Wer ist Al Gore?
Als Kandidat gescheitert - als Klimaschützer hoch dekoriert
Dieser Mann ist alles andere als ein Mensch, der den verpassten Chancen der Vergangenheit nachtrauert oder gar in Schwermut versinkt. Wenn Al Gore einen seiner zahlreichen Vorträge eröffnet und sich bei seinen Zuhörern vorstellt, wählt er häufig diese Einleitung: „Hallo, ich bin Al Gore, und ich war mal der künftige Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika…“ Und er darf sich daraufhin sicher sein, dass er die Sympathien auf seiner Seite hat. Denn kaum jemand aus der ersten Riege amerikanischer Politiker geht derart humorvoll und mit einer erstaunlichen Prise Unbefangenheit mit seiner größten persönlichen Niederlage um.
Nach seiner Zeit zwischen 1993 und 2001 als Vizepräsident an der Seite von Bill Clinton kandidierte Al Gore für das Amt des Präsidenten und unterlag seinem republikanischen Rivalen George W. Bush hauchdünn und wohl auch umstritten. Heute erhebt er seine Stimme für den Klimaschutz und erhielt dafür sogar den Friedensnobelpreis.
Steckbrief: Al Gore
- Name: Al Gore
- Geburtsdatum: 31. März 1948
- Geburtsort: Washington, D.C., Vereinigte Staaten
- Ehepartnerin: Tipper Gore (verh. 1970)
- Kinder: Al Gore III, Karenna Gore, Sarah Gore, Kristin Gore
- Eltern: Albert Gore Senior, Pauline LaFon Gore
- Geschwister: Nancy Gore Hunger
- Sternzeichen: Widder
Kindheit und Jugend
„Vorsichtiger Kartenspieler“, umgeben von einer rätselhaften Aura
„Mister Klima“ nennt ihn nicht nur in Amerika der Volksmund. Al Gore ist in vielen Sätteln zu Hause, doch vor allem hat er sich die Bewahrung der gefährdeten globalen Ressourcen und damit der Umwelt zu seinem Lebensziel gesetzt. Dabei umgab sich dieser Mann über einen langen Zeitraum mit einer eher rätselhaften Aura, und dass er als Politiker nicht die höchste Stufe der Erfolgsleiter erklimmen konnte, dürfte daran gelegen haben, dass es ihm auf diesem Gebiet an Instinkt und an Durchsetzungskraft mangelte. Manche seiner Überzeugungen warf er wohl deshalb über Bord, weil er glaubte, dass sie seiner Karriere im Weg stehen könnten. Al Gore war stets ein die Dinge abwägender Mensch, und einer seiner langjährigen Weggefährten bezeichnete ihn einst als einen „vorsichtigen Kartenspieler“.
Der Vater war Senator und die Mutter eine starke Persönlichkeit
Al Gore kam am 31. März 1948 in Washington D.C. zur Welt. Bereits in seinen jungen Jahren spielte die Politik für ihn eine nicht unwichtige Rolle, denn sein Vater Albert Arnold Gore Senior diente dem Bundesstaat Tennessee 18 Jahre lang als Senator. Al Gores Mutter Pauline war eine der ersten Frauen, die den Abschluss an der Vanderbilt University Law School schafften. Zeitzeugen schildern sie als eine starke Persönlichkeit, die wesentlichen Anteil an der Karriere ihres Sohnes hatte. Ihre Eltern betrieben einen Gemischtwarenladen in Palmersville. Mutter Pauline arbeitete in jungen Jahren als Anwältin und zeigte schon früh ein lebhaftes Interesse an der Politik. Viele Jahre später bestärkte sie ihren Sohn Al in dessen Ablehnung des Vietnamkrieges und des „Südlichen Manifestes“ zur Aufhebung der Rassentrennung. Die Vorfahren der Familie Gore waren einst aus Irland in die Vereinigten Staaten eingewandert, hatten längere Zeit in Virginia gelebt und waren nach dem Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg nach Tennessee gezogen. Al Gores ältere Schwester Nancy starb an den Folgen eines Krebsleidens.
Ausbildung und Studium
„Bachelor of Arts“ am renommierten Harvard College in Cambridge
Seine frühen Jahre verbrachte Al Gore in einem Apartment des „The Fairfax Hotels“ in Washington, wo er auf dem Dach des Hauses Frisbee mit seinen Freunden spielte. Sein zweites Zuhause war Carthage, eine Kleinstadt im Bundesstaat Tennessee am Cumberland River. Er besuchte zunächst die Sheridan-Schule und wechselte später in die Eliteschule St. Albans. Während der Sommerferien kehrte Al Gore regelmäßig nach Carthage zurück, um dort auf der Farm seiner Familie landwirtschaftlichen Tätigkeiten nachzugehen. Häufiger half er auch bei der Heuernte. Als er 17 Jahre alt war, schrieb er sich an dem renommierten Harvard College in Cambridge ein, wo er sein Studium im Juni 1969 mit der Auszeichnung „Bachelor of Arts“ der öffentlichen Verwaltung abschloss. Die Universität zielte in seiner Präambel dieser Zeit darauf hin, sich zu Ideen, Forschungen und Maßnahmen zu bekennen, um die Demokratie und deren Institutionen in den Vereinigten Staaten repräsentativer zu gestalten.
Ehe und Kinder
Die Hochzeit mit „Tipper“ und die Ehescheidung nach 40 Jahren
Während Al Gore von seiner Schulfreundin Barbara Howar als „ungeheuerliches kleines Tattletale“ beschrieben wurde, bereiteten ihn seine Eltern systematisch auf eine spätere politische Karriere vor. Diskussionen am Familientisch waren an der Tagesordnung. Der junge Al Gore war als Footballer der Kapitän seiner Schulmannschaft, interessierte sich neben leichtathletischen Disziplinen und Basketball aber auch für diverse Themen der Kunst. Bereits auf der Eliteschule St. Albans lernte Al Gore beim Abschlussball Mary Elizabeth Aitcheson kennen, die er liebevoll „Tipper“ nannte. Es muss wohl die berühmte Liebe auf den ersten Blick gewesen sein, denn Mary Elizabeth folgte Al Gore nach Boston, um dort ein College zu besuchen. Beide heirateten am 19. Mai 1970 in der National Cathedral von Washington. Das Paar bekam vier Kinder: Karenna (1973), Kristin (1977), Sarah (1979) und Albert III. (1982). Die Ehe sollte vier Jahrzehnte halten, doch im Jahr 2010 gaben die Gores ihre Trennung bekannt.
Militärdienst im Vietnam
„Einfluss des Fernsehens auf das Verhalten der Präsidentschaft“
Al Gore verschlang in seiner Jugendzeit zahlreiche wissenschaftliche und mathematische Fachbücher. Im Widerspruch dazu stand die Tatsache, dass seine Noten in naturwissenschaftlichen Zeugnissen alles andere als gut waren. In seiner Freizeit schrieb er Romane, verbrachte viel Zeit in Billard-Salons und ließ sich hin und wieder auch überreden, eine Marihuana-Zigarette zu rauchen. Sein Interesse an der Umwelt wurde offenbar in einem Studienkurs geweckt, der sich mit der globalen Erwärmung und mit anderen Umweltproblemen beschäftigte. Aber auch Fragen der Politik versuchte er zu beantworten. Er erhielt für seine Dissertation „Der Einfluss des Fernsehens auf das Verhalten der Präsidentschaft“ viel Lob und das „Cum Laude“. Aus den Diskussionen seiner Mitschüler und den Protesten gegen den Vietnamkrieg hielt er sich heraus, weil er die Ansicht vertrat, dass diese Auseinandersetzungen nicht mit den Zielen einer privaten Universität in Einklang zu bringen seien. Dessen ungeachtet machte er keinen Hehl aus seiner Abneigung gegen den Krieg in Südostasien.
Als „Wahlhelfer“ seines Vaters und der Dienst beim Militär
Als Al Gores Vater 1969 einmal mehr seine Wiederwahl als Senator des Bundesstaates Tennessee anstrebte, vermied es sein Sohn, offensiv gegen den Vietnam-Krieg einzutreten. Er glaubte, dass er den Chancen seines Vaters Schaden zufügen würde, wenn seine Anti-Kriegs-Haltung in der Öffentlichkeit publiziert werde. Also meldete sich Al Gore entgegen seiner eigentlichen Überzeugung zum Militärdienst an. Seine Studien-Kameraden von der Harvard-University hatten fast ausnahmslos ihre väterlichen Beziehungen spielen lassen, um in der „Wehrdienst-Lotterie“ eine niedrige Losnummer zu ziehen. Sie dienten im Gegensatz zu Al Gore dann in der eher ungefährlichen Nationalgarde der Vereinigten Staaten. Al Gore hingegen kreuzte in der Uniform eines Soldaten auf dem Harvard-Campus auf, um sich von seinen Dozenten zu verabschieden. Seinen Wehrdienst leistete er von August 1969 bis Mai 1971. Als sein Vater die Senats-Wahlen verloren hatte, wurde dessen Sohn nach Vietnam geschickt.
Berichterstatter für die Militärzeitung „The Castle Courier“
In ein aktives Kriegsgeschehen im „Pulverfass“ Vietnam wurde Al Gore allerdings nicht verwickelt. Es war seine Aufgabe, über die Entwicklungen in Südostasien für die Militärzeitung „The Castle Courier“ zu berichten. Offiziell war er Mitglied der Ingenieur-Brigade in Bien Hoa. Im Mai 1971 wurde Al Gore „ehrenvoll“ aus dem Einsatz in Vietnam entlassen. Als er in seine Heimat zurückkehrte, ließ er zweierlei wissen. Er sei stolz darauf gewesen, die Uniform seines Landes zu tragen. Aber er sagte auch: „Ich habe meine Schlussfolgerungen, dass dieser Krieg ein schrecklicher Fehler ist, nicht geändert.“ Bei Al Gore stellte sich in dieser Zeit eine gewisse Entmutigung ein. Seine Erfahrungen in der Kriegszone in Vietnam waren für ihn zwar nicht „zutiefst traumatisch“, doch inzwischen hatte er das Gefühl, dass seine Teilnahme am Krieg eher falsch war. Außerdem hatte sein ursprüngliches Ziel, seinem Vater einen erneuten Senator-Sitz zu verschaffen, nicht zum Erfolg geführt.
Als investigativer Reporter bei der Zeitung „The Tennessean“
Al Gores Eltern hatten nach den gescheiterten politischen Ambitionen des Vaters nun den Ehrgeiz, ihrem Sohn eine gleichartige Karriere zu ermöglichen. Sie bedrängten ihren Sprössling, den Weg zahlreicher amerikanischer Präsidenten einzuschlagen und sich als Anwalt zu betätigen. Doch Al Gore hatte andere Pläne und besuchte zunächst die Vanderbilt University Divinity School und belegte dort ein Studium der „Rockefeller Foundation“ in der Hoffnung auf eine weltliche Karriere. Einer seiner Argumente für diese Wahl waren die dort angebotenen „spirituellen Themen“. In späteren Jahren sagte Gore, er sei vor allem auf der Suche gewesen, „um die sozialen Ungerechtigkeiten zu verstehen, die seine religiösen Überzeugungen in Frage stellten“. Außerdem betätigte er sich als investigativer Reporter für die Zeitung „The Tennessean“. Dabei deckte er eines Tages Verfehlungen von Mitgliedern des Metro Councils in Nashville auf, die zu Festnahmen und zu strafrechtlichen Verfolgungen führten.
Politischer Aufstieg
Auf der ersten Sprosse der Leiter einer großen politischen Karriere
Nach einem nicht beendeten Jura-Studium beschloss Al Gore, sich im Jahr 1976 um einen Sitz im Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten von Amerika zu bewerben. Er war nun 28 Jahre alt und profitierte bei seiner erfolgreichen Wahl vom Rücktritt des Vorgängers Joe L. Evins. Mit dieser Kandidatur überraschte Al Gore sogar seine Frau, die sich soeben um einen Job im Fotolabor der Zeitung „The Tennessean“ beworben hatte und ursprünglich den Master in Psychologie anstrebte. Doch ihr Mann hatte nun eine wichtige Sprosse auf der Leiter der Politik erklommen, und sie unterstützte dessen Ambitionen. In den folgenden Jahren wiederholte Gore seinen Wahlerfolg dreimal und rückte dann als Mitglied in den Senat auf. Im Jahr 1992 schlug seine große Stunde, als Bill Clinton ihn als amerikanischer Präsident zum „Running mate“, dem Vizepräsidenten, ernannte. Bereits 1988 hatte er sich um den Einzug ins Weiße Haus beworben, doch nach einigen Vorwahlsiegen in den Südstaaten erlitt er eine herbe Niederlage in New York.
Präsidentschaftskandidatur
Hauchdünne Niederlage gegen den Republikaner George W. Bush
In der Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika gab es sehr oft Vizepräsidenten, die in der politischen Landschaft eher eine Nebenrolle spielten und fast immer im Schatten des jeweiligen Präsidenten standen. Mit dieser Rolle gab sich Al Gore nicht zufrieden, und der enge Vertraute und Berater von Bill Clinton, der einflussreiche Dick Morris, sagte über Gore, der sei in seinen Augen der mächtigste Vizepräsident in der Geschichte der USA gewesen. Als Clinton nach achtjähriger Amtszeit abtrat, nominierte die Demokratische Partei Al Gore zum Präsidentschafts-Kandidaten. Doch der unterlag dem texanischen Gouverneur und Republikaner Georg W. Bush. Dies war eine umstrittene Wahl, denn Gore errang 48,4 Prozent der Stimmen gegenüber Bush, der es lediglich auf 47,9 Prozent brachte. Doch das amerikanische Wahlsystem ignorierte das Plus von 543.895 Stimmen für Gore, der nicht die Mehrheit der Wahlmänner hinter sich versammelte. Bush wurde Präsident der USA.
Die 25 Wahlmännerstimmen Floridas gaben den Ausschlag
Selten zuvor hatte es in der Geschichte der Vereinigten Staaten bei einer Präsidentenwahl ein so enges Rennen gegeben. Der Krimi konzentrierte sich vor allem auf den Bundesstaat Florida. Dort kam es nach großen Problemen bei der Auszählung und den in die Jahre gekommenen Zählmaschinen zu einem Hin und Her. Mal wurde Gore von den Fernsehsendern zum Sieger in Florida ausgerufen, dann wurde Bush zum Triumphator erklärt. Nachdem Floridas Innenministerin Katherine Harris den Kandidaten Bush zum Sieger ernannt hatte, forderten die Demokraten eine Neuauszählung der Stimmen. Es kam zu zeitraubenden juristischen Auseinandersetzungen. Schließlich entschied der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten, dass eine Neuauszählung einzelner Bezirke gegen den Gleichheitsgrundsatz verstoße. So fielen die 25 Wahlmännerstimmen Floridas an George W. Bush, der nunmehr über ein Plus von fünf Stimmen verfügte.
200.000 Unterschriften und ein Offener Brief in der New York Times
Aber auch nach der Vereidigung von George W. Bush gab es erhebliche Kontroversen in der amerikanischen Öffentlichkeit. Einige wichtige Medien, die Tageszeitungen Miami Herald und USA Today, beantragten die Offenlegung der Wahlunterlagen in den umstrittenen Bezirken des Bundesstaates Florida. Am Ende kam eine Untersuchungskommission zu dem Ergebnis, dass es wohl Al Gore war, der einen knappen Vorsprung in Florida erreicht hätte, wenn alles mit rechten Dingen zugegangen wäre. Für die Demokraten war es so gut wie beschlossene Sache, dass Al Gore eine weitere Chance bekommen sollte, um sich um die Präsidentschaft zu bewerben. Doch der winkte im Sommer 2003 ab und war auch 2008 nicht bereit, sich gemeinsam mit Hillary Clinton einer Kandidatur zu stellen. In einer Internet-Kampagne sammelten Al Gores Anhänger 200.000 Unterschriften, um ihn in einem Offenen Brief in der New York Times umzustimmen. Doch der so Umworbene beendete spätestens 2008 alle Spekulationen, als er Barack Obama seine Unterstützung bei der Präsidentenwahl zusicherte. Gleichzeitig erklärte Gore seine politischen Ambitionen für beendet.
An der Seite von Bill Clinton ein wenig langweilig und naiv
Während seiner politischen Periode war Al Gore wesentlich beteiligt an der Entwicklung und Förderung der Informations-Technologie in den Vereinigten Staaten, auch wenn seine Aussage, er habe „das Internet erfunden“, natürlich nicht den Tatsachen entsprach. Ihm war es letztlich zuzuschreiben, dass ein nationales Hochgeschwindigkeits-Netzwerk entstand, das die Computer von Regierung, Industrie, den Universitäten und den Bibliotheken miteinander verband. Al Gore leitete und steuerte dank der Autorität seines Amtes während der Präsidentschaft von Bill Clinton bahnbrechende Richtlinien. Neben Clinton vermittelte er für die Amerikaner allerdings vor allem den Eindruck, er sei ein Saubermann. Aber auch etwas langweilig und naiv. An der Seite seiner Frau „Tipper“ und seinen vier Kindern war er aber auch so eine Art Prototyp einer idealen amerikanischen Familie. Bei einer Spendenaktion in einem buddhistischen Tempel geriet dieses Bild allerdings ein wenig ins Wanken.
Der Wechsel von schwarzen Anzügen zu einem sportlichen Outfit
Gern beschäftigte sich Al Gore in den Jahren seiner Vizepräsidentschaft mit den Vor- und Nachteilen der politischen Systeme in seinem Land. Als Gesprächspartner hatte er die Gabe des Zuhörens, und häufiger diskutierte er mit Studenten über das Verhältnis des Staates zu den Religionsgemeinschaften. Er galt in Washington als Freund der bedingungslosen Methodik und nahm sich mit seinen Beratern viel Zeit, um intensiv vor Wahlkämpfen an den passenden Botschaften zu feilen. In seiner Außenerscheinung gab es einen Wechsel, denn eines Tages präsentierte sich der ansonsten stets adrett gekleidete Al Gore plötzlich hemdsärmelig. Er verpönte gegen Ende seines politischen Weges die dunklen Anzüge eines Staatsmannes und bevorzugte stattdessen olivfarbene Pullover und helle Hosen. Dennoch wirkte er bei öffentlichen Auftritten hölzern und alles andere als locker. In den frühen neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts veröffentlichte Al Gore mehrere Bücher, die sich mit Umweltpolitik befassten. Dies war ein erster Schritt zu einer neuen Mission seines Lebensweges.
Die Politiker seines Landes wunderten sich: „Welche Krise…?“
„Earth in the Balance“ lautete der Titel eines dieser Bücher aus der Feder des verhinderten amerikanischen Präsidenten. Gore ließ sich unter anderem inspirieren durch eine historische Ausgabe der Zeitschrift „TIME“. Darin lenkten die Autoren des Blattes die Aufmerksamkeit der amerikanischen Nation auf die „gefährdete Erde“. In der Folge dieser Publikation mobilisierte die „TIME“ eine Konferenz von politischen Entscheidungsträgern mit Klimaexperten. Al Gore wunderte sich über die Reaktionen der Politiker seines Landes, die die offensichtliche Bedrohung der Menschheit schlichtweg ignorierten. Wenn er sich mit Abgeordneten über diese Krise austauschte, antworteten diese häufig mit einer Frage: „Welche Krise…?“ Unter anderem plädierte Al Gore für eine Art Marshallplan zur Stabilisierung des Bevölkerungs-Wachstums auf der Erde und zur Eindämmung der klimatischen Veränderungen durch den Treibhauseffekt.
Einsatz für den Umweltschutz
Der „Elder Statesman“ eines weltweiten Klimabewusstseins
Al Gore stürzte sich mit großer Energie in seine neue Rolle als Warner und Mahner. Mit seinem Dokumentarfilm „An Inconvenient Truth“ erregte er im Jahr 2006 große Aufmerksamkeit. Weite Teile der amerikanischen Bevölkerung bekamen dadurch Informationen zur Gefahr, die von Treibhausgasen ausgeht und die dadurch den Klimawandel beschleunigt. Gore hielt seinem Land und damit allen Ländern der Welt den Spiegel vor und erwarb den Ruf eines der führenden Klimaschützer auf dem Globus. Gemeinsam mit dem Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) erhielt Al Gore 2007 den Friedensnobelpreis. Er hatte von diesem Zeitpunkt an das Prädikat eines „Elder Statesmans“ des weltweiten Klimabewusstseins. Allerdings nahm ihn die traditionell tief gespaltene amerikanische Öffentlichkeit differenziert wahr. Für so manchen gehörte dieser Mann zur abgehobenen Elite, und insbesondere die Wähler der Republikanischen Partei empfanden den von Al Gore proklamierten Klimaschutz schlichtweg als „Unsinn“.
Mit Ehrungen überhäuft und ein Mahner für nachhaltiges Handeln
Außerhalb der Vereinigten Staaten von Amerika blieb Al Gores Ruf hingegen unangetastet. Er wurde neben dem Friedensnobelpreis mit weiteren hohen Auszeichnungen bedacht. Unter anderem erhielt er im April 2007 als einer von sieben Laureaten den „Champions oft the World Award“ der Vereinten Nationen. Außerdem den „Prinz-von-Asturien-Preis“ in der Kategorie „Internationale Zusammenarbeit“. Seinen Anteil am Friedensnobelpreis in Höhe von rund 530.000 Euro stellte er der Alliance for Climate Protection zur Verfügung. Ehrendoktorwürden erhielt Al Gore durch die Bal-Ilan-Universität Israel, durch die Hebräische Universität Jerusalem, durch die ETH Lausanne und durch die Adam-Mickiewicz-Universität Posen. Er wurde zudem Mitglied der American Academy of Arts and Sciences sowie der American Philosophical Society. Es waren die unbequemen Wahrheiten, die in der Welt Gehör fanden und die diesen Mann zu einem Mahner für nachhaltiges Denken und Handeln machten.
Mitglied im Apple-Aufsichtsrat: „So lukrativ kann Verlieren sein“
Al Gore empfand es offenbar nicht als einen Widerspruch, dass er einerseits ein weltbekannter Klimaschützer war und andererseits ein erfolgreicher Unternehmer in einem kapitalistischen Land. Er brachte es zum Sitz im Aufsichtsrat der Weltfirma Apple und strich für seine Auftritte häufig fürstliche Honorare ein. Hin und wieder ließ er dabei durchblicken, dass er als amerikanischer Präsident und Chef des Weißen Hauses lediglich 306.000 Euro pro Jahr verdient hätte und sagte dann mit einem Hauch von Zynismus: „So lukrativ kann das Verlieren sein…“
Häufige Fragen und Antworten
Wann war Al Gore Vizepräsident der USA?
Zwischen 1993 und 2001 während der Präsidentschaft Bill Clintons.
Mit wem war Al Gore verheiratet?
Er war mit Mary Elizabeth Aicheson, genannt „Tipper“, verheiratet und ließ sich nach vierzig Ehejahren scheiden.
Ist Al Gore ein Aktivist?
Al Gore versteht sich bei seinem weltweiten Einsatz für den Klimaschutz auch als Aktivist.