Der Spanisch-Amerikanische Krieg
Im 19. Jahrhundert begannen mehrere spanische Kolonien mit dem Streben nach Unabhängigkeit. Auch Kuba, Guam, die Philippinen und Puerto Rico gehörten dazu. Gleichzeitig begannen jedoch auch die USA, außerhalb ihres Landes wirtschaftliche und politische Interessen zu entwickeln. Die Konflikte gipfelten im Spanisch-Amerikanischen Krieg.
Der Spanisch-Amerikanische Krieg ereignete sich von April bis August 1898 und war eigentlich nur von kurzer Dauer. In der Geschichte der USA, aber auch in der Geschichte Spaniens und Kubas stellte er jedoch eine beachtliche Zäsur dar.
Spanien wollte seine Macht erweitern und expandieren. Die Hauptmächte im Krieg waren Spanien und die USA, doch auch Kuba spielte im Spanisch-Amerikanischen Krieg eine wichtige Rolle, da die USA daran Interesse hatten.
Hintergrund
Der Spanisch-Amerikanische Krieg war die Folge verschiedener Konflikte, wie sie sich in Spanien und dessen Kolonien ereigneten. Auch die USA wollten ihre Interessen durchsetzen und wirtschaftlich sowie politisch mehr Macht gewinnen. In Kuba tobte der Unabhängigkeitskrieg.
Die USA entwickelten sich nach dem Ende des amerikanischen Bürgerkrieges zu einer militärischen und wirtschaftlichen Großmacht in der Karibik und im Pazifik. Das Land dehnte sich auch territorial weiter aus.
Russland kaufte 1867 für 7,2 Millionen Dollar das Gebiet von Alaska. Die USA annektierten im gleichen Jahr die Midway Insel im Pazifik. Sie bekamen das Recht zur Errichtung eines Militärstützpunktes in Pearl Harbour auf Hawaii. Die USA annektierten 1898 die gesamte Inselgruppe Hawaii.
Spanien verlor immer mehr von seinem ehemaligen Territorium im Pazifik und in Nordamerika. Die Besitztümer beschränkten sich Ende des 19. Jahrhunderts nur noch auf Puerto Rico, Kuba, Guam und die Philippinen. Unabhängigkeitsbewegungen kamen auch in den letzten Kolonien auf.
Der erste Unabhängigkeitskrieg herrschte auf Kuba von 1868 bis 1878, doch wurde er niedergeschlagen. Der zweite Unabhängigkeitskrieg ereignete sich 1895 und hatte die spätere Unabhängigkeit zur Folge. Er führte auch zum Verbundenen Krieg der USA mit Spanien.
Spanisches Kolonialreich
Nach der Entdeckung Amerikas hat sich Spanien zu einer bedeutenden Macht in Europa entwickelt. Der Einfluss des spanischen Großreichs schwand im 18. Jahrhundert. Die komplette iberische Halbinsel war Anfang des 19. Jahrhunderts von Napoleon unterworfen. Fast überall in Lateinamerika fanden Unabhängigkeitsbewegungen statt, die ihre Ziele erreichten.
Die Besitzungen in der Karibik, darunter Kuba, im Pazifik vor allem mit den Philippinen sowie an der Küste in West- und Nordafrika blieben übrig. Unabhängigkeitsbewegungen kamen jedoch auch in diesen Gebieten auf, da die Steuerlast ungerecht und zu hoch war und die Bevölkerung in Politik und Verwaltung keine Mitwirkungsmöglichkeiten hatte.
Notwendige Reformschritte wurden durch Spanien verweigert. Politische und wirtschaftliche Interessen der USA kamen hinzu. Die einheimische Bevölkerung wurde zum Aufstand gegen die Kolonialmacht ermuntert.
US-amerikanische Interessen in Kuba
US-Präsidenten erwogen wiederholt den Kauf oder die Annexion Kubas. Die Annexion von Kuba betrachtete John Quincy Adams 1823 als eine unumgängliche Aufgabe, nachdem auch schon Jefferson und Madison Interesse daran hatten.
Spanien lehnte in den 1850er Jahren den Vorschlag der Vereinigten Staaten zum Verkauf Kubas mit dem Ostende-Manifest ab. Vor dem Bürgerkrieg waren Politiker der Südstaaten interessiert daran, weiteren Sklavenhalterstaat einzugliedern.
Auf Kuba lebten viele Menschen afrikanischer Herkunft. Daher widersprachen rassistische Bedenken der Integration von Kuba in die Vereinigten Staaten. Die US-Haltung zur kubanischen Unabhängigkeit wurde dadurch beeinflusst. Ein kubanischer Sieg hätte nach Ansicht des damaligen US-Präsidenten Cleveland zu einer schwarzen oder weißen Republik ohne Vorherrschaft führen können.
Diese Ansicht wollte die spanische Regierung nutzen. In einem Brief warnte sie den US-Außenminister bezüglich der Unabhängigkeitsbewegung, dass das schwarze Element der bedeutendste Teil sei.
Sowohl die spanische Herrschaft über Kuba als auch die kubanische Unabhängigkeit wurden von der US-Regierung als abträglich für die Interessen von US-Unternehmen eingeschätzt.
Die USA hatten 1890 die Erschließung ihres kontinentalen Staatsgebiets abgeschlossen. Die Indianerkriege waren zu Ende. Die Erschließung neuer Märkte und die Politik der Vereinigten Staaten griffen auf den Überseebesitz von Spanien als alte Welt- und Kolonialmacht über.
Kubanischer Unabhängigkeitskrieg von 1868 bis 1898
Eine wichtige Rolle für den Spanisch-Amerikanischen Krieg spielte der kubanische Unabhängigkeitskrieg. Der Großgrundbesitzer Carlos Manuel de Cespedes veröffentlichte 1868 auf Kuba den Grito de Yara als erste Unabhängigkeitserklärung. Ein zehnjähriger Krieg schloss sich daran an und trug maßgeblich zur Entstehung des kubanischen Nationalgefühls bei, doch wirkte er sich in verheerendem Ausmaß auf die Wirtschaft des Landes aus.
Den Kubanern wurden im Frieden von Zanion 1878 nur geringe Zugeständnisse gemacht. Sie wurden als unzureichend empfunden. Die Unabhängigkeitsbewegung wurde gestärkt. Eine wichtige Rolle spielte dabei der Schriftsteller José Marti, der sich für die Befreiung von ganz Lateinamerika einsetzte.
Ein erneuter Aufstand unter der Führung Martis fand 1895 aufgrund von wirtschaftlichen Problemen und der Unwilligkeit der spanischen Kolonialverwaltung statt. Marti gründete 1892 die Revolutionäre Partei Kubas.
Marti wurde Nationalheld, da er im Kampf fiel. Dennoch wurde der Guerillakrieg gegen Spanien weitergeführt. Die Kolonialmacht geriet an die Grenzen der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit.
Ursachen des Krieges
Die Unabhängigkeitskämpfer und Spanien konnten auf Kuba keine militärische Entscheidung bewirken. Die mächtigen USA im Norden griffen daher ein. Schon lange schien für die USA die asiatische Macht verlockend. Die Philippinen hatten einen hohen strategischen Wert. Unter Spanien war die Hauptstadt Manila eine wichtige Drehscheibe für den Handel zwischen den USA und Lateinamerika.
Die USA zeigten Interesse an Samoa und an Hawaii als Inseln im Pazifik. Das Interesse reichte jedoch nicht aus, um die USA zu einem Angriffskrieg gegen Spanien anzustiften. Die Eroberung von Manila war schon seit 1896 Tel der von der US-Regierung durchgespielten Kriegsszenarien.
Mehrheitlich sympathisierte die US-Regierung mit den Aufständischen in Kuba. Gewaltsam ging die spanisch-kubanische Administration gegen die Aufständischen vor. Verschiedene Gewerkschaften sprachen sich für die Aufstände auf Kuba aus.
Allerdings wurde eine dauerhafte US-Expansion befürchtet. Eine sichtbare Mehrheit entwickelte sich aufgrund der euphorischen Berichterstattung in den Medien für eine Kriegserklärung. Lediglich die Sozialisten wandten sich mehrheitlich dagegen.
Im Dezember 1896 erklärte Präsident Grover Cleveland, dass sich die USA gegenüber Spanien nicht unbegrenzt gedulden würden. In seiner Annual Message 1897 führte Präsident William McKinley aus, dass die USA eine militärische Intervention vornehmen könnten.
Aufgrund wirtschaftlicher Verluste drängten viele US-Geschäftsleute auf eine schnelle Lösung der Kuba-Frage. McKinley stellte Spanien am 27. März 1898 ein Ultimatum, in dem er zum Waffenstillstand aufforderte.
Mit der USS Maine unter Kapitän Charles Dwight Sigsbee schickten die USA gegen spanische Proteste ein Schlachtschiff in den Hafen von Havanna, das am 25. Januar 1898 ankam.
Bei Key West zog sich die US-Flotte zusammen, um eine Blockade der Insel vorzubereiten. Spanische Truppen sollten vom Nachschub abgeschnitten und weitere Verstärkungen unterbunden werden.
Die Besatzung erhielt vom Kommandanten der Maine das Verbot, an Land zu gehen, um nicht als Aggressor zu gelten. Eine verheerende Explosion auf der Maine am 15. Februar 1898 forderte den Tod von 268 US-Soldaten und Seeleuten.
Spanien wurde von den USA des Angriffs beschuldigt. Die Stimmung gegen Spanien wurden von den Publizisten Joseph Pulitzer und William Randolph Hearst geschürt. So war ein Grund für einen Krieg gefunden.
Nachforschungen ergaben, dass die Explosion auf der Maine nicht auf eine unter dem Schiff befindliche Mine, sondern im Inneren des Schiffes zurückzuführen war. Die Katastrophe wurde vermutlich durch einen unentdeckten Schwelbrand hervorgerufen. Eine extern verursachte Minenexplosion kann jedoch nicht ausgeschlossen werden.
Unter öffentlichem Druck bat Präsident McKinley am 11. April 1898 um die Erlaubnis zur Entsendung von US-Truppen nach Kuba. Am 20. April 1898 wurde an Spanien der Beschluss zur Einmischung in die inneren Angelegenheiten von Kuba mit militärischen Mitteln übermittelt. Spanien brach alle diplomatischen Beziehungen zu den Vereinigten Staaten ab. Am 23. April 1898 erklärte Spanien den USA den Krieg.
Verlauf des Krieges
Die USA hatten einen Expansionskrieg schon lange vorbereitet. Er begann jedoch auf den Philippinen und nicht auf Kuba. Am 1. Mai 1898 besiegte die US-amerikanische Asienflotte in der Schlacht in der Bucht von Manila ein veraltetes spanisches Geschwader.
Für einen Mehrfronten-Krieg war Spanien nicht gerüstet. US-Kommandant George Dewey musste auf Verstärkung aus den USA für einen Angriff der befestigten Garnison von Manila warten. Die Spanier wurden zusätzlich von philippinischen Nationalisten unter Emilio Aguinaldo in Schach gehalten.
US-Einheiten landeten im Juni bei Daiquiri und Siboney auf Kuba und lösten den Krieg in der Karibik aus. Die USA eroberten Puerto Rico am 25. Juli. Die Spanier, militärisch unvorbereitet, konnten den US-Truppen, die kräftemäßig weit überlegen waren, nichts entgegensetzen.
Sämtliche kubanischen Häfen wurden von US-amerikanischen Schiffen blockiert. Ein Durchbruchversuch der spanischen Flotte wurde damit provoziert. Die gesamte spanische Atlantikflotte wurde am 3. Juli 1898 von der US-Marine in der Seeschlacht von Santiago de Kuba vernichtet.
Die USA siegten am 24. Juni bei Las Guasimas auf dem kubanischen Festland. Auf dem Kettle Hill, dem San-Juan-Hügel und bei El Caney siegten sie am 1. Juli.
Probleme bei der logistischen Versorgung der Landetruppen und mit der Nachschuborganisation führten zu Verlusten der USA. So mussten sie teilweise unberitten kämpfen, denn die Pferde standen im Hafen von Tampa und konnten nicht nach Kuba, auf die Insel, gebracht werden.
Im Spanisch-Amerikanischen Krieg verloren 5.000 US-Soldaten ihr Leben. Von ihnen starben 4.600 an tropischen Krankheiten wie Gelbfieber.
Die Lage der Spanier war nach der Niederlage in der Karibik auch auf den Philippinen aussichtslos. Daher vereinbarte die Garnison in Manila die Kapitulation mit US-Oberbefehlshaber George Dewey.
Das Deutsche Kaiserreich versuchte während des Krieges für ein Eingreifen auf spanischer Seite europäische Mächte zu gewinnen. Seit einiger Zeit strebten Kolonialpolitiker in Deutschland die Bildung einer deutschen Südseekolonie an, deren Schwerpunkt auf den Philippinen liegen sollte.
Deutschland lieferte Waffen an Spanien. Vor der Küste der Philippinen zog sich ein deutsches Südseegeschwader zusammen. Es kam fast zu Zusammenstößen mit den Schiffen der amerikanischen Asienflotte. Die deutsche Abteilung zog sich nach Angriffsdrohungen der US-Navy zurück.
Mit der Unterzeichnung des Vorfriedensprotokolls am 12. August 1898 in Washington unter Vermittlung des französischen Botschafters Jules Cambon wurde das Kriegsende erreicht.
Am 13. August wurde Manila von der US-Armee besetzt. Die Stadt durfte von den philippinischen Aufständischen nicht betreten werden. Kubanische Unabhängigkeitskämpfer erhielten auch in Santiago keinen Zugang. Die USA wollten die Verhandlung von Kapitulationsbedingungen der Unabhängigkeitskämpfer mit Spanien verhindern.
Friedensvertrag
Der zwischen Spanien und den USA geschlossene Pariser Frieden, der auch als Vertrag von Paris bezeichnet wird, wurde am 10. Dezember 1898 unterzeichnet. Der US-Senat ratifizierte den Vertrag am 6. Februar 1899, während ihn Spanien am 19. März 1899 ratifizierte.
Von den USA erhielt Spanien 20 Millionen US-Dollar für die Abtretung von Puerto Rico und der Spanischen Jungferninseln, der Philippinen und Guam. Inflationsbereinigt machte das 2014 ungefähr 570 Millionen US-Dollar aus.
Für 10 Jahre erhielt Spanien die Erlaubnis zum Anlauf der philippinischen Häfen mit Schiffen und zum Handel zu den gleichen Konditionen wie die USA.
Formal wurde Kuba nach der Festlegung im Teller-Amendment von Spanien unabhängig. Es blieb jedoch zunächst unter der Besatzung der USA. Die wirtschaftliche, militärische und politische Abhängigkeit Kubas von den USA wurde mit der Aufnahme des Platt-Amendments 1901 in die kubanische Verfassung besiegelt.
Folgen des Krieges
Für die beteiligten Parteien und Staaten hatte der Spanisch-Amerikanische Krieg seine Folgen.
Die Erklärung von Kuba zur Republik erfolgte 1902, doch war bis 1934 die Souveränität eingeschränkt.
Puerto Rico mit den Spanischen Jungferninseln wurde durch die USA zu einer US-amerikanischen Überseebesitzung kolonialisiert.
Zu einer US-amerikanischen Überseebesitzung wurden auch die Philippinen, die im Philippinisch-Amerikanischen Krieg von 1899 bis 1902 erfolglos versuchten, ihre Unabhängigkeit zurückzugewinnen. Sie sind erst seit 1946 formell unabhängig.
In Spanien ging aus der Generation von 1898 eine intellektuelle Bewegung hervor. Sie trat für eine politische Neubesinnung des Landes ein. Schon damals streben das Baskenland und Katalonien Autonomie und nationale Unabhängigkeit an.
In den USA entstand eine koordinierte Militärverwaltung nach dem Vorbild des preußisch-deutschen Heeres. Die USA traten trotz isolationistischer Bewegungen in den Kreis der imperialistischen Mächte ein.
Das Deutsche Reich konnte mit dem Deutsch-Spanischen Vertrag einige Kolonien erwerben.
Gedenkstätten
Ein Gedenkpark entstand Ende der 1920er Jahre auf dem San-Juan-Hügel in Santiago de Kuba. In ihm befinden sich mehrere Denkmäler. Die Stelle der Unterzeichnung des Waffenstillstands wird mit dem Friedensbaum markiert.
Ein Museum außerhalb von Santiago de Cuba wurde 1998 an der Landstraße vom Strand von Siboney zum San-Juan-Hügel eröffnet. Ein unterwasserarchäologisches Schutzgebiet befindet sich an der Bucht von Santiago entlang der Küste. Dort werden geführte Tauchgänge zu den untergegangenen Schiffen im Verlauf der Seeschlacht durchgeführt.
Verfilmungen
Zum Spanisch-Amerikanischen Krieg gibt es verschiedene Verfilmungen. Der wahrscheinlich erste Film, der den Krieg dokumentiert, ist der französische Kurzfilm „Visite sous-marine du „Maine“ von 1898. Ebenfall 1898 erschien der spanische Kriegsfilm „Tearing Down the Spanish Flag“. De Film „Teddy the Rough Rider“ stammt von 1940. Ein spanischer Historienfilm von 2016 ist „1898. Los últimos de Filipinas“. Von 1997 stammt der US-amerikanische Film „Rough Riders“.