South Side Chicago
South Side Chicago - Die Heimat der Einwanderer und Pioniere
South Side Chicago ist ein Gebiet der Stadt Chicago. South Side ist das größte Viertel der Stadt. Weitere Viertel sind North Side und West Side. Eine „East Side“ gibt es nicht, da die Stadt im osten durch den Lake Michigan begrenzt wird.
Wer durch die Häuserschluchten von Chicago bummelt, der wird sich häufiger die Frage stellen, worin sich der Norden vom Süden dieser interessanten Stadt unterscheidet. Und auch so mancher Einwohner der „Windy City“ macht sich hin und wieder darüber seine Gedanken.
Bedauerlich nur, dass es da nicht eine sondern viele Antworten gibt. Denn die Rivalität zwischen den Nachbarn im Norden und denen im Süden hat Tradition. Der Interstate Highway, der von der Chicago Loop nach Westen verläuft, ist die imaginäre Grenze.
Die nördliche Schleife der Metropole gibt sich weltoffener, doch im Süden haben wesentlich mehr Menschen ihr Zuhause. Und dort ruhen die wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Wurzeln Chicagos. Zweifellos repräsentiert South Side Chicago die Geschichte dieser temperamentvollen Stadt, und das Miteinander zahlreicher Ethnien hat auch für die Besucher dort ihren Reiz.
Pioniere und Migranten aus aller Welt
South Side Chicago – das ist auch die Erinnerung an jene Pioniere, die einst aus Europa oder aus Asien kamen, um hier ihr Glück zu suchen. South Side liefert die Historie von Migranten aus vielen Ländern der Welt. Wer über die Einwanderer Chicagos ein Buch schreiben möchte, wird wohl zunächst im Süden dieser Stadt nach Geschichten fahnden. Hier nahmen politische Entwicklungen ihren Anfang, hier sind sowohl die Kunst als auch der Handel zu Hause. Deutsche, italienische, irische, polnische, chinesische, mexikanische und nicht zuletzt afroamerikanische Amerikaner haben auf der Südhälfte Chicagos an ihrer Zukunft gebastelt.
Al Capone beherrschte die Unterwelt
Die Einwohner von South Side bilden eine riesige Patchwork-Familie. Wo derart viele Temperamente und Weltanschauungen aufeinander prallen, geht zuweilen auch etwas zu Bruch. In Chicago zeigt sich das an einer nicht zu leugnenden Kriminalität. Deshalb ist der Süden weniger sicher als der Norden der Stadt. Das war schon zu Zeiten des legendären Gangsterbosses Al Capone so. Der kontrollierte in den zwanziger und dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts die Chicagoer Unterwelt und war so etwas wie das amerikanische Gegenstück zur italienischen Cosa Nostra. Zuhause war Al Capone im Süden der Stadt, wo er mit Frau, Mutter und Schwester lebte. Sein Zweifamilienhaus aus rotem Backstein in der South Prairie im Stadtteil Park Manor wurde unlängst für 226.000 amerikanische Dollar verkauft.
Neue Domizile für wohlhabende Bürger
Es war die verheerende Feuersbrunst, die Chicago im Jahr 1871 heimsuchte, die den bis dahin vor allem durch Afroamerikaner bewohnten Süden veränderte. Etliche wohlhabende Bürger der Stadt verließen die zerstörte City und suchten sich an der südlichen Peripherie der Stadt neue Domizile. Auch die amerikanische Mittelschicht drängte in dieser Zeit entlang der Boulevard nach Süden, wo die irischen Zuwanderer die Pfarrei St. James gegründet hatten und wo nun viele Juden aus Deutschland lebten. Einwanderer aus Süd- und Osteuropa ließen sich unweit der Viehhöfe nieder, und die nach dem Bürgerkrieg vom Fron der Sklaverei befreiten dunkelhäutigen Südstaatler vervierfachten die Bevölkerungszahl des Südens.
Wo Barack Obama lebte und arbeitete
Wesentliche Bereiche der Chicagoer Südseite standen den Menschen der Stadt nach der Annexion diverser Townships zur Verfügung. Heute sind südlich des Hauptarms des Chicago River alle Bevölkerungsschichten ansässig. Und diese Region bekennt sich zu ihrer Geschichte und hat einen ganz typischen Charme entwickelt. Im Laufe der Zeit brachte die South Side Chicago zahlreiche bedeutende Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens hervor. Zu ihnen zählt Barack Obama, der erste schwarze Präsident der Vereinigten Staaten. Der war zwar auf Hawaii geboren und lebte einige Zeit in Los Angeles und New York, doch zwanzig Jahre lang arbeitete Obama in Chicago. Er betrieb in der City eine Anwaltskanzlei und hielt Vorträge in der Universität.
Mit seiner Frau Michelle wohnte der spätere Präsident in einer viktorianischen Villa an der South Greenwood Avenue. Im Lincoln Park gibt es von ihm ein Standbild, das zu den am meisten fotografierten Sehenswürdigkeiten Chicagos zählt.
Chicago trauerte um Harold Washington
Auch der erste schwarze Bürgermeister der Stadt Chicago wohnte im Süden seiner Stadt. Der frühere Kongressabgeordnete Harold Washington war, wie Obama, ein Hoffnungsträger seiner Generation, und als sein Herz im November 1987 stehen blieb, trauerten nicht nur die dunkelhäutigen Bürger der Stadt. 21 Jahre lang prägte Richard J. Daley als Bürgermeister die Politik Chicagos. Er kam aus dem Süden der Metropole und machte sich unter anderem als Unterstützer der Präsidentschafts-Kandidatur von John F. Kennedy einen Namen. Sein Sohn Richard Michael trat in die Fußstapfen seines Vaters, wuchs im südlichen Stadtteil Bridgeport auf und hat dort noch immer sein Haus. Zu den prominenten Bürgern dieses Gebiets zählte auch Jesse Jackson.
Eine Universität und das Robie House
Die weltbekannte Universität von Chicago hat auf dem Gebiet der South Side ihren Sitz. Unter den Hochburgen der amerikanischen Wissenschaft belegt die University of Chicago nach Harvard und Stanford den dritten Platz und brachte nicht weniger als 22 Nobelpreisträger hervor. Im späten 19. Jahrhundert wurde sie gegründet und sah sich nach den Vorbildern deutscher Hochschulen der Humboldtschen Prägung verpflichtet. Auf der südlichen Seite Chicagos befindet sich auch das Community Colleges und das Olive-Harvey College. Der berühmte amerikanische Architekt Frank Lloyd Wright schuf auf dem Campus der Universität das viel besuchte Robie House, das im Stil der postkolonialen amerikanischen Architekturgeschichte entstand.
Hochhäuser mit Namen der Indianerstämme
Das Robie House ist nur eine von zahlreichen Sehenswürdigkeiten und Wahrzeichen auf der South Side Chicagos. Im Distrikt Black Metropolis-Bronzeville sind die Powhatan Apartments nicht zu übersehen. Die Luxuswohnungen befinden sich in einem 22-stöckigen Gebäude, und wer dort aus den Fenstern schaut, blickt auf den Michigansee und auf den Burnham Park. Bemerkenswert sind dort die Ziertafeln aus Terrakotta mit Szenen aus der Kultur der amerikanischen Pioniere und Ureinwohner. Einige benachbarte Hochhäuser wurden nach dem Stämmen der Indianer benannt. Dadurch erhielt die Gegend die Bezeichnung „Indian Village“. Powhatan zählt zu den Wahrzeichen Chicagos.
289 Apartments auf 62 Stockwerken
Einen ungewöhnlichen Namen erhielt der mächtigste Wolkenkratzer des südlichen Chicago: One Museum Park. Das futuristische Gebäude an der East 56th Street im Hyde Park entstand zwischen 2005 und 2009 und misst stolze 223 Meter. Dies ist das höchste Haus außerhalb der City und wird ausschließlich zu Wohnzwecken genutzt. In den 62 Stockwerken befinden sich genau 289 Apartments. Die Fassade des Gebäudes hat fünf Absätze und wurde mit Glasscheiben verkleidet, die bei einer gewissen Sonneneinstrahlung bläulich schimmern. Die Bewohner können auch eine begrünte und unüberdachte Dach-Terrasse nutzen.
Museum im „Palast der Schönen Künste“
Unweit der Uferzone des Lake Michigan und der Universität befindet sich in Chicago das Museum für Wissenschaft und Industrie. Es logiert im eindrucksvollen ehemaligen „Palast der Schönen Künste“ und erinnert an die Weltausstellung, die hier im Jahr 1893 stattfand. Das Herzstück der Messe, ein Wasserbecken, stellte damals die Weltreisen des Christoph Kolumbus nach. Der Palast wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts eigens für die Weltausstellung gebaut und beherbergt heute unter anderem Gemälde, Drucke und Skulpturen aus allen Teilen der Welt. Zu den rund zweitausend Exponaten des Museums zählen das Apollo-8-Raumschiff, das einst über die erdnahe Umlaufbahn zum Mond flog sowie zwei deutsche U-Boote aus dem Zweiten Weltkrieg.
Die Museen im Süden der Stadt Chicago
Denkmalgeschützt ist das Gebäude-Ensemble in der South Side von Chicago, das den Namen Kenwood Historic District trägt. Hier befand sich ehemals auch das Domizil von Barack Obama. Etliche Häuser in den Stadtvierteln Hyde Park und Kenwood erhielten wegen ihrer architektonischen Bedeutung Einträge in das National Register of Historic Places in den Vereinigten Staaten. Die Kunst und die Musik hatten sein jeher einen festen Anker im Bewusstsein der Menschen im Süden Chicagos. Die Spuren der Künstler finden sich in den zahlreichen Museen des Südens. Das DuSable Museum für afroamerikanische Geschichte widmet sich im Washington Park der sogenannten „schwarzen Kultur“. Die dort ausgestellte Sammlung umfasst nicht weniger als 13.000 Exponate sowie eine Dauerausstellung über das Leben von George Washington, des ersten Präsidenten in der Geschichte der Vereinigten Staaten.
In den Bars erklingt der Chicago Sound
Als die Einwanderer vom Mississippi in Chicago eintrafen, brachten sie die musikalischen Stimmungen dieser Region mit zum Michigansee. Dies war die hohe Zeit des Blues und des Gospel. Nach und nach entstand in Verbindung mit dem Jazz ein sehr typischer Chicago Sound, der noch immer in einigen Bars des südlichen Chicago zu vernehmen ist. Auch der Soul machte die Stadt weltberühmt.
Aber South Side Chicago ist auch die Heimat großer Mannschaften des Profisports. In der Major League kämpfen die Baseballspieler der White Sox um Punkte, und neben dem Universitäts-Campus sind die Footballer der Chicago Bears zu Hause.
Häufige Fragen und Antworten
Ist die South Side von Chicago sicher?
Einige Bereiche des Südens sollte man in den Nachtstunden meiden, denn in den letzten Jahren ist dort die Kriminalität sprunghaft angestiegen. Allerdings sind die Zeiten des Al Capone längst vorbei, und wer sich an ein paar Regeln der Vorsicht hält, kann sich in Chicago sicher fühlen.
Wo ist die South Side von Chicago?
Die Trennungslinie zwischen dem Norden und dem Süden der Stadt Chicago wird durch den Interstate Highway markiert.