Wer war Jefferson Davis?
Der einzige Präsident in der Geschichte der Konföderation
Mit der Person des Jefferson Finis Davis verbindet sich ein Novum der amerikanischen Geschichte. Denn dieser Mann war der erste und auch der einzige Präsident, den die Konföderierten Staaten von Amerika stellten. Zwischen 1861 und 1865 bekleidete er dort das höchste Amt. In der Liste der amerikanischen Präsidenten wird man ihn allerdings vergeblich suchen, denn er stand in den Jahren des Amerikanischen Bürgerkrieges eindeutig im Schatten des legendären Abraham Lincoln, der nach der Sezession der elf sklavenhaltenden Staaten des Südens die Truppen der Nordstaaten zum Sieg führte und die Wiederherstellung der Union betrieb. Jefferson Davis ging als einer der unglücklichsten Spitzenpolitiker in die Geschichte der Vereinigten Staaten ein, wurde nach dem Bürgerkrieg inhaftiert und blieb den Amerikanern insbesondere als Kriegsheld des Südens in Erinnerung.
Steckbrief: Jefferson Davis
- Name: Jefferson Davis
- Geburtsdatum: 3. Juni 1808
- Geburtsort: Fairview, Kentucky, Vereinigte Staaten
- Ehepartnerin: Varina Davis (verh. 1845–1889), Sarah Knox Taylor (verh. 1835–1835)
- Kinder: Samuel Emory Davis, Margaret Howell Davis, William Howell Davis, Joseph Evan Davis, Jefferson Davis Jr., Varina Anne Davis
- Eltern: Samuel Davis, Jane Cook Davis
- Geschwister: Joseph Emory Davis, Matilda Davis, Amanda Jane Davis, Isaac Williams Davis, Benjamin Davis, Mary Ellen Davis, Anna Eliza Davis, Lucinda Farrar Davis, Samuel A. Davis
- Sternzeichen: Zwillinge
- Sterbedatum: 6. Dezember 1889
- Sterbeort: New Orleans, Louisiana, Vereinigte Staaten
Kindheit und Jugend
Eine Plantage inmitten sanfter Hügel und grüner Weiden
Die Familie des Jefferson Davis war walisischer Abstammung. Er kam als zehntes und damit jüngstes Kind von Samuel Davis und seiner Frau Jane Cook zur Welt. Die Eltern gaben ihrem Nachkömmling den Namenszusatz „Finis“, was der lateinischen Sprache entliehen war und so viel wie „endgültig“ bedeutet. Mit anderen Worten: Es sollten keine Kinder mehr kommen, weil alle Plätze am Küchentisch der Familie besetzt waren. Jefferson wurde am 3. Juni 1808 geboren und von seinen älteren Brüdern stark beeinflusst. Als er drei Jahre alt war erwarb sein Vater, der in der Amerikanischen Revolution gekämpft hatte, eine Plantage in Woodville im Bundesstaat Mississippi. Sie befand sich inmitten sanfter Hügel und grüner Weiden an der Grenze zu Louisiana. Hier lebten fast ausschließlich Siedler, die dank der Erträge aus der Baumwoll-Ernte zu einem gewissen Wohlstand gelangten. „Rosemont“ nannte Samuel Davis seine Plantage.
Ausbildung und Studium
Vom Siebenbürgen-College zur Militärakademie in West Point
Als Jefferson Davis sieben Jahre alt war, schickten ihn seine Eltern auf eine dominikanische Jungenschule in Kentucky und meldeten ihn sechs Jahre später im Siebenbürgen-College im heutigen Lexington an. Die Universität war die erste private Ausbildungsstätte, die sich westlich der Allegheny Mountains etablierte. Die Kinder der politischen Führung der Südstaaten bekamen hier ihren Studien-Schliff, und die Universität war so etwas wie das Sprungbrett zu einer späteren Karriere. Für den jungen Davis stand schon früh fest, dass er sich nach seinem Studium in der Militärakademie in West Point anmelden werde. Bereits auf dem College hatte er einen ständigen Begleiter unter seinen Kommilitonen: Ein gewisser Albert Sidney Johnston war der beste Freund des Jefferson Davis. Die Wege der beiden sollten sich in späteren Jahren noch oft treffen, denn Johnston diente im Mexikanisch-Amerikanischen Krieg als texanischer Kommandeur des Heeres und zählte im Bürgerkrieg zu den fähigsten Offizieren. Er fiel in der Schlacht von Shiloh im April 1862.
Der legendäre „Eierlikör-Aufstand“ bei einer Weihnachtsfeier
Das Jahr 1842 war für Jefferson Davis von schicksalhafter Bedeutung, denn sein Vater Samuel starb auf seiner Plantage in Woodville. Nun war Jeffersons älterer Bruder Joseph das Familienoberhaupt und wurde zum wichtigsten Mentor des Kadetten der Militärakademie. Der nahm dort die Ausbildung zunächst nicht sonderlich ernst, trug lange Haare und feuerte zuweilen eine Gewehrsalve aus dem Fenster seines Zimmers. Einmal wurde er sogar vorübergehend verhaftet, weil er sich verbotenerweise in einer örtlichen Taverne aufhielt. Fast wäre er sogar vor einem Kriegsgericht gelandet, weil er gemeinsam mit einer großen Zahl weiterer Kadetten bei einer Weihnachtsfeier beträchtliche Mengen Alkohol zu sich nahm. Dies alles ging als „Eierlikör-Aufstand“ in die Geschichte der Militärakademie West Point ein. Zu einer Anklage kam es letztlich nicht, weil an dieser Alkohol-Orgie zu viele angehende Soldaten beteiligt waren.
Ehe und Kinder
Der Aufbau einer Baumwoll-Plantage und eine zweite Ehe
Trotz seiner Verfehlungen schloss Jefferson Davis sein Studium in West Point im Jahr 1828 als Zweitbester seines Jahrgangs ab und erhielt als Leutnant der Infanterie einige Posten diverser Grenzstationen in Missouri/Illinois. Allerdings war sich Jefferson nicht darüber im Klaren, ob er eine weitere militärische Karriere anstreben oder besser ein Jura-Studium beginnen solle. Um zu heiraten, ließ er sich vorübergehend ausmustern. Seine Auserwählte war Sarah Knox Taylor, die Tochter des späteren amerikanischen Präsidenten Zachary Taylor. Der war bei der Hochzeit nicht zugegen, weil er gegen die Verbindung seiner Tochter war. Das junge Paar beabsichtigte, eine Plantage auf einem Grundstück zu errichten, das beiden von Jeffersons Bruder Joseph zur Verfügung gestellt wurde. Doch bei der Hochzeitsreise erkrankte Sarah Davis an Malaria und starb in der Nähe von Bayou Sara in Louisiana. Verbittert zog sich Jefferson Davis auf seine Brierfield Plantation, südlich von Vicksburg, zurück und pflanzte gemeinsam mit Sklaven auf dem rund achthundert Hektar großen Gelände Baumwolle an. Acht Jahre nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete Jefferson Davis erneut. Mit Varina Anne Banks Howell, der 18 Jahre jüngeren Tochter eines Kaufmanns aus Natchez, wurde Davis sechsfacher Vater. Vier seiner Söhne starben in jungen Jahren.
Politischer Aufstieg
Abgeordneter im US-Kongress und ein Krieg gegen Mexiko
Und wieder war es sein sehr viel älterer Bruder Joseph, der Jefferson Davis aufforderte, sich um eine politische Karriere zu bemühen. Jefferson bewarb sich zunächst erfolglos um einen Sitz im Repräsentantenhaus von Mississippi. Dort hatten die Whigs viele Sympathisanten. Doch Jefferson lernte schnell und sah sich im Jahr 1845 am Ziel seiner Träume. Der Sitz im US-Kongress ging mit einem Umzug der Familie nach Washington einher. Jefferson Davis nahm seine neue Aufgabe sehr ernst, beteiligte sich temperamentvoll an den Debatten, wurde dann aber nach nur sieben Monaten mit einer neuen Aufgabe konfrontiert: Nach Ausbruch des Mexikanisch-Amerikanischen Krieges wurde er Oberst des Ersten Mississippi-Regiments. Es war der amtierende amerikanische Präsident James K. Polk, der bestrebt war, das Territorium seines Landes gen Südwesten auszuweiten, der Davis mit dieser Aufgabe betraute.
Als Nationalheld kehrte Davis in ein zivilisiertes Leben zurück
Jefferson, der als Kadett an der Militärakademie West Point alles andere als diszipliniert war, forderte nun als Kommandant eines Regiments von seinen Soldaten die Einhaltung strenger militärischer Regeln. So gelang es ihm, eine starke Kampfeinheit zu formen, die sich im September 1846 in der Schlacht von Monterrey und im Februar 1847 in der Schlacht von Buena Vista bewähren sollte. In beiden Fällen triumphierte die Einheit Jefferson Davis über einen zahlenmäßig überlegenen Feind. Davis kehrte als Nationalheld zurück in ein zivilisiertes Leben, nachdem er in Buena Vista eine schwere Verwundung erlitt. Nach dem Friedensschluss von Guadalupe Hidalgo kehrte er in den Senat zurück und wurde mit dem Vorsitz des Militärausschusses betraut. Im Jahr 1851 erlitt er auf seinem politischen Weg allerdings einen Rückschlag – er kandidierte erfolglos für die Position des Gouverneurs von Mississippi. Zwei Jahre später holte ihn der amtierende amerikanische Präsident Franklin Pierce als Kriegsminister in sein Kabinett. Ursprünglich wollte er wieder die Führung seiner Plantage in Brierfield übernehmen, doch dann nutzte er seine neue Position, um die Armee zu erweitern und die Verteidigung der amerikanischen Küsten zu stärken. Er beschäftigte sich sogar mit einer Erneuerung von Lehrplänen seiner alten Akademie in West Point.
Am politischen Horizont Amerikas zogen dunkle Wolken auf
Als Franklin Pierce als Präsident der Vereinigten Staaten das Weiße Haus verließ, kehrte Jefferson Davis zu seinem Lieblingsplatz zurück: dem US-Senat. Doch der politische Himmel über Amerika hatte sich verdunkelt, denn die Kluft zwischen den Nordstaaten und den Südstaaten wurde immer größer. Im Norden lebten zwanzig Millionen Menschen, im Süden lediglich knapp sieben Millionen Einwohner. Der Norden gab sich fortschrittlich, und vom Süden sagte man, dass in dieser landwirtschaftlich dominierten Region die Uhren stehen geblieben seien. In den Staaten des Südens betrieben die Großgrundbesitzer ihre Farmen nur deshalb gewinnbringend, weil sie sich der Sklaverei bedienten. Hier arbeiteten rund vier Millionen unfreie Arbeiter auf den Baumwollfeldern, und die Farmer befürchteten ohne ihre billigen Arbeitskräfte ein Fiasko. Die Sklaverei spaltete die Nation und stürzte sie in einen vierjährigen Krieg, der 600.000 Soldaten das Leben kostete.
Präsidentschaft (1861-1865)
Die Wahl Lincolns war der Funke, der den Bürgerkrieg auslöste
Auslösender Funke des blutigen Konflikts war im November 1860 die Wahl Abraham Lincolns zum amerikanischen Präsidenten. Der war ein erklärter Gegner der Sklaverei, worauf die Staaten des Südens unmittelbare Konsequenzen zogen. Wenige Wochen nach dessen Wahl verließ mit South Carolina der erste Staat den Bund. Zwei Monate später zogen sechs weitere „Sklaven-Staaten“ nach und gründeten die Konföderation. Sie waren sich der Tatsache bewusst, dass sie über hochmotivierte und gut ausgebildete Soldaten verfügten. Als Jefferson Davis von seiner Wahl zum Präsidenten der Konföderation in Kenntnis gesetzt wurde, traf man ihn auf einem seiner Felder in Brierfield an. Am nächsten Tag reiste er nach Montgomery/Alabama, legte im Staatshaus seinen Amtseid ab und sollte ursprünglich für sechs Jahre präsidieren. In seiner Antrittsrede stimmte er die Konföderation auf eine schwere Zeit ein, denn er sah „schreckliche Konflikte“ und einen „dornenreichen Weg“ voraus. Deshalb war er zunächst bemüht, die politischen Wogen zu glätten. Er schickte eine Delegation nach Washington und erblickte darin eine „Friedenskommission“. Doch Präsident Lincoln lehnte Verhandlungen ab und weigerte sich, die Abordnung zu empfangen. Vielmehr schickte er Kriegsschiffe zu den Häfen des Südens.
Mit den Niederlagen der Konföderierten schwand seine Anerkennung
Davis saß nun zwischen allen Stühlen. Einerseits war er gegen jeglichen Krieg mit den Staaten der Union, andererseits war er bemüht, eine neue Nation zu formen. Dessen ungeachtet ließ er als Präsident der Abtrünnigen im April 1861 die Garnison der Union im Fort Sumter bombardieren. Dieses Ereignis löste endgültig den Bürgerkrieg aus. Jefferson Davis war davon überzeugt, dass er als Kompromiss-Kandidat gewählt wurde. Wohl auch deshalb, weil zahlreiche Politiker von ihm erhofften, doch noch den Bürgerkrieg abwenden zu können. Während seiner Zeit im Kongress hatte er mit seiner Fähigkeit, zu vermitteln, geglänzt. Ihm wäre es aber lieber gewesen, in einer Auseinandersetzung zwischen dem Norden und dem Süden eine militärische Aufgabe übernehmen zu können. Denn seine Popularität im Lande basierte auf frühere Kriegserfolge und nicht auf sein politisches Wirken. Mit den Niederlagen der Konföderierten schwand nun seine Anerkennung im Volk und in seiner Administration.
Die Belagerung von Richmond und die Kapitulation des Südens
Während dieser vier Kriegsjahre trauerte Jefferson Davis um die zahlreichen Verluste in seinen Armeen. Freunde und Mitglieder seiner Familie hatten ihr Leben verloren. Am 2. April 1865 kapitulierte die Konföderation vor der anrückenden Armee der Union in Richmond. Der Süden war ausgeblutet, und der Oberbefehlshaber der Unions-Streitkräfte, General Ulysses S. Grant, hatte die Stadt belagert. Abraham Lincoln, der Präsident des Nordens, hatte gesiegt, doch er überlebte diesen Triumph nur um wenige Tage. Am 15. April 1865 starb er durch die Kugeln eines fanatischen Südstaatlers. Der Krieg war beendet, doch der Hass sollte noch für eine lange Zeit die amerikanische Nation entzweien. Jefferson Davis hatte der Kapitulation nicht zugestimmt und war mit seinem Kabinett weit nach Süden ausgewichen. Er wollte das Trans-Mississippi-Gebiet erreichen, um von dort den Kampf gegen den Norden neu zu organisieren. Doch im Morgengrauen des 10. Mai 1865 wurde er unweit von Irwinville/Georgia aufgespürt und verhaftet.
Die gescheiterte Flucht und eine zweijährige Gefangenschaft
Die gesamte Familie des Jefferson Davis befand sich an diesem Frühlingstag des Jahres 1865 auf der Flucht. Insgeheim hatte der gescheiterte Präsident der Konföderation damit geliebäugelt, außerdem seines früheren Territoriums eine Exilregierung zu etablieren. Doch mit seiner Verhaftung durch die Truppen des Generalmajors James Harrison Wilson wurde diesen Plänen ein Ende gesetzt. Man bezichtigte Davis des Hochverrats und nahm ihn in Haft. Zwei Jahre lang wurde er in einer feuchten Kasematte in Fort Monroe im Bundesstaat Virginia eingesperrt und mit Beineisen gefesselt. Schließlich beugten sich die politischen Führer der Union der öffentlichen Meinung des amerikanischen Nordens. Jefferson Davis kam im Mai 1867 gegen Zahlung einer Kaution frei und suchte in Kanada Abstand von den Geschehnissen der zurückliegenden Jahre. Allmählich erholte er sich von seiner Gefangenschaft. Doch er hatte seinen gesamten Besitz verloren – Truppen der Union beschlagnahmten seine Plantage in Brierfield.
Das Verfahren gegen Jefferson Davis stand auf tönernen Füßen
Doch es fanden sich auch noch etliche Freunde, die sich der früheren Verbundenheit erinnerten und Jefferson Davis beistanden. Mehrere prominente Anwälte boten ihm ihre Dienste an, um dem ehemaligen Präsidenten der Konföderation eine Verurteilung wegen Hochverrats zu ersparen. Diese Anklage wurde am Ersten Weihnachtstag des Jahres 1868 zu den Akten gelegt. Auch deshalb, weil das ursprünglich geplante Verfahren gegen Davis auf tönernen Füßen stand. Manche Experten vertraten die Meinung, dass die ursprüngliche Verfassung Amerikas einzelnen Bundesstaaten das Recht einräumte, sich aus dem Staatenbund zu lösen. Eines aber blieb Jefferson Davis verwehrt: Die amerikanische Staatsbürgerschaft. Mit seiner Familie reiste der Ex-Präsident nach Europa und besuchte unter anderem Karlsruhe, wo seine jüngste Tochter „Winnie“ zur Schule ging.
Ein neues Zuhause und ein Glücksfall namens Sarah Ellis Dorsey
Nach seiner Rückkehr aus Europa übernahm Davis zeitweilig den Job des Präsidenten einer Gesellschaft, die sich mit Lebensversicherungen beschäftigte. In dieser Zeit wurde Memphis in Tennessee sein Lebensmittelpunkt. Da er sein gesamtes Vermögen im Amerikanischen Bürgerkrieg verloren hatte, musste sich Jefferson Davis zunächst mit ärmlichen Verhältnissen bescheiden. Das änderte sich im Jahr 1876, als ihm die amerikanische Schriftstellerin Sarah Ellis Dorsey anbot, auf ihrem Grundstück in einem Cottage am Meer in der Nähe von Biloxi in Mississippi zu wohnen. Die Endvierzigerin beschäftigte sich unter anderem mit historischen Romanen und ermunterte Jefferson Davis, seine Kriegserinnerungen zu Papier zu bringen. Der sagte spontan zu, begann mit seiner Autobiographie und mit der zweibändigen Geschichte des Amerikanischen Bürgerkriegs aus der Sicht eines Konföderierten. Sarah Ellis Dorsey verfügte wenige Tage vor ihrem Tod im Juli 1878 testamentarisch, dass ihr gesamtes Kapital Jefferson Davis übertragen werden sollte. Der so reich beschenkte Ex-Präsident wohnte weiter in Biloxi und verfügte seinerseits in seinem Testament, dass dieses Haus mit dem Blick auf den Golf von Mexiko nach seinem Ableben ein Heim für Veteranen der Konföderierten werden sollte.
Die alten Weggefährten hatten den Ex-Präsidenten nicht vergessen
Das ruhig gelegene Cottage des Jefferson Davis wurde in den folgenden Jahren ein Treffpunkt von Politikern der ehemaligen Konföderation. Der nach dem Sieg der Union und dem Ende des Amerikanischen Bürgerkrieges in Ungnade gefallene frühere Präsident der Südstaaten freute sich nicht nur darüber, dass seine Tochter Winnie aus Europa heimkehrte sondern auch darüber, dass ihn zahlreiche Weggefährten von einst nicht vergessen hatten. Sein durch den Krieg beschädigtes Ansehen hatte er teilweise zurückgewonnen und seine umfangreichen Erinnerungen wurden zu einem Bestseller. Winnie organisierte den Alltag ihres Vaters, hatte sich während ihres Aufenthalts in Karlsruhe einen deutschen Akzent angeeignet und ging als „Tochter der Konföderation“ in die Geschichte Amerikas ein. Jefferson Davis‘ zweite Frau Varina half beim Schreiben der Autobiographie, und nach einem längeren Rechtsstreit wurde ihm das einst beschlagnahmte und teilweise zerstörte Anwesen in Brierfield wieder zugesprochen. Der so tief gefallene Politiker blieb ein unruhiger Geist, begab sich zu ausgedehnten Reisen und war ein beliebter Redner bei Veteranen-Veranstaltungen der Konföderierten.
Der Demokratie verpflichtet und zwiegespalten in der Sklavenfrage
Aber erst in der Neuzeit, im Oktober 1978, wurde Jefferson Davis die nach dem Bürgerkrieg aberkannte amerikanische Staatsbürgerschaft posthum wieder zugesprochen. Die Vereinigten Staaten hatten sich längst mit diesem Mann versöhnt, der zu den schillerndsten Figuren der amerikanischen Geschichte zählt. Jefferson Davis war der große Gegenspieler des Abraham Lincoln und ein Mann, der von einer Unerschütterlichkeit beseelt war, wie sie in diesen unruhigen Zeiten nur wenigen Politikern der Neuen Welt zu Eigen war. Er fühlte sich zu seinen Lebzeiten den demokratischen Prinzipien verpflichtet, verstand sich als wohlwollender Aristokrat, hatte jedoch ein zwiegespaltenes Verhältnis in der Sklavenfrage und der Gleichwertigkeit der schwarzen Menschen in diesem Lande. In seinen Memoiren war unter anderem zu lesen: „Überlassen wir es getrost dem Instinkt jener gewöhnlichen Menschlichkeit, die ein gütiger Schöpfer in die Herzen unserer Mitmenschen aller Länder eingepflanzt hat, ein Urteil über eine Maßnahme zu fällen, durch die mehrere Millionen menschlicher Geschöpfe einer minderwertigen Rasse – friedliche, zufriedene Arbeiter in ihrer eigenen Lebenswelt – zu ihrer Ausrottung verdammt werden…“
Tod und Ehrungen
Zweihunderttausend Menschen folgten im Jahr 1889 dem Sarg
Jefferson Davis starb am 6. Dezember 1889 in New Orleans an den Folgen einer unheilbaren Bronchial-Erkrankung. In einer seiner letzten Veröffentlichungen bat er die Menschen in Mississippi, „allen Groll und alle bitteren Sektionsgefühle beiseite zu legen“. Er wünschte sich für die Zukunft ein „wiedervereinigtes Land“. Die Bevölkerung dieses Bundesstaates nahm Anteil am Tod dieses Mannes, und als der auf dem Metairie Cemetery in Louisiana beigesetzt wurde, folgten etwa 200.000 Menschen dem Sarg. Es war die größte Beerdigung, die der Süden Amerikas jemals erlebte. Vier Jahre nach seinem Tod wurden die sterblichen Überreste des Politikers nach Richmond/Virginia überführt. Dort wurden auch Jefferson Davis‘ Tochter Winnie im Jahr 1898 und seine Frau Varina im Jahr 1906 – jeweils mit militärischen Ehren – beigesetzt. In den einstigen Südstaaten Amerikas tragen mehrere Gebiete den Namen des Jefferson Davis: In Mississippi, Louisiana, Texas und Georgia. Der frühere Präsident ist auf dem Stone Mountain in Georgia, einem 250 Meter hohen Felsen, im größten Relief der Welt gemeinsam mit den Generälen Thomas „Stonewall“ Jackson und Robert E. Lee abgebildet. Finanziert wurde das 1970 fertiggestellte Projekt in einem Vorort von Atlanta vom Geheimbund Ku-Klux-Klan.
Häufige Fragen und Antworten
Wann wurde Jefferson Davis geboren?
Am 3. Juni 1808.
Wann ist Jefferson Davis gestorben?
Am 6. Dezember 1889.
Wo wurde Jefferson Davis geboren?
In Fairview im Bundesstaat Kentucky.
Wo wurde Jefferson Davis ausgebildet?
Zunächst in einem Internat am St. Thomas College in der Nähe von Springfield/Kentucky, danach im einer Schule im Adams County sowie auf der Transylvania University in Kentucky. Es folgte eine Ausbildung in der Militärakademie in West Point.