andererseits widersprach er Kritikern in seinem Lande, die einen Rückzug der amerikanischen Soldaten aus Vietnam forderten. Dabei betonte er die strategische Lage Vietnams „an der Peripherie der kommunistischen Welt“. Historiker streiten bis heute darüber, ob Kennedy bereit gewesen wäre, den Krieg am Mekong-Delta zu beenden, wenn er länger gelebt hätte. Es ist aber auch erwiesen, dass der Präsident keine Strategie für den Krieg in Vietnam entwickelte.
„Entweder wollen die Frauen ihn bemuttern oder heiraten“
John F. Kennedy hatte sich vor und während seiner kurzen Präsidentschaft den Ruf eines Frauenhelden erworben. Selbst die seriöse Tageszeitung New York Times ließ sich eines Tages zu dem Satz hinreißen: „Die Wirkung, die er auf weibliche Wähler hat, ist geradezu unanständig…“ In der amerikanischen Öffentlichkeit war es kein Geheimnis, dass es die ein oder andere Affäre gab. „Entweder wollen die Frauen ihn bemuttern oder heiraten“, hieß es im Blätterwald. Unter anderem wurde John F. Kennedy eine Verbindung mit der Schauspielerin Marilyn Monroe nachgesagt. Größere Beachtung fand seine Ankündigung vor dem amerikanischen Kongress, die erste Landung eines Amerikaners auf dem Mond werde noch vor dem Jahr 1970 stattfinden. Er sollte das nicht mehr erleben.
Das Attentat auf John F. Kennedy
Ein tödlicher Schuss aus dem sechsten Stock eines Lagerhauses
Um die Ermordung John F. Kennedys am 22. November 1963 ranken sich bis heute zahlreiche Verschwörungstheorien und Interpretationen. An diesem Tag weilte der Präsident zu einem Wahlkampfauftritt in Dallas. Er fuhr im offenen Lincoln über die Dealey Plaza und saß neben seiner Frau Jacky. Punkt 12.30 Uhr wurde Kennedy von mehreren Gewehrschüssen getroffen. Im Wagen befanden sich außerdem Gouverneur John Connally, der ebenfalls verletzt wurde und dessen Frau Nellie. Der tödliche Kopfschuss führte bei Kennedy zu einer riesigen Wunde. Die Attacke erfolgte aus dem sechsten Stock eines Schulbuch-Lagerhauses. Später veröffentlichte Obduktionsfotos ergaben, dass der amerikanische Präsident nicht zu retten war, obwohl er bereits 13 Minuten später im Parkland Memorial Hospital von Dallas eintraf. Kurz darauf – es war 13.00 Uhr – wurde John F. Kennedy für tot erklärt. Als seine sterbliche Hülle zum Airport Love Field transportiert wurde, brachte die Kunde vom Attentat fast auf der ganzen Welt das öffentliche Leben zum Erliegen.
Ein toter Attentäter, viele Fragen und die „Warren-Kommission“
Um 19.35 Uhr traf die Leiche des toten Präsidenten im Naval Hospital in Bethesda, ein paar Meilen außerhalb von Washington, ein. Dort wurde die Autopsie durchgeführt. Inzwischen war ein Verdächtiger des Attentats, ein Amerikaner namens Lee Harvey Oswald, verhaftet worden. Er hatte auf dem Weg zu seiner Wohnung einen Polizisten erschossen. Dass Oswald zwei Tage später auf dem Weg zum Staatsgefängnis von Dallas dann von dem Nachtclubbesitzer Jack Ruby im Keller eines Polizeigebäudes erschossen wurde, ehe er sich zur Anklage äußern konnte, nährte noch jahrzehntelang Spekulationen und führte zu Untersuchungen der sogenannten „Warren-Kommission“. Zu Kennedys Trauerfeier am 25. November 1963 kamen fast eine Million Menschen. Der getötete Präsident wurde auf dem Nationalfriedhof Arlington beigesetzt. Am Tag nach dem Attentat fand der Student William Allan Harper an der Dealey Plaza von Dallas ein Stück menschlichen Schädelknochens. Im Methodist Hospital wurde ermittelt, dass es von John F. Kennedy stammte. Inzwischen war Kennedys Stellvertreter Johnson als Übergangspräsident vereidigt worden.
Auch Bruder Robert Kennedy fiel einem Anschlag zum Opfer
Am 6. Juni 1968 fiel auch John F. Kennedys Bruder Robert einem Attentat zum Opfer. Während er sich selbst auf die Wahlen zur Präsidentschaft vorbereitete, starb er in der Küche des Hotels „Ambassador“ in Los Angeles nach den Schüssen des palästinensischen Einwanderers Sirhan Sirhan. Jacky Kennedy heiratete 1968 den 23 Jahre älteren griechischen Großreeder Aristoteles Onassis. Jackys Sohn John Junior, der als Dreijähriger am Sarg seines Vaters salutierte, starb als Pilot bei einem Flugzeugunglück auf dem Weg zur Hochzeit seiner Cousine. Seine Schwester Caroline arbeitete unter anderem als Botschafterin der USA in Japan.
Nicht ein strahlender Held sondern ein Mensch mit Fehltritten
Als John F. Kennedy im Jahr 1961 auf den Stufen des Weißen Hauses seinen Amtseid ablegte, war er zweierlei: Der jüngste jemals in dieses Amt gewählte Präsident der Vereinigten Staaten und der erste Katholik, dem die Wähler ihr Votum gaben. In einigen in den Jahren nach dem Attentat veröffentlichten Chroniken erhielt allerdings das bis dahin makellose Bild dieses ungewöhnlichen Politikers ein paar Schrammen, denn er war wohl nicht der strahlende Held sondern auch nur ein Mensch mit Fehlern und privaten Fehltritten. Und er stammte nicht aus irgendeiner amerikanischen Familie sondern aus einer außergewöhnlichen. Der Kennedy-Clan zählte zu einer der anerkanntesten Dynastien, die die amerikanische Politik jemals hervorbrachte. Sie stand im Blickpunkt einer interessierten Öffentlichkeit, kam dem amerikanischen Traum ziemlich nahe und sonnte sich im Ruhm des Erfolgs.
Häufige Fragen und Antworten
Wenn wurde John F. Kennedy ermordet?
Am 22. November 1963 in Dallas.
Wann ist John F. Kennedy geboren?
Am 29. Mai 1917 in Brookline/Massachusetts.
Wie lange war John F. Kennedy Präsident?
Genau 1036 Tage von 1961 bis 1963.
Warum nennt man John F. Kennedy „Jack“?
Eine plausible Erklärung gibt es nicht. Der spätere Präsident der USA wurde schon als Kind „Jack“ gerufen.
Wo ist John F. Kennedy geboren?
In Brookline/Massachusetts.