Wer war Grover Cleveland?
Der Einbruch der Demokraten in die Dominanz der Republikaner
In der Geschichte der amerikanischen Präsidenten stellt die politische Karriere des Grover Cleveland ein Novum dar. Er ist der einzige in der Geschichte der Vereinigten Staaten, bei dem diese Amtszeiten nicht unmittelbar hintereinander folgten sondern mit einer Unterbrechung von vier Jahren. Aber noch etwas hebt diesen Politiker heraus. Grover Cleveland durchbrach als Mitglied der Demokratischen Partei die Dominanz der Republikaner, die mehr als ein halbes Jahrhundert lang die Präsidenten in den USA stellten. In der Beurteilung der Historiker zählt er zwar nicht zu den großen amerikanischen Staatsmännern, doch er öffnete seiner Partei den Weg in den Süden. Auch ließ er keinen Zweifel aufkommen an seinem Anspruch einer starken Präsidentschaft.
Steckbrief: Grover Cleveland
- Name: Grover Cleveland
- Geburtsdatum: 18. März 1837
- Geburtsort: Caldwell, New Jersey, Vereinigte Staaten
- Ehepartnerin: Frances Cleveland (verh. 1886–1908)
- Kinder: Oscar Folsom Cleveland, Ruth Cleveland, Esther Cleveland Bosanquet, Richard F. Cleveland, Marion Cleveland, Francis Cleveland
- Eltern: Richard Falley Cleveland, Ann Neal Cleveland
- Geschwister: Rose Cleveland, Lewis Frederick Cleveland, Susan Sophia Cleveland, Margaret Louise Falley Cleveland, Ann Neal Cleveland Hastings, Mary Allen Cleveland, Richard Cecil Cleveland, William Cleveland
- Sternzeichen: Fische
- Sterbedatum: 24. Juni 1908
- Sterbeort: Princeton, New Jersey, Vereinigte Staaten
Kindheit und Jugend
Ein junges Leben in Armut und das Pflichtbewusstsein des Vaters
Eine außergewöhnliche politische Karriere war diesem Mann nicht in die Wiege gelegt. Grover Cleveland wurde am 18. März 1837 in der Kleinstadt Caldwell westlich von New York City geboren. Im frühen 18. Jahrhundert hatten sich dort die ersten Siedler niedergelassen und Gelände am Passaic River erworben. Grovers Vater Richard Falley war hier Pastor der Ersten Presbyterianischen Kirche und ein Familienoberhaupt, das sich autoritärer Mittel bei seiner Erziehung bediente. Grover Cleveland wuchs als fünftes von neun Kindern in ausgesprochen spärlichen Lebensverhältnissen auf. Er musste sich schon früh mit dem Gedanken anfreunden, auf die Ausbildung in einem College zu verzichten. Sein Vater vermittelte seinen Kindern ein ausgeprägtes Pflichtbewusstsein. Dies war eine Eigenschaft, die Grover Cleveland verinnerlichte und die auch für ihn zum Leitfaden seines Lebens werden sollte.
Ausbildung und Studium
Niemals auf einem College und doch mit 22 Jahren Rechtsanwalt
Fayetteville und Clinton, zwei provinziell anmutende Städte im Dunstkreis von New York, waren die Stationen des jungen Grover Cleveland. Dort war sein Vater bis zu seinem Tod im Jahr 1853 tätig. Danach verließ der spätere amerikanische Präsident die Schule, um seine Mutter und seine Schwestern zu unterstützen. Er war nun 16 Jahre alt und arbeitete gemeinsam mit seinem älteren Bruder in New York City. Zunächst als Angestellter in einer Firma und später in einem Büro in Buffalo. Dort fand er eines Tages Gefallen an Rechtswissenschaften und bekam eine Anstellung als Teilzeit-Jurist in einer Anwalts-Kanzlei.
Obwohl er niemals ein College besucht hatte, wurde Cleveland im Jahr 1858 im Alter von nunmehr 22 Jahren als Rechtsanwalt zugelassen, nachdem er in Buffalo ein Studium abschloss. Zu diesem Zeitpunkt hatte er sich politischen Themen genähert und trat der Demokratischen Partei bei. Dies war sein erster Schritt zu einer politischen Karriere, die ziemlich ungewöhnlich war. Denn es sollten viele Jahre ins Land gehen, ehe er sich als Politiker einen Namen machte.
Den Verzicht auf einen Kriegseinsatz ließ er sich 300 Dollar kosten
Einen herben familiären Schicksalsschlag hatte Grover Cleveland im Jahr 1872 zu verkraften, als zwei seiner Brüder beim verheerenden Brand des Dampfschiffs „SS Missouri“ vor den Bahamas, nordöstlich der Abaco-Inseln, starben. Als sich der amerikanische Himmel verdunkelte und sich der Bürgerkrieg abzeichnete, hatte sich der Jurist zum stellvertretenden Bezirks-Staatsanwalt des Erie County emporgearbeitet. Seinen Einsatz als Soldat im Bürgerkrieg ließ sich Cleveland dreihundert Dollar kosten. Ein Ersatzmann zog für ihn in den Krieg. Seine politischen Gegner bezeichneten ihn später als „Slacker“, womit in jenen Jahren in Amerika Männer gemeint waren, die sich dem Wehrdienst entzogen. Als offizielle Begründung für seine Weigerung, die Uniform des Soldaten im Amerikanischen Bürgerkrieg zu tragen, nannte Grover Cleveland die Notwendigkeit, sich um seine Mutter zu kümmern.
„Uncle Jumbo“ – Spitznamen als Hinweise auf die Leibesfülle
Mit seiner Fähigkeit der freien Rede und durch sein engagiertes Auftreten erwarb sich Grover Cleveland im Laufe der Jahre ein sehr hohes Ansehen vor Gericht. Das verhalf ihm 1870 zur Ernennung des Sheriffs in seinem County. Das war ein Amt, das er drei Jahre ausfüllte, um sich danach wieder um seine Kanzlei zu kümmern. Mittlerweile war ihm sein Wohlstand an der Leibesfülle abzulesen, was ihm in der Öffentlichkeit die Spitznamen „Big Steve“ und „Uncle Jumbo“ einbrachte. Mehr und mehr liebte er das gesellige Beisammensein, das Pokerspiel in diversen Saloons und das Jagen in freier Natur. Cleveland begab sich immer mal wieder auf Reisen und genoss ansonsten das gemächliche ländliche Leben. Die Politik spielte für ihn in jenen Jahren eher eine Nebenrolle.
Politischer Aufstieg
Erst Bürgermeister von Buffalo und dann ein Aufstieg zum Gouverneur
Das änderte sich spätestens im Jahr 1881 und damit acht Jahre nach seinem Rücktritt als Sheriff. Nun wurde Cleveland dank der Stimmen der Demokraten zum Bürgermeister von Buffalo gewählt. Dieser Aufstieg war eigentlich nicht Teil seiner Lebensplanung, doch die Wahl gewann er haushoch. In seiner Stadt erhielt er von diesem Zeitpunkt an den Namen „Veto-Bürgermeister“, denn er stoppte fast alle Anträge auf öffentliche Subventionen. Ausgaben dieser Art bezeichnete Cleveland als „Verschwendung“. Gleichzeitig geißelte und bekämpfte er die Korruption in der Verwaltung. Er hielt auch nichts von der sogenannten „Kirchturm-Politik“ und beeindruckte mit der Effizienz seiner Handlungen nicht nur die Einwohner von Buffalo sondern auch die Führung der Demokratischen Partei. Die nominierte ihn 1882 zum Kandidaten bei der Wahl zum Gouverneur von New York, und am Tag der Entscheidung verfügte Grover Cleveland über ein gigantisches Stimmen-Plus gegenüber seinem republikanischen Rivalen.
Der Kampf gegen die politische Seilschaft der „Tammany Hall“
Seit fast hundert Jahren grassierte im Bundesstaat New York ein Übel namens „Tammany Hall“. Darunter verstanden die Menschen dieser Stadt eine politische Seilschaft, die sich so benannte, weil sie einst der Tagungsort der Demokratischen Partei war. Über einen langen Zeitraum kontrollierte sie das politische Geschehen der Metropole, und in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war Skrupellosigkeit nicht verpönt, wenn es um das Erreichen politischer Ziele ging. Diese korrupte Parteipolitik war für etliche Skandale und für den Missbrauch städtischer Ressourcen verantwortlich und dem neugewählten Gouverneur Grover Cleveland ein Dorn im Auge. Er stoppte die Bevorteilung von Parteifreunden bei der Besetzung von Positionen. Auch sagte er dem Vorschub von Privilegien den Kampf an und genoss in der Öffentlichkeit dadurch ein hohes Ansehen. Er galt als Reformer und erfolgreicher politischer Quereinsteiger. Und so mehrten sich die Stimmen derer, die ihn für einen Kandidaten bei der nächsten Präsidentenwahl vorschlugen.
Cleveland war das moralische Gegenteil zu seinem Kontrahenten Blaine
Den Demokraten war es im Jahr 1884 wichtig, einen Mann ins Rennen um das höchste Amt der Vereinigten Staaten zu schicken, der eine Alternative zu dem republikanischen Kandidaten James G. Blaine, einem langjährigen Insider des politischen Geschehens in Washington, sein könnte. Blaine brachte nicht unbedingt eine weiße Weste mit in seine Kampagne, denn man sagte ihm nach, es mit der Wahrheit nicht immer ernst zu nehmen. Cleveland war das moralische Gegenteil von Blaine, und trotz seiner Körperfülle schenkte er dem politischen Spektrum Amerikas ein frisches Gesicht. Der politische Außenseiter von einst stand nun auf der Schwelle zu einem großen Coup. Cleveland wurde auf der Democratic National Convention in Chicago bereits im zweiten Wahlgang zum Kandidaten für die Wahl des Präsidenten bestimmt. Zu seinem „Running Mate“, der Position des Vizepräsidenten, wurde Thomas A. Hendricks ernannt.
Ein Junggeselle, eine kurze Beziehung und ein unehelicher Sohn
Die Wahl von 1884 war die erste nach Beendigung des Amerikanischen Bürgerkriegs und auch deshalb von besonderer Bedeutung. Erstmals nach langer Zeit griffen die Demokraten wieder nach der Präsidentschaft und die Aussichten waren gut. James G. Blaine war in den Augen vieler Amerikaner so etwas wie eine Marionette der Wall Street und der mächtigen Eisenbahn-Gesellschaften. Doch im Wahlkampf griffen die Republikaner sehr tief in die Trickkiste ihrer Argumente. Sie bezichtigten Grover Cleveland, in einem Sex-Skandal verwickelt zu sein. Die Geschichte war reichlich verworren und wurde dennoch von der Zeitung „Evening Telegraph“ veröffentlicht. Danach hatte Cleveland eine kurzzeitige Beziehung zu einer verwitweten Verkäuferin namens Maria Halpin. Im Jahr 1874 soll daraus ein unehelicher Sohn entstanden sein.
Erste Präsidentschaft (1885-1889)
Eine schmutzige Wahlkampagne und ein hauchdünner Sieg
Grover Cleveland äußerte sich zunächst nicht zu diesen Anschuldigungen und überließ es seinen Parteifreunden, dazu Stellung zu beziehen. Schließlich räumte er die Beziehung zu Maria Halpin ein. Er hatte deren Sohn den Namen Oscar Folsum Cleveland gegeben und wollte ihn auch adoptieren, als seine Mutter mit einer psychischen Erkrankung in eine Klinik eingewiesen wurde. Außerdem hatte er sich bereiterklärt, Mutter und Kind finanziell zu unterstützen. Die Republikaner forderten derweil Cleveland auf, endlich die Wahrheit zu sagen. Letztlich verpufften die Anschuldigungen und die Demokraten jubelten „Blaine, Blaine – der kontinentale Lügner aus dem Bundesstaat Maine…“ Am Tag der Präsidentenwahl nach einer eher schmutzigen Kampagne von beiden Seiten siegte Cleveland mit einem Popular Vote von 48,5 Prozent und 219 Wahlmänner-Stimmen knapp gegen Blaine. In New York hatte der neue Präsident nur mit einem Plus von 1.200 Stimmen gewonnen.
Ein entschiedener Gegner von Verschwendungssucht und Korruption
Als Präsident setzte Grover Cleveland das fort, was er als Gouverneur von New York begonnen hatte. Er schaute sehr genau hin, wenn Rechnungen oder neue Gesetzestexte auf seinem Schreibtisch landeten. Auch legte er sein Veto ein, als Bundesmittel für Veteranen des Bürgerkrieges beantragt wurden. Er war noch immer ein entschiedener Gegner von Verschwendungssucht und Korruption und seine Landsleute bewunderten seinen Mut und seine Konsequenz. Der Präsident fühlte sich in diesem Amt auch dem Pendleton Act verpflichtet, der eine überparteiliche Entscheidung vorschrieb, um öffentliche Stellen zu besetzen. Das hielt ihn aber nicht davon ab, verdienstvolle Politiker seiner Demokratischen Partei zu bevorzugen. Gleichzeitig schickte er republikanische Angestellte des Bundes vorzeitig in Rente, wenn er davon überzeugt war, dass es an der Zeit sei, diese Jobs neu zu besetzen.
Der diebische Spaß des Präsidenten, ein Veto einzulegen
Als Gesetzgeber wollte sich dieser amerikanische Präsident nicht profilieren. Immerhin veränderte er mit dem Presidential Succession Act aus dem Jahr 1886 einen in die Jahre gekommenen Gesetzestext, der seit 1792 Bestand hatte. Dabei ging es um die Nachfolge eines Präsidenten pro tempore des Senats und des Sprechers des Repräsentantenhauses durch die Mitglieder des Kabinetts. Neue Gesetze segnete Grover Cleveland während seiner ersten Amtszeit relativ selten ab. Doch seine Vorliebe, ein Veto einzulegen, war bei ihm stets vorhanden. Von dieser Praxis machte er öfter Gebrauch als alle amerikanischen Präsidenten vor ihm. Die Regelung einer Altersversorgung für die Veteranen des Amerikanischen Bürgerkriegs verhinderte er nicht weniger als 228mal. Offensichtlich hatte er ein ausgeprägtes Gespür für die Gefahr eines Betrugs. Und er hatte wohl auch einen diebischen Spaß an seiner Gepflogenheit, sein Veto im Kongress mit spöttischen Kommentaren zu garnieren. Im Jahr 1887 und damit zwei Jahre vor dem Ende seiner ersten Amtszeit lehnte er auch eine Katastrophenhilfe für die von einer Dürre betroffenen Farmer aus Texas ab. Eine solche Unterstützung sah er nicht im Zuständigkeitsbereich der Behörden auf Bundesebene.
Die Einweihung der Freiheitsstatue und innerparteiliche Probleme
Allerdings hatte Grover Cleveland auch als Präsident Sympathien für eine zahlenmäßig große Verwaltung. Das wurde ihm von seinen politischen Gegnern bereits nachgesagt, als er noch Chef der Zollbehörde von New York war. Damit gelang es ihm allerdings, die Effektivität seiner Verwaltung zu erhöhen. So ganz nebenbei wurde während der Amtszeit von Cleveland die New Yorker Freiheitsstatue eingeweiht. Eine Kommission übernahm die Aufgaben einer Regulierungsbehörde und das Dawes General Allotment Gesetz hatte die Aufgabe, die Reservate der amerikanischen Ureinwohner an einzelne Stammesmitglieder zu verteilen. Aber der Präsident machte sich auch bei seinen eigenen Parteimitgliedern unbeliebt, als er versuchte, ein Gesetz auszuhebeln, von dem er glaubte, dass es für die wirtschaftlichen Probleme der Vereinigten Staaten verantwortlich sei. Letztlich verstand er es nicht, die Depression zu beenden. Das kostete den Demokraten den Sieg bei den Kongresswahlen von 1894.
Ehe und erstes Amtsende
Erste Hochzeit eines amerikanischen Präsidenten im Weißen Haus
Am 2. Juni 1886 fand im Weißen Haus ein wichtiges Ereignis statt. Die Hochzeit des amtierenden amerikanischen Präsidenten mit Frances Cleveland. Es war das erste Mal in der Geschichte der Residenz, dass dort eine Heiratszeremonie abgehalten wurde. Grover Cleveland war fast fünfzig Jahre alt, als er um die Hand der 22-jährigen Frances anhielt. Die war das einzige Kind des Ehepaares Emma C. Harmon und Oscar Folsom. Beide waren mit Cleveland befreundet. Frances wurde in Buffalo geboren, und es störte sie nicht, dass ihr Ehemann 27 Jahre älter war.
Die Hochzeit fand im Blauen Raum des Weißen Hauses statt. Geladen waren die Kabinettsmitglieder mit ihren Frauen, hohe Regierungsbeamte und wenige enge Freunde. Die Braut trug ein elegantes Kleid aus schwerem Satin, das mit einer Seide aus Indien umhüllt und mit echten Orangenblüten eingefasst war. Das anschließende Abendessen bei Kerzenschein fand im State Dining Room des Weißen Hauses statt. Frances war nunmehr die jüngste First Lady in der amerikanischen Geschichte.
Durch eine jubelnde Menschenmenge über die Pennsylvania Road
Nach dem Dinner verließ der amerikanische Präsident mit seiner jungen Frau das Haus. Am Fuß der Treppe zum Süd-Portal wartete eine Kutsche, die das soeben getraute Paar zur Pennsylvania Avenue und durch eine jubelnde Menschenmenge fuhr. Vom Bahnhof aus reisten die Clevelands in einem gesonderten Eisenbahn-Waggon zu ihren Flitterwochen zum Deer Park Resort zwischen den Bergen im Westen von Maryland. Mit ihrem Charme gewann Frances nach ihrer Rückkehr bei diversen Empfängen die Sympathien der Gäste. In den nächsten Jahren bekam das Ehepaar drei Töchter und zwei Söhne. Als einzige wurde Tochter Esther im Weißen Haus geboren. Als Cleveland im Jahr 1888 die Wahl gegen Benjamin Harrison verlor, wies seine junge Frau das Personal im Weißen Haus an, nichts umzuräumen. „Wir sind in vier Jahren wieder hier“, sagte sie und sollte Recht behalten.
Eine Niederlage nach dem Votum des Wahlmänner-Gremiums
Grover Cleveland kandidierte im Jahr 1888 für eine zweite Amtszeit. Wie so oft bei Wahlen in den Vereinigten Staaten gab letztlich nicht die Mehrzahl der Stimmen des Volkes den Ausschlag über Sieg oder Niederlage sondern das Ergebnis des Wahlmännergremiums. Bei der Abstimmung am Tag der eigentlichen Wahl vereinte der amtierende Präsident 48,6 Prozent auf sich, während sein Gegner und republikanischer Herausforderer Benjamin Harrison lediglich auf 47,8 Prozent kam. Doch das Votum des Wahlmänner-Gremiums führte zu einer Niederlage Clevelands. Vor allem deshalb, weil die von Harrison gewonnenen Bundesstaaten größtenteils über eine zahlenmäßig größere Bevölkerung verfügten. Es war das erste Mal in der Geschichte amerikanischer Wahlen, dass ein Kandidat das Rennen machte, obwohl er bei den Bürgern des Landes die Mehrheit verfehlte. Am 4. März 1899 wurde Harrison als 23. Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt.
Zweite Präsidentschaft (1893-1897)
Der Rückzug nach „Oak View“ und eine zweite Amtszeit
Nach seiner gescheiterten Kandidatur arbeitete Grover Cleveland wieder als Anwalt in New York City, aber auch an seinem politischen Comeback. Er hatte bereits kurz nach seiner Verlobung mit Frances einem Architekten den Auftrag gegeben, ein altes Haus in eine romantische Villa umzubauen. „Oak View“ nannten die Clevelands ihr Domizil mit den zwei Veranden auf zwei Ebenen und einem Dach aus roten hölzernen Schindeln. Aus der Ferne registrierte Cleveland, dass Amerika in eine Depression schlitterte und die Staatskasse mehr und mehr schrumpfte. Die Demokraten witterten ihre Chance und nominierten Cleveland im November 1892 zum Kandidaten einer zweiten Amtszeit als Präsident. Der wegen der wirtschaftlichen Nöte seines Landes in Bedrängnis geratene Amtsinhaber Benjamin Harrison war letztlich chancenlos. Kurz vor Clevelands Verteidigung brach eine Panik an den amerikanischen Finanzmärkten aus und der neue Präsident hatte mit einer hohen Arbeitslosigkeit zu kämpfen.
Der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit in einer wirtschaftlichen Krise
Bereits vor seinem Amtsantritt beschäftigte sich Grover Cleveland mit diversen Gesetzen. Für ihn war es von großer Bedeutung, die Liquiditätskrise der Vereinigten Staaten zu bekämpfen und die Währung durch Goldreserven zu stützen. Etliche seiner Landsleute hatten in der Krise nicht nur ihre Arbeitsplätze sondern auch ihre Farmen und Häuser verloren. Aber auch in der Außenpolitik setzte der Präsident in seiner zweiten Amtszeit einige wichtige Akzente. So sprach er sich gegen die Annexion des Insel-Staates Hawaii aus und für die Wiedereinsetzung der Königin Liliuokalani, die bei einem von den Amerikanern angeführten Staatsstreich gestürzt wurde. Die Weltmacht Großbritannien zwang er unter Berufung auf die legendäre Monroe-Doktrin zur Schlichtung eines Grenzstreites zwischen der Kolonie Britisch-Guayana und dem Nachbarn Venezuela. Grover Cleveland wurde zwar nicht von allen Landsleuten verstanden, doch die meisten sahen in ihm einen ehrenwerten Makler.
Gerüchte und eine Operation als „geheime Kommandosache“
Mehrere Wahlversprechen konnte dieser amerikanische Präsident nicht halten und da die Demokraten für die anhaltende Depression verantwortlich gemacht wurden, strebte Cleveland keine dritte Amtszeit an. Im Übrigen verdichteten sich Gerüchte, wonach es mit der Gesundheit des schwergewichtigen Mannes im Weißen Haus nicht zum Besten bestellt sei. Diese Stimmen erhielten Nahrung, als sich Grover Cleveland kurz nach seinem Amtsantritt ein krebsartiges Geschwür am Daumen entfernen lassen musste. Diese Operation fand hinter verschlossenen Türen statt und wurde gegenüber der Öffentlichkeit mit keiner Silbe erwähnt. Sein Ansehen erhielt allerdings einen Dämpfer, als er bei einem Streik gegen die Pullman Palace Car Company in Chicago Bundestruppen aufmarschieren ließ. Im Jahr 1896 war dieser Präsident amtsmüde. Er hatte sich aufgerieben im Kampf gegen Zwangsvollstreckungen und Insolvenzen in seinem Lande.
Nachleben und Ehrungen
Mit Frau und „Baby Ruth“ nach Princeton/New Jersey
Am 4. März 1897 wurde der Republikaner William McKinley als neuer Präsident Amerikas vereidigt. Cleveland zog sich mit seiner Frau und der im Weißen Haus geborenen Tochter, die alle „Baby Ruth“ nannten, nach Princeton/New Jersey zurück, wo er an der Universität als Dozent für öffentliche Angelegenheiten wirkte und später auch als Treuhändler. Er verließ die Kommandozentrale der Vereinigten Staaten als der konservativste Demokrat des 19. Jahrhunderts. Den Amerikanern blieb er als ein Präsident in Erinnerung, der sich einsetzte für den Schutz und für die Macht der Exekutive. Im Jahr nach seinem Abtritt wurde Cleveland zum Mitglied der American Philosophical Society gewählt. Im Jahr 1908 erlitt er einen Herzinfarkt und stab am 24. Juni des gleichen Jahres. Begraben wurde er auf dem Friedhof von Princeton. Sein Konterfei ziert ein bedeutendes Papier: Die Tausend-Dollar-Note Amerikas.
Häufige Fragen und Antworten
Was gelang Grover Cleveland bisher als einzigem US-Präsidenten?
Er wurde mit der Unterbrechung von vier Jahren ein zweites Mal gewählt.
Wo wurde Grover Cleveland geboren?
In Caldwell/New Jersey.
Wann ist Grover Cleveland gestorben?
Am 24. Juni 1908.
Wann wurde Grover Cleveland geboren?
Am 18. März 1837.