Puritaner in den USA
Gottesfürchtig und etwas anders - die Puritaner in Amerika
Die Puritaner spielen in der Geschichte der Vereinigten Staaten eine bedeutende Rolle, denn sie zählen zu den Gründungsvätern der Nation. Dabei hat der Puritanismus britischer Prägung auch in den USA einen eher zweifelhaften Ruf. Mit der religiösen Ausrichtung der amerikanischen Pioniere verbinden sich Fanatismus, Freudlosigkeit und eine ausgeprägte Sittenstrenge.
Grundlagen des Puritanismus
Puritanismus ist ein Leben nach den alttestamentarischen Ausrichtungen der Bibel. Die Menschen, die sich auch heute noch zu den Idealen der Puritaner bekennen, verbreiten nicht selten ein Klima der Selbstgefälligkeit. Nach ihren Vorstellungen sollten alle Bürger in der Lage sein, die Heilige Schrift als Leitschnur ihres Daseins ohne Wenn und Aber anzuerkennen.
Am Anfang stand der Bruch einer Ehe
Überlieferungen zufolge stand am Anfang des Puritanismus so etwas wie der Bruch eines Ehe-Gelübtes. Katharina von Aragon war die erste Frau des englischen Königs Heinrich VIII. Weil sie ihrem Mann nicht der erhofften männlichen Thronfolger schenkte, betrieb der Monarch die Annullierung dieser Ehe. Ein Begehren, das Papst Clemens VII. im Jahr 1534 ablehnte.
Daraufhin sagte sich Heinrich VIII von der Katholischen Kirche los und begründete die Tradition des Protestantismus auf der britischen Insel. Knapp dreißig Jahre später bildete sich eine Gruppierung, die den Verfall der Sitten im Königreich anprangerte und zu reinigenden Ritualen aufrief. Sie nannte sich „Puritain Articles of Convocation“ und deren Mitglieder wurden fortan in England verfolgt.
Die Rolle des Puritanismus bei der Kolonisierung der USA
Die „Pilgerväter“ auf der „Mayflower“
Der deutsche Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe schrieb in einem seiner Gedichte im Jahr 1820: „Amerika, du hast es besser als unser Kontinent, der alte…“ Allerdings war er nie in den USA, und die längste seiner Reisen führte ihn lediglich nach Sizilien. Ziemlich genau zwei Jahrhunderte vorher waren 102 Europäer mit der „Mayflower“ vor Cape Cod an der Küste Neuenglands gelandet.
Es waren die sogenannten „Pilgerväter“, die in der Neuen Welt ihr Glück suchten. Die meisten von ihnen waren aber nicht bereit, in Amerika ihre religiösen Gewohnheiten aufzugeben. Es waren Puritaner und Pilgrims und damit Angehörige von Gruppierungen, die sich von der anglikanischen Kirche abgespaltet hatten und sich zum Protestantismus bekannten.
Ein Vertrag und das Recht der Siedler
Da den Puritanern der Boden in England zu heiß wurde, wanderten viele ins Exil nach Holland aus – und später dann in die Vereinigten Staaten. Zu ihnen gehörte auch ein gewisser William Bradford, der in der englischen Grafschaft South Yorkshire aufgewachsen war und seinen Glaubensbrüdern nach Holland folgte.
Dort erkannte er offenbar schon bald, dass sich die Puritaner in diesem Land nur schwerlich mit dem dort praktizierten Calvinismus arrangieren konnten und ermunterte die Verfolgten zur Überfahrt mit der „Mayflower“ nach Amerika. Fast die gesamte Gemeinde wagte die Fahrt über den Ozean. Bradford zählte später zu den Unterzeichnern des historischen „Mayflower Vertrages“, der die Rechte der Siedler manifestierte.
Die Doktrin der „verdorbenen Menschheit“
Die britische Kolonie in Neuengland war von diesem Zeitpunkt an geprägt durch die Ideale und Sitten der Puritaner. Deren Geist durchwehte nach einigen Jahren fast alle Gesellschaftsschichten und breitete sich auf andere Provinzen des Landes aus. Allerdings blieb der Anglikanismus bis zum Jahr 1786 die offizielle Staatsreligion.
Die Anhänger der puritanischen Glaubensrichtung hielten sich zwar mehrheitlich an die Doktrin des Calvinismus, doch sie lehnten einige überlieferte Traditionen der Religionsausübung strikt ab. Vor allem waren sie davon überzeugt, dass die Menschheit in ihrer Natur ohne Hoffnung lebe und im Grunde verdorben sei. Eine Haltung, die im krassen Widerspruch zu anderen protestantischen Kirchen stand und steht.
Ein „Leben im Angesicht der Sünde“
Während andere Religionen Perspektiven aufzeigen und ihre Anhänger zu einem Leben mit moralischen Prinzipien ermuntern, gibt es bei den Puritanern keinerlei Abstinenz von der irdischen Sünde. Vielmehr sind deren Angehörige verdammt zu einem Leben „im Angesicht der Sünde“ und ihr Gott allein ist danach in der Lage, eine kleine Gruppe auszuwählen für eine Wiedergeburt im Paradies.
Von den Kanzleien predigen nunmehr seit Jahrhunderten die Priester des Puritanismus von der bevorstehenden Strafe Gottes. Weltliche Vergnügungen sind den Gläubigen so gut wie fremd. Sie alle stehen für eine strikte Trennung von Staat und Kirche sowie für die Selbstverwaltung ihrer Gemeinde unter Verzicht auf ein Bischofsmandat.
Puritanismus in den USA
Die orthodoxen Puritaner, wie sie einst mit der „Mayflower“ die Neue Welt erreichten, gibt es nicht mehr. Doch die Lehre von der göttlichen Allmacht, wonach nur wenige für das Paradies erwählt werden, ist noch immer tief verwurzelt im Bewusstsein der Menschen dieser extremen Randgruppe unter den Glaubensgemeinschaften in den Vereinigten Staaten.
Inzwischen leben größere Gruppen der Puritaner im Bundesstaat Massachusetts. Dort, in den grenzenlosen Weiten des Landes, gab es niemals Probleme mit den Ureinwohnern. Diese verstanden zwar nicht die Riten und die Kultur der Puritaner, doch sie störten die Fremden nicht bei ihrer permanenten „Suche nach der Vollkommenheit in einer unvollkommenen Welt“. Die Regierung von Massachusetts gab sich statt dessen viel Mühe, das Alte Testament mit den Bestimmungen des englischen Rechts zusammen zu führen.
Eine religiöse Selbstsicherheit
In ihren selbst gewählten Regeln und Riten des Alltags findet unter anderem das Freizeitverhalten der Puritaner lediglich unter rigorosen Grundwerten statt. So ist das Tanzen ebenso verboten wie der Konsum alkoholischer Getränke. Und in den Bibliotheken der Gemeinden müssen die Bücher nach männlichen und weiblichen Autoren getrennt werden.
Den legendären Pilgervätern, die im nahenden Winter des Jahres 1602 mit der „Mayflower“ Amerika erreichten, verbreiteten damals in ihrer neuen Heimat so etwas wie eine Atmosphäre der religiösen Selbstsicherheit.
Es war die Berufung auf das göttliche Wesen, das sich später sogar in der Politik bemerkbar machte. Die Anhänger des Puritanismus sind noch immer vereint in ihrer strikten Ablehnung von Lüsternheit und einer Missdeutung des Evangeliums.
Die ethischen Grundsätze der Bibel
Die Selbstverwaltung ihrer Gemeinden ist ein ehernes Grundprinzip des puritanischen Lebens in den Vereinigten Staaten. Ursprünglich befürworteten die Anhänger dieser Gemeinden die Installierung eines Gouverneurs, der als Repräsentant des englischen Königshauses fungieren sollte. Die Mitglieder dieser Gemeinden sollten allerdings ein Mitspracherecht bei der Gesetzgebung und bei der Festlegung von Steuern erhalten.
Doch als das Mutterland auf der britischen Insel im Laufe der Zeit mehr und mehr das Interesse an den puritanischen Dörfern in Amerika verlor, bröckelte auch die politische Verantwortung der Alten Welt in den neuenglischen Kolonien. Was blieb, waren die allgemeine Wertschätzung der Bildung und vor allem die Umsetzung der ethischen Grundsätze der Bibel.
Die politisch korrekten Amerikaner
In den puritanischen Gemeinden der USA entstanden nach und nach immer mehr Waisenhäuser und Schulen. In ihnen fanden auch die Kinder aller Gesellschaftsschichten Aufnahme. Bei der Erziehung und Bildung wurde die totale Askese gelehrt und die Schüler wurden angehalten, ihre Zeit nicht durch „sinnloses Treiben“ zu vergeuden.
Über einen langen Zeitraum galten die Puritaner in den Vereinigten Staaten eher als scheinheilig und freudlos. Heute erblickt man in den USA in den meisten Mitgliedern der Gemeinden politisch korrekte Amerikaner mit einer Sympathie zum Sektierertum und zur kleinlichen Auslegung der Bibel. Und so bleibt den Betrachtern im Umgang mit den Puritanern ein gewisses Unbehagen an der engen Auslegung ihres Leitfadens des Lebens.
Katholizismus, anglikanische Staatskirche und Puritanismus
Die religiöse Reformbewegung mit ihren Wurzeln in der anglikanischen Kirche verstand sich seit jeher als ablehnender Faktor gegenüber den Gebräuchen der katholischen Kirche. Die Gewänder der Priester und die häufig pompöse Ausstattung der Gotteshäuser waren wie ein Dorn in den Augen der Puritaner.
Die zum Absolutismus neigende katholische Gedankenwelt ist bei den Angehörigen dieser religiösen Gesellschaft nach wie vor verpönt. Ebenso lehnen sie Amtsträger jeglicher Art ab. Sie verstehen sich als eine Protestbewegung gegen die traditionellen katholischen Gepflogenheiten mit ihrer häufig nicht zu leugnenden Autoritätshörigkeit.
Vielmehr betonen sie vor allem in den Vereinigten Staaten ein harmonisches Familienleben und den Dienst am Nächsten. Die Puritaner folgten allerdings schon sehr früh den liberalen Ideen der amerikanischen Revolution.
Häufige Fragen und Antworten
Wer sind die Puritaner?
Diese Glaubensgemeinschaft ist eine Abspaltung der anglikanischen Kirche. Sie hat ihren Ursprung im 16. Jahrhundert.
Was bedeutet puritanische Züge?
Die Merkmale einer puritanen Lebensführung sind unter anderem Tugend, Askese und Sittenstrenge.
Welche Sprache sprechen Puritaner?
Die Puritaner in den amerikanischen Gemeinden verständigen sich – natürlich – in der englischen Sprache. Schließlich sind die Vereinigten Staaten seit 1620 ihre Heimat.