Wer ist Bill Clinton?

Bill Clinton – ein politisches Naturtalent und doch nur ein Mensch

Bill Clinton
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Er galt als große politische Hoffnung der Vereinigten Staaten, war der Jüngste, dem jemals das Amt eines Gouverneurs angetragen wurde und er hatte noch nicht einmal das fünfzigste Lebensjahr erreicht, als man ihn zum 42. Präsidenten der USA wählte. Bill Clinton galt schon immer als ein Naturtalent, doch auf seinem Weg lagen ein paar Stolpersteine.

Der Vollblutdemokrat war ein Dominator auf der internationalen Bühne und ein Politiker, der es verstand, die Massen zu bewegen. Aber er war auch ein Mensch, der mit Niederlagen nur sehr schwer umgehen konnte. „Wir sollten niemals aus den Augen verlieren, dass der Weg zur Tyrannei mit der Zerstörung der Wahrheit beginnt“, sagte er einmal. Doch die Wahrheit war nicht immer die Begleiterin seines beruflichen Lebens.

Steckbrief: Bill Clinton

  • Bill Clinton
    Bill Clinton

    Name: William „Bill“ Jefferson Clinton

  • Geburtsdatum: 19. August 1946
  • Geburtsort: Hope, Arkansas
  • Größe: 188 cm
  • Augenfarbe: blau
  • Ehepartnerin: Hillary Clinton (verh.1975)
  • Kinder: Chelsea Clinton (Tochter)
  • Eltern: William Jefferon Blythe Jr., Virginia Dell Cassidy
  • Geschwister: Henry Leon Ritzenthaler (Bruder), Sharon Lee Blythe (Schwester)
  • Sternzeichen: Löwe
  • Amtszeit als Präsident: 20. Januar 1993 – 20. Januar 2001
  • Website: https://www.clintonfoundation.org/

Kindheit und Jugend

Hope – eine Stadt der Hoffnung und der Wassermelonen

Hope – so nennt sich die Kleinstadt im Bundesstaat Arkansas, wo William Jefferson Clinton am 19. August 1946 das Licht der Welt erblickte. Hope steht für Hoffnung und könnte zum Leitfaden des späteren Präsidenten der Vereinigten Staaten geworden sein. Nicht einmal zehntausend Einwohner verloren sich in der provinziellen Idylle im Hempstead County. In der Umgebung beschäftigen sich die Farmer mit dem Anbau von Wassermelonen. Hin und wieder werden hier Prachtexemplare mit einem Gewicht von zweihundert Kilogramm geerntet, und weil diese Früchte so wichtig für die Region sind, tauchen sie sogar im Stadtwappen von Hope auf.

Der leibliche Vater starb vor der Geburt seines Sohnes

So richtig vermögend wurde in Hope kaum jemand, denn Arkansas zählte zu den ärmsten Bundesstaaten der USA. Doch alle, die heute hier wohnen, kennen die Lebensgeschichte ihres prominentesten Bürgers. In dem Haus, in dem Bill Clinton geboren wurde, hat es vor etlichen Jahren gebrannt – dies war lange Zeit das Domizil einer dunkelhäutigen Familie. Der junge Bill lernte seinen leiblichen Vater, einen Handlungsreisenden, niemals kennen, denn William Jefferson Blythe erlitt einige Monate vor der Geburt seines Sohnes einen tödlichen Verkehrsunfall. Bei seiner Rückreise aus Chicago verlor er am 17. Mai 1946 die Kontrolle über seinen betagten Buick auf der Route 60 bei Sikestone/Missouri. Dabei wurde er aus dem Wagen geschleudert und ertrank in einem Wassergraben neben der Fahrbahn.

Von Hope in den Badeort Hot Springs und zu den heißen Quellen

Bill wuchs nach dem Tod seines Vaters zunächst bei seiner Großmutter Edith Cassidy auf. Vier Jahre nach dem tragischen Unfall ihres ersten Ehemannes heiratete Bills Mutter Virginia Cassidy den Autohändler Roger Clinton, und die Familie zog von Hope weiter in den hundert Kilometer entfernten Badeort Hot Springs. Dort, am Fuß der Ouachita Berge, waren die heißen Quellen schon seit Urzeiten den Indianern vom Stamm der Washita heilig. Bills Mutter fand in Hot Springs eine Anstellung als Krankenschwester, während ihr alkoholabhängiger Ehemann weiterhin mit Automobilen handelte. Die Clintons wohnten an der Park Avenue, einer Straße, die vornehm klingt und im optischen Widerspruch zu den heruntergekommenen Motels dieser Gegend stand. Von den meisten billigen Herbergen bröckelte damals die Farbe von den Reklameschildern.

Ein lernbesessener Schüler und Eisenhowers Nationalgarde

Eines Tages verließ die Familie Clinton die Park Avenue und zog um in einen Bungalow zwischen dem Damm der Eisenbahnlinie und dem örtlichen Friedhof. Inzwischen büffelte Bill Clinton in Hot Springs auf der Oberschule und verschlang jedes Buch, das er erhalten konnte. Er galt als lernbesessener Schüler, interessierte sich früh für politische Themen und war elf Jahre alt, als der amerikanische Präsident Dwight D. Eisenhower die Nationalgarde nach Arkansas schickte, um die Öffnung der Schulen für dunkelhäutige Kinder zu erzwingen. Später sagte der soeben zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählte Bill Clinton über seine einstige Heimat: „Es wird einen neuen Süden geben, der genau so aussieht, wie der Rest unseres Landes…“

Mit der „American Legion“ zum Treffen mit John F. Kennedy

Als Bill Clinton fünfzehn Jahre alt war, ließ sich seine Mutter, die als lebhafte und lebenslustige Freigeistin in ihrer Biographie beschrieben wurde, von ihrem Mann scheiden. Der hatte weder seinen Hang zum Alkohol in den Griff bekommen und neigte zudem zur Spielsucht. Die lautstarken Auseinandersetzungen zwischen seiner Mutter und seinem Stiefvater gehörten zu den frühen Erinnerungen des späteren Präsidenten. Der versuchte sich als Teenager während seiner Schulzeit als Saxophonist in einer Highschool-Band und hatte vor allem wegen der Gospelsongs eine besondere Zuneigung zum Glauben der Baptisten. Der Juli 1963 bescherte Bill Clinton ein einschneidendes Erlebnis, denn im Rosengarten des Weißen Hauses traf er auf sein politisches Idol, Präsident John F. Kennedy. Dieses Date kam zustande, als er mit einer Schülerdelegation der „American Legion“ nach Washington reiste.

Das Orakel von Washington: „Eines Tages mache ich diesen Job“

Das historische Foto des Händedrucks zwischen dem jungen Bill Clinton und John F. Kennedy am 24. Juli 1963 ist erhalten geblieben. Der amerikanische Präsident war soeben von seiner erfolgreichen und umjubelten Europa-Tournee heimgekehrt. In Westberlin hatte er vor rund 450.000 Menschen seine berühmte Rede gehalten („ich bin ein Berliner“). Bill Clinton erzählte später, er habe im Rosengarten des Weißen Hauses zunächst in seiner Gruppe recht weit hinten gestanden und sich dann nach vorne „geschummelt“, um in die Nähe von Kennedy zu gelangen. Nach der Rückfahrt zu den Schlafsälen seiner Jugendgruppe soll Clinton zu dem Kongressabgeordneten Jim Ramstad aus Minnesota gesagt haben: „Eines Tages mache ich diesen Job…“

Ausbildung und Studium

Eine von Jesuiten geleitete Universität der amerikanischen Elite

Die politischen Ambitionen ihres Sohnes blieb der Familie kaum verborgen, und als Bill aus Washington nach Hot Springs heimkehrte und von dem Treffen mit John F. Kennedy schwärmte, prophezeite ihm seine Mutter: „Wenn Du so weiter machst, wirst Du irgendwann Präsident der Vereinigten Staaten“. An Ehrgeiz mangelte es ihrem Sprössling nicht, und nach dem Abitur wechselte Bill Clinton nach Washington und trat dort ein Studium an der Georgetown University an. Dank mehrerer Stipendien und Nebenjobs konnte er sich im Hauptfach für „Internationale Angelegenheiten“ einschreiben. Die Universität der amerikanischen Elite wurde von Jesuiten geleitet und verstand sich seit jeher den ethischen Grundsätzen der katholischen Kirche verpflichtet.

Eine deftige Niederlage bei der Wahl zum Studenten-Präsidenten

Seine studentischen Begleiter in der Universität erblickten in dem jungen Mann aus Hot Springs zunächst einen hinterwäldlerischen Außenseiter, was diesen in seinem Ehrgeiz bestärkte, es mit den Söhnen betuchter Eltern aufnehmen zu wollen. Er bewarb sich um das Amt des Präsidenten des Studentenrates und erlitt dabei eine deftige Niederlage, die ihn einige Zeit aus der Bahn warf. Bill Clinton hatte sich gründlich verrechnet, denn den Studenten war er „zu politisch“. Als er sich von seiner Abstimmungspleite einigermaßen erholt hatte, bewarb er sich erfolgreich um eine Anstellung im Ausschuss für auswärtige Beziehungen des amerikanischen Senats. Zu diesem Zeitpunkt war Senator J. William Fulbright aus Arkansas ein gewichtiger Politiker in diesem einflussreichen Gremium. Dieser hatte sich vor allem durch seine Kritik an der amerikanischen Beteiligung am Vietnamkrieg einen Namen gemacht. Der junge Clinton teilte dessen Auffassung, wonach es für sein Land weder einen strategischen noch einen moralischen Grund gab, in Südostasien militärisch zu intervenieren.

Studiengänge in den Elite-Universitäten in Oxford und in Yale

Yale University
Yale University

Bill Clinton empfand große Sympathien für die amerikanische Bürgerrechtsbewegung, die sich ebenfalls gegen eine Beteiligung am Vietnam-Krieg stellte. Nach seiner Zeit an der Georgetown University bewarb sich Clinton um ein Rhodes-Stipendium an der britischen Universität Oxford. Ein solches Stipendium zählt noch heute zu den prestigeträchtigsten der Welt. Während seiner zweijährigen Zeit in Oxford wechselte er mehrfach die Studienrichtung und bereiste vor allem mehrere europäische Länder. Unter anderem schaute er sich in Frankreich, der Bundesrepublik Deutschland und in der Sowjetunion um. Nach seiner Rückkehr in die USA strebte er nach drei Jahren einen Abschluss der Rechtswissenschaften an der Yale-Universität an.

Vereitelte Bill Clinton seine Einberufung in den Vietnam-Krieg?

Längst hatte er als Politiker ausreichend Erfahrungen gesammelt, um ein tatkräftiger Mitarbeiter bei den Wahlkämpfen demokratischer Abgeordneter zu sein. Sein beruflicher Weg war vorgezeichnet, doch seine politischen Gegner warfen ihm noch viele Jahre später vor, er habe unter anderem durch seinen Studienaufenthalt in England die militärische Einberufung hinausgezögert oder sogar vereitelt. In seinen Memoiren schrieb Bill Clinton später, er sei tatsächlich von Gewissensbissen geplagt worden, weil es ihm – im Gegensatz zu vielen anderen Studenten – gelungen sei, seinen soldatischen Beitrag im Vietnam-Krieg zu verhindern. Allerdings nahm er für eine kurze Zeitspanne an einem Training des Reserve Officer Corps, dem Ausbildungsprogramm des Verteidigungsministeriums, teil.

Die merkwürdige Lotterie des Selective Service Systems

Im Herbst 1969 wollte Bill Clinton seinen moralischen Konflikten im Bezug auf einen Einsatz in Vietnam ein Ende bereiten. Er unterwarf sich der Lotterie des sogenannten Selective Service Systems. Dabei zogen Angestellte aus einer gläsernen Trommel Kugeln mit den Namen jener amerikanischen Männer, die zum Wehrdienst einberufen wurden. Diese merkwürdige Prozedur wurde im Dezember 1969 live vom Fernsehen und von den Rundfunkanstalten übertragen. Nackte Zahlen entschieden zuweilen über Schicksale – zu gewinnen gab es in diesem Losverfahren kein Geld sondern im günstigsten Fall das Leben. Präsident Richard Nixon hatte sich für diese Lotterie entschieden, weil er das bis dahin praktizierte Rekrutierungssystem ablehnte. Ausgelost wurden die Geburtsdaten. Sie bestimmten, wer aus einem Jahrgang in den Krieg geschickt wurde.

Die Zahl 311 ersparte Bill Clinton den Kriegseinsatz in Vietnam

Als Bill Clinton sich entschloss, sich dieser Lotterie zu stellen, deutete jedoch bereits einiges darauf hin, dass die Administration des Richard Nixon den Abzug der Soldaten aus Vietnam vorbereitete. Außerdem hatte Clinton Glück, dass sein Geburtsdatum in der Lotterie die Zahl 311 erreichte. Das war gleichbedeutend damit, dass er nicht damit rechnen durfte, noch als Soldat in den Krieg nach Südostasien geschickt zu werden. Dem Direktor des Reserve Officer Training Corps, einem Programm, das noch heute an den Colleges und Universitäten in den USA angeboten wird, schickte Clinton ein Dankesschreiben. Darin ließ er seinen Adressaten wissen, dass er zwar den Vietnam-Krieg verachte, doch sein Land weiterhin liebe. In England beteiligte sich der spätere Präsident der Vereinigten Staaten im Übrigen an etlichen Anti-Kriegs-Demonstrationen.

Hillary Rodham wies Bills Clintons Heiratsanträge einige Male zurück

Auf der Universität in Yale begegnete dem angehenden Juristen aus Arkansas im Jahr 1971 eine kluge und junge Absolventin des Wellesley College, wo diese sich mit Politikwissenschaft und Psychologie beschäftigt hatte. Ihr Name war Hillary Rodham, und die Studentin machte sehr bald keinen Hehl daraus, dass sie von den politischen Ambitionen des Bill Clinton außerordentlich beeindruckt war. 1973 schlossen beide das Studium an der Elite-Universität ab. Bill beabsichtigte ursprünglich, sich in Arkansas um ein öffentliches Amt zu bewerben, zog es dann aber vor, gemeinsam mit Hillary ins kalifornische Oakland zu wechseln. Während Bill dort die Wahlkampf-Kampagne des Senators George McGovern leitete, arbeitete Hillary in einer kleinen Anwaltskanzlei. Einige Zeit später kehrte das junge Paar nach New Haven zurück und mietete sich in einer Erdgeschoss-Wohnung ein. Es heißt, dass Bill seiner Hillary damals etliche Heiratsanträge machte, die sie jedoch allesamt zurückgewiesen habe. Doch am 11. Oktober 1975 gaben sich beide das Ja-Wort.

Politischer Aufstieg

Bei der Wahl zum Repräsentantenhaus fehlten nur 6.400 Stimmen

Nach ihrer Zeit an der traditionsreichen und dreihundert Jahre alten Yale-Universität zog das nunmehr verheiratete Paar Clinton endgültig nach Arkansas. Bill unterrichtete dort an der juristischen Fakultät der Universität in Fayetteville und stürzte sich vor allem in seine politische Mission. Im Jahr 1974 bewarb er sich um einen Sitz im amerikanischen Repräsentantenhaus und forderte den republikanischen Amtsinhaber John Paul Hammerschmidt heraus. Clintons wichtigstes Argument im Duell mit Hammerschmidt: Dieser sei einer der wenigen Politiker, die dem über den Watergate Skandal gestolperten Präsident Nixon nach dessen Demission noch zur Seite standen. Viele Wähler stellten sich auf die Seite von Clinton, doch am Tag der entscheidenden Abstimmung fehlten dem jungen Politiker 6.400 Stimmen.

Ein steiler Aufstieg: Vom Generalstaatsanwalt zum Gouverneur

Diese Niederlage schmerzte Bill Clinton enorm, doch sie war für ihn letztlich der Startschuss in eine schillernde politische Karriere. Er galt nicht nur im Bundesstaat Arkansas als neuer Stern am Firmament der Demokratischen Partei. Zwei Jahre nach seiner Niederlage gegen Paul Hammerschmidt wurde Clinton zum Generalstaatsanwalt gewählt und wiederum zwei Jahre danach zum Gouverneur. Im Alter von nunmehr 32 Jahren wähnte sich Bill Clinton am Ziel seiner politischen Träume und ahnte nicht, dass ihm die Krönung erst bevorstehen würde. Bei der Wahl um den Aufstieg zum Gouverneur hatte er den Farmer und Republikaner Lynn Lowe besiegt. Sein Wahlerfolg stand schon früh fest, und in der Zeitung „Arkadelphia Southern Standard“ war zu lesen: „Clinton kann eigentlich nur dann verlieren, wenn er schwer stolpert oder dabei erwischt wird, wie er eine Nonne belästigt, während er in einer Kirche das Geld der Witwen und Waisen raubt…“

Der politische Heißsporn reformierte und machte auch Fehler

Zu seinen wichtigsten Aufgaben zählte Clinton die Reform des staatlichen Bildungs- und Gesundheitssystems. Allerdings unterliefen dem jungen politischen Heißsporn auch einige Fehler. So befürwortete er nicht nur die Todesstrafe sondern auch eine höchst unpopuläre Gebührenerhöhung für Automobil-Lizenzen. Damit wurden vor allem ältere Auto-Jahrgänge benachteiligt. Außerdem stießen Clintons Äußerungen nach den Unruhen kubanischer Flüchtlinge im Fort Chaffee, einer früheren Militärbasis der US-Armee, auf Kritik. Dort wurden nach dem Vietnam-Krieg bis zu 25.000 Kubaner auf engstem Raum zusammengepfercht. In der Gunst der Wähler sanken Clintons Sympathie-Werte und bereits 1980 wurde er durch Frank White, einem kaum bekannten republikanischen Manager, aus dem Amt gedrängt.

Nach der Niederlage arbeiteten die Clintons an einem Comeback

Manches schaute so aus, als sei der steile politische Aufstieg Bill Clintons nunmehr jäh beendet. Der arbeitete nunmehr in Little Rock in der Anwaltskanzlei Wright, Lindsey & Jennings, beschäftigte sich aber, gemeinsam mit seiner Frau Hillary und mit einem neu entflammten Ehrgeiz an seinem politischen Comeback. Das sollte schon bald passieren, denn zwei Jahre nach seiner Demission als Gouverneur von Arkansas wurde er ein zweites Mal in dieses Amt berufen. Er hatte sich in seiner Wahlkampf-Kampagne öffentlich zu seinen früheren Fehlern bekannt und bat um eine zweite Chance. Für insgesamt vier aufeinander folgende Amtszeiten wurde er als Gouverneur bestätigt.

Zahlreiche Afroamerikaner berief Clinton in staatliche Gremien

Clinton blieb zwar bei seiner ehemaligen Auffassung, dass es in einem Rechtsstaat auch die Todesstrafe für Verbrecher geben müsse, doch er stimmte sich bei seinen Reformen nun intensiver mit seinen Mitarbeitern ab. Außerdem ließ er sich von Meinungsumfragen beeinflussen. Zwischen 1986 und 1987 wurde er Vorsitzender der National Governors Association, einer einflussreichen Vereinigung der Gouverneure, mit dem Ziel, sich über die nationale Politik auszutauschen und die amerikanischen Prinzipien des Föderalismus zu unterstützen. Bei seinen dunkelhäutigen Wählern mit Migrationshintergrund machte sich Bill Clinton beliebt, weil er zahlreiche Afroamerikaner in staatliche Gremien berief und weil er außerdem einen neuen Regierungsstil initiierte. Und so ganz nebenbei verstand es der Gouverneur von Arkansas glänzend, die Medien für seine Ziele einzubinden. Dabei vertraute er seinem politischen Berater Dick Morris.

Nach und nach reifte das nationale Profil des Demokraten

Mehr und mehr reifte Clinton in seiner politischen Rolle, setzte sich höhere Ziele und verschaffte sich ein nationales Profil. Vor allem aber überzeugte er mit seinen klaren Worten und mit seiner rednerischen Begabung. In der Demokratischen Partei der Vereinigten Staaten gewannen seine Ideen und Aussagen an Gewicht. Er war ein Mittler zwischen den Weißen und den Schwarzen und geschickt in seinen Argumenten. Damit gelang es Bill Clinton, seine Partei auf einen neuen Kurs einzuschwören und als Leiter des Democratic Leadership Councils die nationale Politik zu beeinflussen. Er betonte dabei das Recht der Amerikaner auf einen gesicherten Arbeitsplatz – aber er pochte auch auf Recht und Ordnung. Außerdem war er in allen politischen Ämtern ein strikter Befürworter einer freien Marktwirtschaft.

Eine langatmige Rede und der Auftritt in der „Tonight Show“

In den Augen vieler Amerikaner war Bill Clinton in seiner auslaufenden letzten Amtszeit als Gouverneur von Arkansas eine Art „New Covenant“. Mit diesen fortschrittlichen Ideen und einer geradezu philosophischen Perspektive erinnerte Clinton so manchen an das Alte Testament und an den Bund, den Gott mit seinem Volk geschlossen hatte und Gehorsam und Gesetze einforderte. Clinton selbst fühlte sich in seiner selbst erwählten Rolle als „New Democrat“ ausgesprochen wohl. Er liebäugelte für viele sichtbar mit einer Präsidentschaftskandidatur, erhielt jedoch auf dem Weg dort hin erst einmal einen Rückschlag. Mit einer eher langatmigen und wenig aussagekräftigen Rede auf dem Democratic National Convention konnte er nicht punkten. Dafür aber wenig später bei einem Auftritt in der „Tonight Show“ mit dem prominenten Showmaster und Entertainer Johnny Carson.

Auftritte mit dem Saxophon in der abendlichen Fernsehshow

Zwar war Clinton bereits im Jahr 1988 als Kandidat für das höchste Amt der Amerikaner im Gespräch, doch die Zeit für den Aufstieg ins Weiße Haus war offenbar noch nicht gekommen. Nach seiner Rede bei der Nominierungs-Kampagne des später gescheiterten Bewerbers Michael Dukakis, die mit „Aufhören“-Rufen quittiert wurden und seinen eher humorvollen Flops bei der „Tonight Show“ verschwand er einige Zeit aus der Öffentlichkeit. Um auf die große politische Bühne zurück zu kehren, als es darum ging, den wenig beliebten amtierenden Präsidenten George Bush zu degradieren. Bill Clinton trat in einigen abendlichen Fernsehshows auf und begeisterte dabei das amerikanische Publikum durch seine Einlagen mit dem Saxophon, dem musikalischen Freund seiner jungen Jahre in der Highschool von Hot Springs.

Das nicht gehaltene Wahlversprechen des George Bush

George Bush, 1989
George Bush, 1989

1992 hatte Bill Clinton keinerlei Mühe, um die Vorwahlen der Demokraten bei seiner Kandidatur um das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten für sich zu entscheiden. Zu seinem möglichen Vizepräsidenten ernannte er den Senator von Tennessee, Al Gore. Der galt schon damals als ein bekennender Klimaschutz-Aktivist und wurde viele Jahre später für seine Verdienste im Jahr 2007 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Clinton war von seinen ausgezeichneten Chancen, gegen den bisherigen Präsidenten George Bush bestehen zu können, überzeugt. Denn dieser hatte sein einstiges Wahlversprechen, die Steuern zu senken, nicht einhalten können. Auch deshalb wurde die amerikanische Wirtschaft von einer Rezession gepeinigt.

Präsidentschaft (1993 – 2001)

Gerüchte um eheliche Untreue belasteten die Kandidatur

Bill Clinton, 1992
Bill Clinton, 1992

Aber auch Bill Clinton sah sich in der öffentlichen Meinung vor dieser Wahl zum amerikanischen Präsidenten beschädigt. Es machten einige Andeutungen über dessen Verfehlungen in seiner Ehe die Runde. Doch dann gelang es dem Bewerber, die Vorwürfe über seine Untreue zu zerstreuen und sich als besorgter Vater seiner Tochter Chelsea und seiner Frau Hillary darzustellen. Zwar wollten die Gerüchte nicht verstummen, doch sie wurden überlagert von Bill Clintons Botschaft, die lahmende amerikanische Wirtschaft wieder flott zu machen. Dabei wurde er von seinem Chefstrategen James Carville kräftig und wortgewaltig unterstützt. Bei der Wahl profitierte Clinton schließlich auch von der überraschenden Kandidatur des texanischen Milliardärs Ross Perot, der fast 19 Prozent der Stimmen auf sich vereinte. Stimmen, die Bush schließlich fehlten. Clinton zog mit einem 43-prozentigen Anteil der Stimmen ins Weiße Haus ein und wurde am 3. November 1992 zum 42. Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt. Bush kam auf 38 Prozent.

Der Zerfall der Sowjetunion prägte Bill Clintons erste Amtszeit

Am 20. Januar 1993 leistete Bill Clinton auf den Stufen vor dem Weißen Haus den Eid auf die amerikanische Verfassung. Seine erste Amtszeit war außenpolitisch geprägt durch den Zerfall der Sowjetunion und damit des Warschauer Paktes. Da es nunmehr auch den Eisernen Vorhang nicht mehr gab und die Welt sich nach Demokratie und Frieden sehnte, legte Clinton sein Hauptaugenmerk auf innenpolitische Themen. Insbesondere lag ihm die Einführung einer nationalen Krankenversicherung und die Gesundheitsreform am Herzen. Er hatte dem Drogenmissbrauch, der Gewalt und der grassierenden Armut in den Vereinigten Staaten den Kampf angesagt. Besondere Probleme bereiteten dem neuen Präsidenten die Staatsverschuldung, die unter seinen Vorgängern Reagan und Bush in gigantische Dimensionen geklettert war.

Der Fehler, beim Völkermord in Ruanda nicht einzumarschieren

Im Nahostkonflikt war Clinton bemüht, alte Gräben zuzuschütten und den Palästinenser Jassir Arafat und den Israeli Schimon Peres zu bewegen, sich an den Verhandlungstisch zu setzen. Mit dem jordanischen König Hussein und dem israelischen Ministerpräsidenten Jitzchak Rabin unterzeichnete er einen Friedensvertrag. Häufiger reiste Clinton nach Deutschland, wo er sich über die politischen Folgen der Wiedervereinigung informierte und zog die amerikanischen Soldaten von ihrem UNO-Einsatz aus dem krisengeschüttelten Somalia ab. Dass er beim Völkermord in Ruanda 1994 tatenlos zuschauen musste, beschäftigte ihn noch lange. Später sagte er, es sei ein Fehler gewesen, in diesem afrikanischen Land nicht einzumarschieren.

Bill Clinton und die Lewinsky-Affäre

Die Sex-Affäre mit Monica Lewinsky überschattete seine Amtszeit

Die Menschen in den Vereinigen Staaten waren mit der Arbeit und dem Auftreten ihres Präsidenten einverstanden und wählten ihn im Jahr 1996 mit überwältigender Mehrheit. Sein Herausforderer, der Republikaner Bob Dole, hatte nicht den Hauch einer Chance. Seine zweite Amtszeit wurde allerdings durch die Affäre mit seiner Praktikantin Monica Lewinsky überschattet. Zunächst leugnete Bill Clinton, dass es zu sexuellen Handlungen mit der damals 22-Jährigen gekommen sei. Doch unter dem Druck der Medien und einer breiten Öffentlichkeit brach er dann zusammen. Die Affäre stürzte seine Präsidentschaft in eine elementare Krise, die dazu führte, gegen Clinton ein Amtsenthebungsverfahren einzuleiten. Es war in der Geschichte der USA das zweite Mal, das ein sogenanntes Impeachment stattfand. Zuletzt war dies im Jahr 1868 Präsident Andrew Johnson nach Differenzen mit dem Senat passiert. Doch der Antrag auf Amtsenthebung verfehlte damals die notwendige Zweidrittelmehrheit.

„Manchmal tun wir Dinge, die wir nicht tun sollten“

Bill Clinton musste sich im Amtsenthebungsverfahren mit zwei Anschuldigungen auseinandersetzen: Meineid und Behinderung der Justiz. Der Präsident versuchte, die sexuelle Beziehung zu seiner Praktikantin mit dem Druck seines Amtes zu erklären. „Manchmal tun wir Dinge, die wir nicht tun sollten“, sagte er in einer landesweit übertragenen Fernsehansprache. Seine Frau Hillary ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie sich durch den Fehltritt ihres Mannes tief getroffen fühlte. „Es war die mutigste persönliche Entscheidung, dass ich meinen Mann damals nicht verlassen habe“, sagte sie Jahre später in einer Talkshow.

Tonbandaufzeichnungen lösten das Amtsenthebungsverfahren aus

Monica Lewinsky verließ Amerika und lebte einige Zeit in England, wo sie vergeblich versuchte, nach einem Studium beruflich mit einem Geschäft für Handtaschen Fuß zu fassen. Auch ihr Leben geriet durch die Affäre aus den Fugen, und jahrelang wurde sie von Papparazzi verfolgt.  Ausgelöst wurde die Affäre letztlich durch die Tonbandaufzeichnungen, die Lewinskys Freundin Linda Tripp dem Sonderermittler Kenneth Starr überreichte und die das Amtsenthebungsverfahren ins Rollen brachten. Doch beim Impeachment kam Bill Clinton ohne weitere Blessuren davon, weil den Republikanern bei der Abstimmung Stimmen fehlten. Nach dem Skandal gab es während der zweiten Amtszeit Clintons weitere Vorwürfe gegen den Präsidenten. Paula Corbin Jones, eine ehemalige Mitarbeiterin, verklagte ihn wegen sexueller Übergriffe und Belästigungen. Das Verfahren wurde nach Zahlung von 850.000 Dollar eingestellt. Ein Schuldeingeständnis von Bill Clinton gab es nicht.

Nach der Präsidentschaft

Terroristische Aktivitäten überlagerten innenpolitische Erfolge

Nach zwei Amtszeiten verließ Bill Clinton – wie es die amerikanischen Gesetze vorsehen – das Weiße Haus. Nach Ansicht von Beobachtern hatte ihn die Sex-Affäre von nun an geprägt und ihn in außenpolitischen Fragen zu einem zögerlichen Präsidenten werden lassen. Nach Anschlägen brannten die amerikanischen Botschaften in Nairobi und Daressalam. Die terroristischen Aktivitäten des Netzwerkes al-Quaida überlagerten die innenpolitischen Erfolge von Bill Clinton. Der schloss seine Präsidentschaft am 20. Januar 2001 ab. Sein Nachfolger Barack Obama hatte sich für Clintons Ehefrau Hillary als neue Außenministerin entschieden.

Clinton ging als facettenreichster Politiker seiner Generation

Für so manchen Außenstehenden festigte sich von nun an bei der Beurteilung des Ex-Präsidenten Bill Clinton der Eindruck, dieser habe sich nach seinem Abtritt erleichtert gefühlt. Er war der jüngste Gouverneur, ein politisches Naturtalent und wurde als „neuer Kennedy“ gefeiert. Keine Frage: Der 42. Präsident der Vereinigten Staaten war einer der facettenreichsten Politiker seiner Generation. Er war auf der Suche nach einem „besseren Amerika“, war als mächtigster Mann der Welt ein Dominator auf der internationalen Bühne und war doch nur ein Mensch mit all‘ seinen Schwächen. Unter seiner Präsidentschaft gab es allerdings die längste Phase wirtschaftlichen Wohlergehens in der amerikanischen Geschichte.

Was macht Bill Clinton heute?

Tatkräftiger Unterstützer und Wahlhelfer für seine Frau Hillary

Hillary Clinton
Hillary Clinton, Bill Clintons Ehefrau

Bei seinen demokratischen Wählern blieb Bill Clinton beliebt, und er gründete die Clinton Climate Initiative, die sich vor allem der Forschung zur Bekämpfung des Klimawandels widmet. Sie bringt regelmäßig Persönlichkeiten und Unternehmer aus aller Welt zusammen, um neue Ideen zu entwickeln. Sein Haiti Fund wurde geschaffen, um den Wiederaufbau Haitis nach dem Erdbeben von 2010 zu unterstützen. Der Ex-Präsident schrieb einige Bücher und unterstützte seine Frau Hillary im Jahr 2016 bei der allerdings gescheiterten Wahl gegen Donald Trump.

Häufige Fragen und Antworten

Wie alt ist Bill Clinton?

Er ist 74 Jahre alt (Stand 2020).

Wie groß ist Bill Clinton?

Bill Clinton ist 1,88 m groß.

Welche vorherigen Ämter hatte Bill Clinton inne?

Er arbeitete als Jurist in einer Kanzlei, war Lehrer an einer Universität, Generalstaatsanwalt, hatte einen Sitz im Repräsentantenhaus, war danach Gouverneur und schließlich Präsident.

Wer ist die Tochter von Bill und Hillary Clinton?

Seine Tochter heißt Chelsea.

Wurde Bill Clinton des Amtes enthoben?

Das Amtenthebungsverfahren gegen ihn scheiterte im Jahr 1999.

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