Boston Tea Party
Boston Tea Party: Der Wendepunkt der amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung
Die Boston Tea Party war keine Party, zu der man gerne auf Einladung hingeht, wie der Begriff vermuten lässt. Dieser Begriff bezeichnet den politischen Widerstand der 13 amerikanischen Kolonien gegen das Mutterland Großbritannien am 15. Dezember 1773.
An diesem Tag hatten sich zahlreiche Bürger Bostons als Indianer verkleidet und planten Angriffe auf die im Hafen liegenden britischen Handelsschiffe. Der Begriff Tea Party geht darauf zurück, dass die Angreifer an diesem Tag drei Ladungen englischen Tee, insgesamt 342, in das Hafenbecken von Boston kippten. Tee war eines der wertvollsten englischen Güter, da der Verkauf in den amerikanischen Kolonien nicht nur Gewinne einfuhr, sondern auch Steuern und Zölle einbrachte. Entsprechend verärgert und entsetzt reagierten die Engländer über den Verlust dieser wertvollen Handelsware.
Die Bürger der amerikanischen Kolonien waren schon längere Zeit unzufrieden mit der totalen Abhängigkeit von den britischen „Besatzern“. Nicht nur, dass die Engländer die militärische und politische Vormacht besaßen und damit größtenteils über das Leben der Amerikaner bestimmten. Plötzlich mussten die in den Kolonien ansässigen Siedler auch noch Steuern und Zölle an das britische Mutterland abführen.
Unzufrieden mit dem politischen System begannen die Amerikaner verstärkt, sich gegen das als Unterdrückung empfundene britische System zur Wehr zu setzen. Der Vorfall im Bostoner Hafen war nur der Höhepunkt dieses Konfliktes, dem bereits einige vergleichbare, jedoch weniger bekannte Aktionen vorangegangen waren.
Zusammenfassung der Boston Tea Party im Video
Die Vorgeschichte der Boston Tea Party
Diese geht auf den 28. November 1773 zurück. An diesem Tag erreichte die Dartmouth als erstes von vier britischen Handelsschiffen mit einer Ladung Tee den Hafen von Boston. Besitzer der Handelsschiffe war die Ostindiengesellschaft, eine der größten Handelsgesellschaften weltweit.
Sie hatte von London aus den Atlantik überquert und schließlich an der Küste von Massachusetts in Boston angelegt. Samuel Adams und John Hancock waren die Anführer der Bostoner Bürger, die allesamt nicht gut auf die Briten zu sprechen waren. Sie hinderten die Besatzung der Dartmouth daran, den Tee abzuladen und forderten nun ihrerseits von den Briten eine Zollgebühr für die Einfuhr der Ware und zudem eine Gebühr für den Liegeplatz des Handelsschiffes.
Eine heftige Diskussion entbrannte zwischen den beiden Parteien. Die Amerikaner drohten, eine Zwangsenteignung der Ware durchzuführen, sollte sich der Kapitän weigern, die Forderungen der Amerikaner zu erfüllen. Auch die weiteren drei Handelsschiffe waren von diesem Konflikt betroffen. Die Amerikaner hinderten die Schiffe zudem daran, den Bostoner Hafen samt Ware wieder zu verlassen.
Die nächsten zwei Wochen lagen die britischen Schiffe nun im Hafen fest. Keine der beiden Streitparteien gab jedoch nach. Die Ware hatte das Schiff immer noch nicht verlassen und die Briten weigerten sich weiterhin, den Forderungen der Bostoner Bürger nachzugeben. Am 15. Dezember 1773 hielten die Sons of Liberty unter der Leitung von Samuel Adams und John Hancock eine Versammlung ab, auf der das weitere Vorgehen besprochen wurde.
Die britischen Handelsschiffe lagen noch immer im Hafen und die Ware sollte nun endlich entladen werden. Die Besatzungen der Flavor, der Beaver und der Darlington baten den Gouverneur von Massachusetts, Thomas Hutchinson, mit einer Petition, den Hafen von Boston samt Ware verlassen zu dürfen. Dieser lehnte jedoch ab und bestand auf Löschung der Ware und Zahlung des Zolls.
Der Kapitän kehrte zur Versammlung der Sons of Liberty zurück, um mitzuteilen, dass die Entladung der Ware kurz bevorstand. Gouverneur Hutchinson und der Kapitän der Dartmoth, Francis Rotch, verfolgten jedoch unterschiedliche Ziele. Während Rotch als Miteigentümer des Schiffes an einer friedlichen Lösung gelegen war, um das Schiff nicht zu gefährden, verfolgte Hutchinson weniger edelmütige Ziele.
Er forderte die Löschung der Ladung, denn ohne Entladung der Ware wurden auch keine Importzölle fällig. Ferner waren zwei seiner Söhne als Agenten der Ostindiengesellschaft tätig und hatten daher ein großes Interesse an dem Verkauf der Ware.
Rund fünfzig Protestanten machen sich daraufhin auf den Weg zum Hafen, stürmten die vier Handelsschiffe und kippten die gesamte Teeladung der vier Schiffe über Bord. Die Aktion verlief ohne weitere Zwischenfälle, zahlreiche Bostoner Bürger waren jedoch zum Hafen gekommen, um dieser Aktion beizuwohnen.
Dieses unblutige Ereignis hatte überwiegend symbolischen Charakter, denn Todesfälle oder Verletzte waren nicht zu beklagen. Die Boston Tea Party kann jedoch als entscheidender Wendepunkt in der Geschichte Amerikas gedeutet werden. Die europäischen Kolonialmächte, allen voran Großbritannien, befanden sich seit mehr als 150 Jahren im Land und bestimmten über das Leben in den amerikanischen Kolonien.
Selbst die Gouverneure der einzelnen Kolonien wurden von der Britischen Krone eingesetzt. Ein politisches Mitspracherecht hatten die Amerikaner dagegen nicht. Die Briten gaben sich jedoch nicht damit zufrieden, diesen für sie anfangs noch unbekannten Kontinent zu erobern. Sie wollten auch wirtschaftlichen Profit aus diesem neuen Gebiet schlagen.
Boykott, Gesetze und Repressalien
Die Siedler der zu diesem Zeitpunkt bestehenden 13 Kolonien waren jedoch nicht im britischen Parlament vertreten. Aus diesem Grund war es für Großbritannien rechtlich nicht möglich, direkte Steuern zu erheben. Daher wurden die verantwortlichen Politiker in Großbritannien kreativ und belegten nach Amerika eingeführte Alltagsgüter, allen voran viel genutzte Lebensmittel wie Tee und Zucker mit Steuern und Einfuhrzöllen.
Möglich machte diese Abgaben- und Steuererhebung eine Verordnung namens Tea Act. Im Anschluss an die Boston Tea Party kam es zu zahlreichen weiteren Protest- und Boykott-Aktionen. Britische Waren, allen voran Tee, wurde jetzt regelrecht als „ungesund“ verteufelt und so manche Teeladungen landeten auf dem symbolischen Scheiterhaufen.
Großbritannien versuchte, diesen Aufstand in den Kolonien durch weitere Gesetze und Repressalien, die die Freiheit der Siedler in den 13 Kolonien stark einschränkten, zu beenden. Im britischen Parlament erwogen die Abgeordneten sogar die Zerstörung der Stadt Boston.
Der Staatstheoretiker Edmund Burke forderte die Beteiligten zur Mäßigung auf und brachte den Vorschlag ein, man solle den amerikanischen Kolonien die Selbstbesteuerung gestatten. Diese Forderung ging den Anwesenden jedoch zu weit, denn sie befürchten, dass dieses Zugeständnis einer gewissen Selbständigkeit und Unabhängigkeit an die amerikanischen Kolonien zu weiteren Forderungen seitens der amerikanischen Siedler führen würde.
Die Engländer fürchteten um ihre Vormachtstellung in den Kolonien. Auf diese als unzumutbar empfundenen Gesetze reagieren die Bürger in den Kolonien jedoch mit noch mehr Ärger und Unmut.
Der erste Kontinentalkongress der amerikanischen Kolonien
Von September bis Oktober 1774 fand der Erste Kontinentalkongress der Kolonien in Philadelphia statt. Die Delegierten beschlossen, eine eigene Armee zu gründen und ihrerseits Sanktionen gegen die Briten einzuführen. Dieser Konflikt zwischen den amerikanischen Kolonien und dem britischen Mutterland führte schließlich zum Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, der vom 19. April 1775 bis zum 3. September 1783 dauerte.
Ein bedeutendes Datum in diesem Krieg ist der 4. Juli 1776, der Tag der Unabhängigkeitserklärung der amerikanischen Kolonien von der Britischen Krone. Nach der Bildung der Konföderation 1777 und dem Eingreifen der Franzosen zugunsten der Kolonialisten 1778 führte der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg 1783 zu einem siegreichen Ende für die 13 amerikanischen Kolonien und der Gründung der Vereinigten Staaten von Amerika.
Die Boston Tea Party und der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg hatten jedoch eine lange Vorgeschichte.
Die Kolonialisierung Amerikas geht auf der ersten Pilgerväter anfangs des 17. Jahrhunderts zurück. Die bekanntesten Auswanderer sind die englischen Puritaner, die 1620 mit der Mayflower an der amerikanischen Ostküste landeten. Im Lauf des nächsten Jahrhunderts weiteten die Engländer ihre Kolonialisierungsbestrebungen jedoch immer weiter aus, meistens zum Nachteil der amerikanischen Siedler.
Die gegensätzlichen Interessen führten insbesondere in der Zeit der Herrschaft Georg III ab 1760 zu immer stärkeren Spannungen. Zahlreiche Verbote und Gesetze schränkten das Leben der Siedler in den amerikanischen Kolonien ein. Für besonderen Unmut sorgten die durch das britische Mutterland auferlegten Handelshemmnisse.
Die amerikanischen Bürger durften in den Kolonien keine eigenen Industrien aufbauen und keine eigenen Handelsaktivitäten entwickeln. Auf diese Weise waren die Amerikaner gezwungen, ausschließlich Produkte aus England zu beziehen, für die schließlich Einfuhrzölle und Steuern fällig wurden. Ferner hatten die Briten ein Besiedlungsverbot in allen Gebieten westlich der Appalachen erlassen.
Mit dem Currency Act untersagte die Britische Krone die Einführung einer eigenen Währung in den Kolonien. Zudem bestand seit 1704 ein Münzprägeverbot. Die vom britischen Mutterland eingeführten Gesetze, Steuern und Verbote trugen maßgeblich dazu bei, dass sich die 13 amerikanischen Kolonien nicht weiterentwickeln konnten.
Den britischen Kolonialisten war bewusst, dass die Bestrebungen der amerikanischen Siedler hinsichtlich wirtschaftlicher Entwicklung und weiteren Siedlungsprogrammen früher oder später zu Unabhängigkeitsbestrebungen führen würden. Diese wollte man mit allen Mitteln verhindern und versuchte, die Wirtschafts- und Finanzhoheit über die Kolonien zu bewahren.
Ferner war man bemüht, durch die Ausbeutung der amerikanischen Kolonien die hohen Kosten für den Siebenjährigen Krieg in Europa (1756 bis 1763) auszugleichen.
Keine Besteuerung ohne Mitspracherecht
Anfangs forderten die amerikanischen Siedler lediglich ein Mitspracherecht hinsichtlich der Auswahl ihrer Handelspartner sowie eine erhöhte Eigenständigkeit. Unabhängigkeitsbestrebungen gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht. 1767 lehnte das britische Parlament die Forderungen der Kolonisten jedoch ab und erhöhte die Militärpräsenz vor Ort.
Mittlerweile hatte sich der Spruch „no taxation without representation“, keine Besteuerung ohne Mitspracherecht, bei den Amerikanern durchgesetzt. In der nächsten Zeit entstanden immer mehr Unabhängigkeitsbewegungen, die bekannteste war die Sons of Liberty. Neben Samuel Adams und John Hancock war in dieser geheimen Gesellschaft keiner geringerer als Thomas Jefferson, der spätere 3. Präsident der neu gegründeten Vereinigten Staaten von Amerika aktiv. Nach ersten Boykottmaßnahmen ab 1770 kam es schließlich 1773 zu der Boston Tea Party.
Die abtrünnige Kolonie Massachusetts
Die britische Regierung reagierte mit dem Erlass der Intolerable Acts, der unerträglichen Gesetze. Sämtliche Militärvorräte in Massachusetts wurden in der Aktion „Powder Alarm“ beschlagnahmt.
Die Bürger der amerikanischen Kolonien reagierten ihrerseits mit der Einberufung des Ersten Kontinentalkongresses, der von September bis Oktober 1774 stattfand. Längst waren die Unabhängigkeitsbestrebungen der Amerikaner in professionelle Bahnen gelenkt worden und gingen weit über einzelne Boykottbewegungen hinaus.
Trotz der Verbote und Einschränkungen durch das britische Mutterland hatten sich zahlreiche politische Aktivitäten entwickelt, an denen einflussreiche und gebildete Männer wie Thomas Jefferson und George Washington (1. US-Präsident) beteiligt waren. Da die Boston Tea Party von eben dieser Stadt in der Kolonie Massachusetts ausging, wurde diese 1775 durch die britische Krone als „abtrünnig“ erklärt. Damit war der Weg in den Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg frei.
Warum sorgte der Tea Act für so viel Konfliktstoff?
Der Townshend Act und der Stamp Act führten ab 1767 zu weiteren steuerlichen Belastungen und Zöllen auf Alltagsprodukte wie Leder und Papier. Diese Steuermodelle erwiesen sich jedoch rein fiskalisch als wenig sinnvoll. Die britische Regierung hatte nicht mit dem Boykott englischer Produkte durch die Kolonisten gerechnet, daher ging der Umsatz zurück.
Ferner erfreute sich der Teeschmuggel von den Niederländischen Antillen großer Beliebtheit. Damit wurde die Monopolstellung der Ostindiengesellschaft im weltweiten Teehandel umterminiert. Der britische Premierminister Lord North schaffte die Importzölle ab 1770 wieder ab, ausgenommen blieb jedoch die Importsteuer auf Tee.
Dieser wurde mit dem eigens geschaffenen Tea Act besteuert und sollte den Bankrott der Ostindiengesellschaft verhindern. Der Endpreis für Tee sollte deutlich gesenkt werden, um den Verkauf in den amerikanischen Kolonien anzukurbeln. Dieser Endpreis wäre im Endeffekt sogar günstiger gewesen als der Preis für die Schmuggelware aus den Niederländischen Antillen.
Allerdings blieben die nordamerikanischen Importzölle weiterhin ein Streitthema. Genau diese hatten jedoch zu dem Konflikt mit den 13 amerikanischen Kolonien geführt. So blieben diese vorerst weiterhin bestehen. Stattdessen fielen die von der Ostindiengesellschaft zu entrichtenden Einfuhrzölle nach England weg.
Ferner konnte die East India Company nun freier entscheiden, was die Auswahl ihrer Handelspartner vor Ort anging. Die Kolonisten profitierten von dieser geänderten Ausgangssituation jedoch nicht und so schwelte der Konflikt weiter. Einflussreiche Vertreter der Unabhängigkeitsbewegung hegten den Verdacht, die britische Krone verfolge die Absicht, mit der Absenkung des Endpreises für Tee die Boykott-Aktionen der Amerikaner zu unterlaufen und so einen Keil zwischen die Beteiligten zu betreiben. Diese setzten sich aus eher ökonomisch geleiteten Vertretern auf der einen Seite und prinzipientreuen Teilnehmern auf der anderen Seite zusammen.
Die Händler vor Ort sahen ihr Geschäftsmodell bedroht, denn durch die Möglichkeit des direkten Handels zwischen der East India Company und Abnehmern in den Kolonien fiel der Zwischenhandel größtenteils weg. Die Kolonisten befürchteten zudem, das britische Mutterland würde die durch Steuern und Zölle entstehenden Mehreinnahmen in der Staatskasse für die Finanzierung der königlichen Gouverneure und ausgewählter Repräsentanten in den Kolonien heranziehen.
Dieses System stand jedoch den Interessen der eigenen parlamentarischen Versammlungen entgegen. So unkompliziert und unblutig die Boston Tea Party auch erscheinen mag, so komplex ist jedoch die Vorgeschichte, die zu diesem Ereignis führte.
Boston Tea Party: Eine zusammenfassende Betrachtung
Mit Ihrem Verhalten gegenüber den Kolonisten zeigte die britische Regierung, dass ihre Repräsentanten nicht auf eine Kompromisslösung aus waren und die Forderungen nach mehr Eigenständigkeit in den Kolonien auf jeden Fall verhindern wollten. Genau mit dieser sturen Haltung sägte die Britische Krone jedoch vermutlich an dem sprichwörtlichen Ast, auf dem sie selbst saß.
Hätte das britische Parlament Zugeständnisse an die amerikanischen Siedler gemacht und wäre zumindest teilweise auf die Forderungen nach mehr Eigenständigkeit eingegangen, wären die Unabhängigkeitsbestrebungen vermutlich nicht so schnell und so stark ausgeprägt gewesen.
Eine komplette Unabhängigkeit von der britischen Krone hätte sich auf lange Sicht hin vermutlich nicht vermeiden lassen. Die Eskalation zwischen den beiden Parteien wäre jedoch weniger hart ausgefallen. Vielleicht hätte es die Boston Tea Party nicht gegeben und der Unabhängigkeitskrieg wäre noch in weiter Ferner gewesen.