Wer war Robert E. Lee?

General Lee: Oberbefehlshaber des konföderierten Heeres

General Robert Edward Lee (1863) | Julian Vannerson / Public domain
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General Robert E. Lee führte die erfolgreichste Armee der Konföderation durch den amerikanischen Bürgerkrieg. Dieser blutige Kampf zweier Weltanschauungen innerhalb ein und desselben Landes verzeichnete mit mehr als 650.000 Gefallenen mehr Verluste als der Erste und Zweite Weltkrieg. Obwohl die Nordstaaten diesen Waffengang am Ende mit ihrer Unionsarmee für sich entscheiden konnten, gilt Robert E. Lee als einer der erfolgreichsten Feldherren der militärischen Geschichte der USA.

General Lee im Steckbrief

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    General Robert Edward Lee (1863) | Julian Vannerson / Public domain

    Name: Robert Edward Lee

  • Geburtsdatum: 19. Januar 1807
  • Geburtsort: Stratford-Hall-Plantage, Stratford, Virginia, USA
  • Ehepartnerin: Mary Anna Randolph Custis Lee (verheirat 1831 – 1870)
  • Eltern: Henry Lee, genannt Light-Horse Harry und Anne Hill Carter Lee
  • Geschwister: Henry Lee IV (Bruder), Algernon Sidney Lee (Bruder), Catherine Mildred Lee Childe (Schwester), Sydney Smith Lee (Bruder), Anne Kinloch Lee Marshall (Schwester), Lucy Grymes Lee Carter (Schwester), Charles Carter Lee (Bruder), Philip Lee (Bruder)
  • Beruf: Oberst des US-Heeres, Oberbefehlshaber über die Nord-Virginia-Armee, Oberbefehlshaber des konföderierten Heeres
  • Spitznamen: Uncle Robert, Marse Robert, King of Spades, Marble Man
  • Todesdatum: 12. Oktober 1870
  • Sterbeort: Lexington, Virginia
  • Grabstätte: Lee Chapel & Museum, Lexington, Virginia

Familie und Kindheit

Robert E. Lee schien schon zu Beginn seines Lebens für militärische Größe geweiht zu sein, denn er wurde am 19. Januar 1807 in Stratford Hall in Virginia als Sohn von Oberst Henry „Light Horse“ Lee geboren. Wie später der Sohn hatte sich auch Lee Sr. als guter militärischer Stratege und Führungspersönlichkeit in einem Krieg verdient gemacht. Sein Waffengang war der Unabhängigkeitskrieg der amerikanischen Kolonisten gegen das Mutterland Großbritannien von 1775 bis 1783.

In Friedenszeiten war Lee Senior drei Mal Gouverneur von Virginia. Der junge Robert wurde in eine typische, wohlhabende Südstaatenfamilie hineingeboren und schien die besten Voraussetzungen für einen guten Start ins Leben zu haben. Sein Vater tätigte allerdings mehrere erfolglose Landspekulationen, die die Familie in finanzielle Schwierigkeiten brachte und ihn schließlich ins Schuldnergefängnis.

Nach der Haftentlassung erlitt er als Teilnehmer einer politischen Demonstration schwere Verletzungen, von denen er sich nicht mehr erholte. Um diesen wenig schönen Lebensumständen zu entkommen, floh er auf die Westindischen Inseln. 1818 starb er nach Rückkehr in sein Heimatland auf Cumberland Island.

Familie und Arlington House

Robert E. Lee war mit Mary Anna Randolph Custis verheiratet. Ihr Vater war George Washington Parke Custis, ein Stiefenkel und zugleich Adoptivsohn des ersten US-Präsidenten George Washington, der ein enger Freund von Robert E. Lees Vater war.

Als Custis Senior von der Wahl seiner Tochter erfuhr, war er wenig begeistert, da er die finanzielle schwierige Situation der Familie kannte. Die junge Frau setzte sich jedoch gegen ihren Vater durch und heiratete Robert E. Lee am 30. Juni 1831. Die Ehe, aus der drei Söhne und vier Töchter hervorgingen, galt als glücklich. Die Ehepartner waren einander treu ergeben.

Schwere Erkrankung seiner Frau Mary Lee

Ihr Zusammenleben gestaltete sich jedoch nicht einfach, denn Mary Lee litt seit 1850 an schwerer rheumatischen Arthrose und konnte ihren Mann daher nicht zu seinen verschiedenen militärischen Stützpunkten begleiten. Während des Bürgerkriegs zog sie mit ihren Kindern in die strategisch wichtige Stadt Richmond. Zuvor war der Hauptsitz der Familie Lee Arlington House in der schönen Umgebung des Potomac Rivers in Arlington, Virginia.

Trotz seiner anfänglichen Zweifel hatte sich Marys Vater schließlich mit seinem Schwiegersohn arrangiert und wohnte fortan gemeinsam mit dem jungen Paar und seinen Enkelkindern in dem weißen, im neugriechischen Stil errichteten Herrenhaus. Sechs der sieben Lee-Kinder wurden hier geboren. Als Marys Vater 1857 starb, hinterließ er das Haus seiner Tochter und bestimmte sie und seine ältesten Enkel George Washington Custis Lee, der wie sein Vater Robert E. Lee im US-Heer diente, zu seinen Nacherben.

Freistellung von der US-Armee

Das Haus war jedoch stark renovierungsbedürftig, weshalb sich Robert 1860 von seinen Verpflichtungen in der US-Armee freistellen ließ. Er wollte ausreichend Zeit haben, um die notwendigen Umgestaltungen vorzunehmen und die wirtschaftliche und finanzielle Situation zu verbessern.

Karriere im Heer der Vereinigten Staaten

Studium in West Point

Trotz der zeitweise finanziellen Schwierigkeiten schaffte es seine Familie, den jungen Robert auf die Militärakademie West Point zu schicken. Seinen Abschluss machte er 1829 als Zweitbester seines Jahrgangs. Während der Ausbildung fiel er mit überdurchschnittlichem militärischem Talent auf und leistete sich keine Fehler.

Amerikanisch-Mexikanischer Krieg

Major Robert E. Lee
Major Robert E. Lee

1846 bekam Robert E. Lee die Chance, sein Talent auf dem Schlachtfeld im Krieg der USA gegen Mexiko zu beweisen. Er diente unter General Winfield Scott und zeichnete sich in den Schlachten von Churubusco, Chapultepec und Veracruz aus. Schnell erarbeitete er sich die Anerkennung seines Vorgesetzten General Scott, der später sagte, Lee sei der beste Soldat gewesen, den er jemals auf einem Schlachtfeld gesehen habe.

Direktor von West Point

1852 wurde er zum Direktor seiner ehemaligen Militärakademie West Point ernannt, die sein ältester Sohn 1854 als Jahrgangsbester abschloss. 1855 übernahm Robert E. Lee das Kommando über das neu aufgestellte 2. US-Kavallerie-Regiment an der Grenze zu Texas.

Spannungen zwischen Nord- und Südstaaten

Bereits um 1850 nahmen die Spannungen zwischen den Nord- und Südstaaten zu, denn die Abolitionisten sprachen sich gegen das Recht auf Sklavenhaltung aus, während die Anhänger der Südstaaten dieses lukrative Geschäftsmodell beibehalten wollten. Zu diesem Zeitpunkt zeichnete sich ein Krieg zwischen den beiden Parteien zwar noch nicht ab, die politische Landkarte veränderte sich jedoch zusehends.

In den nächsten Jahren schwelte der Konflikt weiter. Die Vereinigten Staaten von Amerika waren gerade einmal etwas älter als sechzig Jahre und standen doch kurz vor dem Bruch.

Überfall bei Harpers Ferry durch John Brown

1859 trat der militärische Stratege das erste Mal in diesem Konflikt in Erscheinung, indem er den Plan des radikalen Bürgerrechtlers und Sklavereigegners John Brown durchkreuzte und einen Überfall auf das Waffenarsenal von Harpers Ferry in Virginia verhinderte und Brown und seine Anhänger verhaftete.

John Brown war jedoch kein abtrünniger Sklave, sondern ein weißer, wenn auch gescheiterter Geschäftsmann, der 1855 nach Kansas gezogen war, weil seine sechs Söhne dort Land erworben hatten. Seit 1834 kämpfte er bereits gegen die Sklavenhaltung und scheute dabei auch nicht vor radikalen und gewaltbehafteten Aktionen zurück. Im Gegensatz zu Robert E. Lee war Brown jedoch kein guter Stratege.

Diesen Ort hatte er nicht zufällig gewählt, denn er befand sich südlich der Mason-Dixon-Linie, die die historische Grenze zwischen den Nord- und Südstaaten bildet. John Brown und seine Anhänger schreckten auch vor Mord nicht zurück, hatten dabei jedoch keine Angst, sich selbst in Gefahr zu begeben.

Ein schlecht vorbereiteter Plan

Mit dem Überfall auf Harpers Ferry verband John Brown die Hoffnung, einen Aufstand der Sklaven zu entfachen, selbige zu bewaffnen und mit einem militärischen Plan den Süden von diesem Übel zu befreien. Sollte der Fall scheitern, hätte er zumindest medienwirksam auf den Widerspruch zwischen dem vermeintlichen Recht der Südstaaten auf Sklavenhaltung und der amerikanischen Verfassung, die jedem Menschen das Recht auf Freiheit und Glück gewährt, aufmerksam gemacht.

Wie sich herausstellte, war der Plan schlecht vorbereitet, zudem schloss sich nicht ein Sklave dieser Aktion freiwillig an. So war John Brown auf seine eigenen, bis dahin mobilisierten Anhänger angewiesen.

Eingriff einer Kompanie von US-Marines

In der Nacht zum 18. Oktober 1859 rückte eine Kompanie von US-Marines unter Führung von Robert E. Lee in Harpers Ferry ein und überwältigte Brown und seine Anhänger. Bei dieser Aktion verzichteten sie auf den Gebrauch von Schusswaffen, da die radikalen Abolitionisten Geiseln genommen hatten, um ihr Vorhaben durchzusetzen. Nach der Stürmung des Waffenarsenals kam es jedoch zu einem Schusswechsel, indem zehn von Browns Anhängers einschließlich zwei seiner Söhne, ein US-Marine und drei Einwohner von Harpers Ferry ums Leben kamen.

Auch wenn Browns Plan, einen Sklavenaufstand zu entfachen gescheitert war, konnte er sich zumindest der Aufmerksamkeit der Medien sicher sein, die landesweit über seine Verhaftung und den anschließenden Prozess berichteten. Mehrere Fluchtangebote lehnte John Brown ab, da er der Meinung war, sein Prozess würde der Sache, für die er sein Leben lang so radikal gekämpft hatte, am meisten dienen. Gleichzeitig sah er sich in der Rolle des Märtyrers. Am 2. Dezember 1859 wurde er in Charles Town, Virginia, gehängt.

Dieses Ereignis war ein weiterer Meilenstein auf den Weg in den amerikanischen Bürgerkrieg. Die Sklavereigegner in den Nordstaaten feierten John Brown als Held, während er für die meisten Südstaatler ein Mörder und Aufwiegler war. Der erfahrene Militärstratege Robert E. Lee sah den sich zu diesem Zeitpunkt bereits anbahnenden Krieg zwischen den Nord- und den Südstaaten kommen, hoffte jedoch, sich aus dem Konflikt heraushalten zu können.

Politische Haltung zur Sezession und der Sklavenfrage

Robert E. Lees Einstellung zur Sezessionsfrage war gespalten. Auch wenn die Familie Lee durch den Vater in große finanzielle Schwierigkeiten geraten war, war sie dennoch Mitglied der für die Südstaaten typischen Oberschicht, für die Sklavenhaltung ein selbstverständliches, von der Verfassung eingeräumtes Recht war.

Kaum einer hatte moralische Bedenken, Menschen für die eigenen Zwecke auszubeuten, nur, weil sie eine schwarze Hautfarbe hatten. Ganz im Gegenteil, für die meisten Südstaatler gehörten die „Nigger“ einer minderen Rasse an, die so ungebildet waren, dass sie vor sich selbst geschützt werden mussten, indem sie angeblich zufrieden und glücklich in der Obhut ihrer weißen Herren lebten. Sie mussten zwar ohne Geld arbeiten und durften sich nicht frei bewegen, aber schließlich sorgte man ja auch für sie, gab ihnen ein Dach über dem Kopf und zu essen. Was sollten die „Nigger“ in Freiheit auch machen?

Der Süden war auf die Sklaven angewiesen

Der Süden war auf dieses lukrative Geschäft angewiesen, denn nicht umsonst wurden sie auch als Baumwollstaaten bezeichnet, die sich alleine auf die hohen Gewinne aus dem Geschäft mit Baumwolle und weiteren landwirtschaftlichen Produkten konzentrierten. Der damit verbundene Wohlstand würde jedoch mit der Abschaffung der Sklaverei umgehend schwinden und damit auch der glamouröse Wohlstand der Plantagenbesitzer, die sich für etwas Besseres hielten als der Rest der amerikanischen Gesellschaft.

Mit dem Tod seines Schwiegervaters erbte Lee über seine Frau nicht nur Arlington House, sondern auch 63 Sklaven. Sein Schwiegervater hatte bestimmt, dass diese Sklaven fünf Jahre nach seinem Tod aus der Sklaverei freizulassen sein würden. Robert E. Lee kam dieser testamentarischen Auflage 1863 nach. Bevor es jedoch soweit kam, nutzte er die kostenlose Arbeitskraft seiner Sklaven, indem er diese an andere Plantagenbesitzer vermietete, denn schließlich musste er für die Schulden seines Schwiegervaters und die Kosten für die Renovierung von Arlington House aufkommen.

Er stand in dem Ruf, seine Sklaven nicht gerade mit Samthandschuhen anzufassen und auch nicht vor der üblichen Bestrafung durch Peitschenhiebe und die anschließende Bestreuung der Wunden mit Salzlake zurückzuschrecken.

Gespaltene Haltung zur Sklavenfrage

Wie gespalten seine Haltung zu dieser Frage war, zeigen diverse, noch erhaltene historische Dokumente. So bekundete er in einem Brief an seine Frau Mary 1856, die Sklaverei sei ein größeres Übel für die Weißen als für die Schwarzen. Er habe Mitleid mit der weißen Oberschicht, die durch eine mögliche Abschaffung der Sklaverei in ihrer Existenz bedroht sei, dennoch gehöre seine Sympathie der schwarzen versklavten Bevölkerung. Seiner Meinung nach waren die Schwarzen in Amerika besser dran als in ihrer Heimat Afrika.

Die Sklavenhaltung bezeichnete er als leidvolle Disziplin, die die Schwarzen jedoch auf ihr eigenverantwortliches Leben in Freiheit vorbereiten würde. Der begnadete Militarist hatte die Hoffnung, sich aus dem aus der Sklavenfrage ergebenden Konflikt herauszuhalten. Einerseits hielt er wie viele seiner Standesgenossen Sklaven, stellte die vermeintlichen Rechte der abtrünnigen Südstaaten jedoch nicht über die Union als komplettes Staatengebilde und bezeichnete den sich anbahnenden Waffenkonflikt als moralisches und politisches Übel.

Einerseits besteht die Ansicht, Robert E. Lee habe nicht an ein von der Verfassung verbrieftes Sezessionsrecht geglaubt, andererseits behauptete sein Neffe Fitzhugh Lee in seiner 1894 erschienen Biografie, sein Onkel sei vom Sezessionsrecht überzeugt gewesen. Belegt ist die Aussage Lees, er werde für die Bewahrung einer einheitlichen Nation alles außer seiner Ehre opfern.

Militärischer (Vor-) Ruhestand

Als er 1860 aus privaten Gründen seinen Abschied von der Armee nahm, um sich um Arlington House zu kümmern, war er sicher, seine neutrale Haltung in diesem sich verschärfenden Konflikt beibehalten zu können. Noch war er gegen die Abtrennung der Südstaaten von der Union, denn die Gründerväter hätten sicherlich nicht so viel Zeit in die Schaffung der amerikanischen Verfassung gesteckt, wenn sie gewollt hätten, das jeder Staat eben jene Verfassung nach Gutdünken brechen kann.

Sein militärischer Ruhestand auf dem Anwesen Arlington House sollte jedoch nicht lange währen, denn schon bald kam das Angebot von Präsident Abraham Lincoln, den Oberbefehl über die Armee der Nordstaaten, auch als Unionsarmee bezeichnet, zu übernehmen. Dieses Angebot war eine große Ehre für Robert E. Lee, zeigte sie jedoch das große Vertrauen, das der amerikanische Präsident und die amerikanische Armee in seine strategischen Fähigkeiten setzten.

Der General der Südstaaten befand sich jetzt jedoch in einem moralischen Dilemma, denn einerseits stellte dieses Angebot eine große Chance dar, sich noch einmal auf den Schlachtfeldern des Landes zu beweisen, andererseits würde er in diesem Fall jedoch die Waffen gegen sein eigenes Volk richten.

Exkurs: Ursache des Amerikanischen Bürgerkriegs

Der Bürgerkrieg zwischen den Nord- und den Südstaaten wurde geführt, um die Frage zu klären, ob die Sklaverei abgeschafft oder weiterhin bestehen bleiben sollte. Die Nordstaaten kämpften für die Abschaffung der Sklaverei und wurden daher auch als Abolitionisten bezeichnet.

Die Südstaaten traten dagegen für die Beibehaltung der Sklavenhaltung ein, die die Menschen dort, meistens wohlhabende Plantagenbesitzer, als ihr verfassungsgemäßes Grundrecht ansahen.

Aktuell steht die amerikanische Gesellschaft nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd durch unverhältnismäßige Polizeigewalt wieder vor einem ihrer größten und am längsten dauernden Konflikte: dem Rassismus, der sich auch heute, mehr als 150 Jahre nach dem Ende des amerikanischen Bürgerkrieges, noch durch große Teile der Gesellschaft zieht.

Dieser Bruderzwist wurde auch als Sezessionskrieg bezeichnet, da die sich der Konföderation anschließenden Südstaaten von den zu diesem Zeitpunkt noch jungen Vereinigten Staaten von Amerika loslösten, um ihre vermeintlich von der amerikanischen Verfassung garantierten Rechte durchsetzen.

Der Konflikt ging jedoch über das Problem der Sklavenfrage hinaus. Er ging zurück auf eine tiefe politische und wirtschaftliche Spaltung zwischen den Nord- und den Südstaaten. Mitten in diesem Waffengang fand sich General Robert E. Lee auf vielen strategisch wichtigen Schlachtfeldern auf seinem nicht minder berühmten Pferd Traveller wieder.

Robert E. Lee im Amerikanischen Bürgerkrieg

General Robert Edward Lee, Oberbefehlshaber der Nord-Virginia-Armee
General Robert Edward Lee, Oberbefehlshaber der Nord-Virginia-Armee | J. C. McRae after M. Brady / Public domain

General Lee entschied sich, das Angebot des Präsidenten abzulehnen und in der Armee der konföderierten Südstaaten gegen die Unionsarmee zu kämpfen. Lee wurde mit der Verteidigung der strategisch wichtigen Hauptstadt der Südstaaten-Armee, Richmond, betraut. 1862 übernahm er das Oberkommando der wichtigsten Feldarmee der Südstaaten, der Nord-Virginia-Armee.

Robert E. Lee erwies sich des Vertrauens, das beide Parteien seinem militärischen und strategischen Geschick entgegenbrachten, mehr als würdig. Zuerst entwickelte sich der Verlauf des amerikanischen Bürgerkrieges sehr günstig für die Armee der Konföderierten.

Robert E. Lee realisierte eine Reihe eindrucksvoller Siege über die Potomac-Armee der Nordstaaten. Der erste große Sieg stellte sich in der Siebes-Tages-Schlacht im sogenannten Halbinsel-Feldzuge ein. Dieser groß angelegte Feldzug der Nordstaaten-Armee im östlichen Gebiet des Kriegsschauplatzes bei Chesapeake Bay im Süden Virginias sollte die Nordstaatler in die Lage versetzen, bis in die strategisch wichtige Hauptstadt der Südstaaten, Richmond vorzustoßen und selbige einzunehmen.

Wichtige Schlachten im Kampfgeschehen

Diese für die Südstaaten erfolgreiche Schlacht war eine Aufeinanderfolge von insgesamt sechs bewaffneten Auseinandersetzungen mit der Nordstaaten-Armee in der Zeit vom 25. Juni bis zum 1. Juli 1862. Robert E. Lee führte seine Soldaten in weitere wichtige Schlachten wie Bull Run, Fredericksburg und Chancellorsville. Mit schnellen und unerwarteten Manövern und viel strategischem Genie wies der Südstaatengeneral den Gegner aus dem Norden immer wieder in seine Grenzen.

Wider Erwarten fügte die konföderierte Armee der Unionsarmee große Verluste zu. Gleichzeitig entstanden große Lücken in der Angriffslinie der Nordstaaten, die Lee geschickt zu seinem Vorteil auszunutzen wusste. Eine Zeit lang sah es tatsächlich so aus, als würden die abtrünnigen Südstaaten den Sieg in diesem Konflikt um die Sklavenfrage und die damit verbundene Befreiung der schwarzen Bevölkerung davontragen.

Besonderes militärisches Geschick

Robert E. Lee erwies sich jedoch nicht nur in militärischer, sondern auch in menschlicher Hinsicht als weitsichtig. Im Gegensatz zu den Befehlshabern der Nordstaaten-Armee war er bereit, seinen Kommandeuren eigenverantwortliche Entscheidungen zuzugestehen.

Die Auftragstaktik war eine Besonderheit des Generals, die auch als das Delegieren von Aufträgen bezeichnet werden kann. Er räumte Untergebenen mehr eigenverantwortliche Entscheidungen ein, die jedoch ein großes gegenseitiges Verständnis erforderten, das sich nicht sofort einstellte, da diese Freiheiten innerhalb der Befehlskette bis dahin unbekannt waren. So konnten zögerlich umgesetzte Entscheidungen seiner Untergebenen durchaus zu Niederlagen auf dem Schlachtfeld führen.

Der Südstaatengeneral verließ sich nicht auf eine strikt vorgegebene Befehlskette, sondern setzte in den entscheidenden Momenten, die sich in den vier Jahren dieser blutigen Auseinandersetzung immer wieder ergaben, auf schnelle und kurze Befehlswege, die den Protagonisten häufig einen entscheidenden strategischen Vorteil gegenüber den Kommandeuren der Nordstaaten-Armee gaben, denen dieser kurze Dienstweg unbekannt war.

Trotz seiner persönlichen Unnahbarkeit erwarb sich Lee das Vertrauen und die Sympathie seiner Soldaten. Durch seine siegreichen Schlachten wollte Lee Maryland, einer der noch letzten in der Union verbliebenen Sklaverhalterstaaten überzeugen, aus dieser auszutreten und somit ihr Recht auf eben jene Sklavenhaltung durchzusetzen, um ihre Ernte wie vorgesehen einzubringen. Ohne die Arbeit von Sklaven wäre das nicht möglich. Ferner bestand sein Ziel darin, dass die wichtigen Exportabnehmer der „Baumwollstaaten“, Frankreich und England, die Konföderation anerkennen würden.

Der Gettysburg-Feldzug und Kampg gegen General Grant

Präsident Ulysses S. Grant im Weißen Haus, 1869
Ulysses S. Grant wurde später sogar US-Präsident, Mathew Brady [Public domain]
Eine weitere für die Konföderation entscheidende Schlacht waren die Kämpfe am Antietam bei Sharpsburg. Obwohl zahlenmäßig stark unterlegen, schaffte Lee es noch einmal, das Kriegsgeschehen zugunsten der Südstaaten zu wenden.

Der Ghettysburg-Feldzug wurde nicht nur zur entscheidenden Wende des Krieges, die schließlich bald zum Ende dieses Waffengangs führen sollte, sondern auch zu einer persönlichen Wende des als Militärgenies geltenden Generals Robert E. Lee. In dieser Schlacht traf Lee auf sein Pendant Ulysses S. Grant, den Oberbefehlshaber der US-Armee seit Anfang 1864. Grant war Lee ebenbürtig und erwies sich als zäher Gegner, der schließlich als Sieger aus den Schlachten bei Vicksburg und Chattanooga im Sommer und Herbst 1863 hervorgegangen war.

Noch war Robert E. Lee in der Lage, den Vormarsch auf Richmond zu verhindern. Beide Seiten verloren während des Überlandfeldzuges von General Grant zahlreiche Soldaten. Zahlenmäßig überlegen, war Lees Gegner aus den Nordstaaten jedoch in der Lage, die Verluste durch frische Soldaten aufzufüllen. Häufig ergaben sich Pattsituationen, die keiner der beiden Parteien eindeutige Siege brachten.

Belagerung von Petersburg

Grant entschloss sich, der Südstaaten-Armee die entscheidende Niederlage mit der Eroberung des strategisch wichtigen Eisenbahnknotenpunkts Petersburg beizubringen, scheiterte jedoch mit seinem Vorhaben. Infolgedessen kam es zur Belagerung von Petersburg in der Zeit von Juni 1864 bis April 1865. Robert E. Lee, jetzt Oberbefehlshaber über die gesamte konföderierte Armee, war gezwungen, seine Frontlinien auszudünnen.

Nach monatelangen Abnutzungskämpfen verließ General Lee das militärische Glück. Am 2. April 1865 nahmen die Unionstruppen unter General Grant Petersburg ein. Lee gab die Verteidigung Richmonds auf und schloss sich der Tennessee-Armee in North Carolina unter General Joseph E. Johnston an. Diese wurde jedoch mit der Appomattox-Schlacht von den vereinigten Unionstruppen umstellt.

Ende des Amerikanischen Bürgerkrieges

Robert E. Lee 1865 bei Kriegsende
Robert E. Lee 1865 bei Kriegsende | Mathew Brady / Public domain

General Robert E. Lee kapitulierte gegenüber General Ulysses S. Grant und unterzeichnete im Courthouse von Appomattox am 9. April 1865 die Kapitulationsurkunde.

Nach dem verlorenen Krieg hatten die Angehörigen der Nord-Virginia-Armee den Status von auf Ehrenwort entlassenen Kriegsgefangenen und damit keinerlei Bürgerrechte mehr. Mit Erlass von Präsident Andrew Johnson vom 29. April 1865 erhielten diese ehemaligen Konföderationssoldaten, die Möglichkeit, mit einem Treueeid auf die amerikanische Union ihre Bürgerrechte zurückzuerhalten.

Nachkriegszeit und Tod

Robert E. Lee starb am 12. Oktober 1870, ohne dass ihm nach dem Krieg eine Amnestie gewährt worden war. Der ehemalige Südstaatengeneral war der Meinung, die US-Regierung würde sich vorbehalten, ihn zu einem späteren Zeitpunkt doch noch vor Gericht zu stellen. Tatsächlich war das Dokument, mit dem Lee den Treueid gegenüber der amerikanischen Union geschworen hatte, versehentlich abhandengekommen und den zuständigen Beamten nicht vorgelegt worden.

Erst 100 Jahre nach seinem Tod wurde das Dokument 1970 im Amerikanischen Nationalarchiv wiedergefunden. Präsident Gerald Ford begnadigte Robert E. Lee 1975 posthum und verlieh ihm erneut seine Bürgerrechte.

Ehrungen und Nachleben

Robert E. Lee ist bereits vor mehr als 140 Jahren gestorben, jedoch noch immer sehr präsent in vielen Teilen Amerikas, besonders in den Südstaaten. Viele Südstaatler trauern noch immer der vermeintlich großen Zeit des amerikanischen Südens hinterher, dem großen Reichtum und zahlreichen in wunderschöne Landschaften eingebetteten Plantagen. Nicht nur damals vor fast 150 Jahren glaubten die Südstaatler, für eine edle und gerechte Sache zu kämpfen.

Die Nachwelt sieht Robert E. Lee als einen der größten Feldherren der amerikanischen Geschichte. Seine militärischen Strategien und Taktiken werden noch heute an den renommierten Militärakademien des Landes gelehrt. Er ließ sich nicht von politischen Zwängen und Materialmangel ausbremsen. Er scheute nicht vor großen Risiken zurück und dominierte das Geschehen auf den Schlachtfeldern.

„Lost Cause“ der Südstaaten

Wie Robert E. Lee werden viele bekannte Südstaatler der damaligen Zeit als Gentlemen und ehrenwerte Militaristen verehrt, die jenseits jeder Kritik sind. Der durch die Südstaaten verursachte Sezessionskrieg wird als ehrenhaft verlorene Sache angesehen. Noch heute sprechen zahlreiche Südstaatler vom „lost cause“, einer zu Unrecht verlorenen Sache. Die Konföderation und der für den Süden verlorene Bürgerkrieg werden zu einem mythenumworbenen Ereignis stilisiert.

Viele Nachfahren der Konföderationsangehörigen fühlen sich immer noch ungerecht behandelt und machen Präsident Abraham Lincoln und die Schwarzen für den Niedergang des großen Wohlstandes der Südstaaten verantwortlich.

Arlington House und Denkmal

Das ehemalige Anwesen der Lees, Arlington House, wurde ein Jahr vor Kriegsende 1864 beschlagnahmt.

Initiator war ein ehemaliger Kamerad, der mit Robert E. Lee in der US-Armee gedient hatte. Dieser ehemalige Kamerad, Montgomery C. Meigs, war im Sezessionskrieg Generalquartiersmeister und gab den Anstoß für die Gründung des heute weltbekannten Militärfriedhofs Arlington. 1864 waren die meisten Militärfriedhöfe mit gefallenen Soldaten des Bürgerkrieges überfüllt, also brauchte man dringend neue Grundstücke für neue Gräber.

Meigs sorgte dafür, dass die Wahl ausgerechnet auf ein Grundstück direkt vor der Haustür des Lee-Anwesens fiel. Obwohl Meigs aus Georgia stammte und damit selbst Südstaatler war, hasste er seinen ehemaligen Vorgesetzten, der jetzt gegen die Unionsarmee der Nordstaaten kämpfe, der er sich Meigs angeschlossen hatte.

Er überwachte persönlich das Begräbnis von 26 Soldaten im Rosengarten von Mary Lee. Sein Ziel hatte Meigs erreicht, denn die Lees setzten nach Kriegsende keinen Fuß mehr auf ihr ehemaliges Anwesen. Kurz vor ihrem Tod 1873 besuchte Mary Lee ihre ehemalige Heimat noch einmal, wurde jedoch dermaßen von ihren Gefühlen überwältigt, dass sie das Haus nicht betrat.

Beschlagnahmung des Lee-Anwesens

Die rechtlich sichere Beschlagnahme des Lee-Anwesens nach dem Krieg geschah auf der Grundlage einer Behauptung, die Grundsteuer für Arlington House sei nicht bezahlt worden, was so vermutlich nicht stimmt. Wie auch immer, die Familie Lee ist rechtlich nie gegen diese Beschlagnahmung vorgegangen. Erst nach dem Tod seines Vaters 1870 reichte sein ältester Sohn George Washington Custis Lee Klage ein und verfolgte sein Anliegen bis zum Obersten Gerichtshof.

Er forderte eine Wiedergutmachung in Höhe von 300.000 Dollar, bekam schließlich jedoch nur die Hälfte dieser Summe zugesprochen. 1920 wurde Alexandria County, in dem sich das ehemalige Lee-Anwesen befand, in Arlington County in Anlehnung an eben jenes Anwesen und in Gedenken an General E. Lee umbenannt. Das War Department begann 1925 mit den Renovierungsarbeiten des baufälligen Herrenhauses.

1933 übernahm der National Park Service die Verwaltung des Lee-Anwesens, das 1955 zum Denkmal erklärt und im National Register of Historic Place eingetragen wurde. Die Verwaltung des Lee-Hauses liegt weiterhin beim National Park Service, während das angrenzende Gelände des Arlington Nationalfriedhofs beim Department of the Army angesiedelt ist.

Der Sturz eines Denkmals in Charlottesville

Der Rassenkonflikt flammt immer wieder vom Neuem auf. So auch, als der 21-jährige weiße Amerikaner Dylan Storm Roof 2015 in Charleston, South Carolina, eine Kirche stürmte und neun afroamerikanische Gläubige erschoss. Zuvor hatte er auf seiner Webseite ein Video von sich eingestellt, in dem er die amerikanische Flagge Stars and Stripes, das Nationalheiligtum schlechthin, verbrannte und stattdessen die Flagge der Konföderierten mit dem Kreuzsymbol in die Höhe reckte.

Diese Flagge war das Symbol der damals elf abtrünnigen Südstaaten, die mit ihrer Lossagung von der Union 1860/1861 den amerikanischen Bürgerkrieg auslösten. Bis zu diesem Zeitpunkt befand sich die Flagge der Südstaaten noch auf den Dächern vieler Parlamente im Süden der USA, obwohl die Konföderation nie als eigenständiger Staat anerkannt worden war.

Nach diesem Ereignis beschloss das Parlament von South Carolina, dieses Symbol endgültig einzuholen, zum Entsetzen bekennender Südstaatler. Damit jedoch nicht genug, nach einem Aufmarsch ultrarechter Nationalisten, wie den Mitgliedern des nach wie vor existierenden Ku-Klux-Klans, traf es auch das Denkmal des verehrten Südstaatengenerals Robert E. Lee in Charlottesville, Virginia.

Sind Denkmäler von Südstaatengenerälen noch zeitgemäß?

Statue von Robert E. Lee
Statue von Robert E. Lee

Zuvor hatte die amerikanische Gesellschaft kontrovers darüber diskutiert, ob Denkmäler berühmter Südstaatengeneräle angesichts des nach wie präsenten Problems des Rassismus noch zeitgemäß sind. In Charlottesville entzündete sich der Konflikt zwischen Befürwortern zum Erhalt dieser Denkmäler und den Gegnern, die sich für die Abschaffung selbiger, an den Sezessionskrieg erinnernden Symbole aussprachen.

Als diese beiden Gruppen schließlich aufeinandertrafen und der Streit zu eskalieren drohte, fuhr der 20-jährige Alex Fields aus Ohio mit seinem Auto in die Menge, tötete eine Frau und verletzte 19 weitere Menschen. Dieses Ereignis geschah nicht etwa in einem kleinen Dorf im tiefen Süden der USA, sondern in dem durchaus bekannten Charlottesville, einer Stadt, die Anfang dieses Jahrtausends als der Ort mit der höchsten Lebensqualität landesweit gewählt wurde.

Warum Robert E. Lee auch mehr als 150 Jahre nach diesem Waffengang die amerikanische Gesellschaft so polarisiert, beantwortet ein Blick zurück in die Geschichte, denn genau hier gründete der verehrte Gründervater Thomas Jefferson die University of Virginia. Ferner war diese Stadt auch zur Zeit des amerikanischen Bürgerkrieges ein wichtiger Ort.

Häufige Fragen und Antworten zu General Lee

Wer war die Familie von Robert E. Lee?

Eine alteingesessene und angesehene Familie aus Virginia.

Warum ist Robert E. Lee von Bedeutung?

Er war einer der wichtigsten Generäle des amerikanischen Bürgerkrieges.

Was war Robert E. Lees Beruf nach dem Ausscheiden aus dem Militär?

Am 2. Oktober 1865 wurde er Präsident des Washington Colleges.

War General Lee ein Christ?

Ja, er gehörte der Episkopalkirche an.

Wurde General Lee hingerichtet?

Nein, er starb im Alter von 63 Jahren eines natürlichen Todes infolge einer Herzerkrankung.

Quellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Sezessionskrieg

https://en.wikipedia.org/wiki/Robert_E._Lee

https://de.wikipedia.org/wiki/John_Brown_(Abolitionist)

https://www.history.com/this-day-in-history/robert-e-lee-dies

https://www.historynet.com/robert-e-lee

http://www.pbs.org/wgbh/americanexperience/features/grant-lee/

https://www.virginiahistory.org/collections-and-resources/virginia-history-explorer/robert-e-lee-after-war

https://www.faz.net/aktuell/politik/trumps-praesidentschaft/richmond-entfernt-denkmal-fuer-robert-e-lee-16800546.html

Robert E. Lee | American Battlefield Trust

https://www.welt.de/geschichte/article167659707/Warum-die-Statue-von-General-Robert-E-Lee-Amerika-spaltet.html

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